Senatspläne sollen nur noch eine Typenschwimmhalle vorsehen
Marzahn-Hellersdorf bangt ums Kombibad
Vergangene Woche hat die Große Koalition aus CDU und SPD in Berlin ihr Sparpaket für das Jahr 2025 vorgestellt. Insgesamt sollen drei Milliarden Euro gestrichen werden. Zwar bleiben die Etats der Bezirke von den Kürzungen verschont, Auswirkungen des Kahlschlags werden aber in allen 96 Ortsteilen spürbar sein. Welche landesfinanzierten Projekte ganz konkret in Gefahr sind, darüber gibt es in Marzahn-Hellersdorf noch keine Klarheit. Durchgesickert ist bereits, dass beim geplanten Kombibad abgespeckt werden soll.
Sie habe auch nur aus der Presse davon erfahren, erklärte die für Stadtentwicklung zuständige Bezirksstadträtin Heike Wessoly (CDU) am Donnerstag in der Bezirksverordnetenversammlung. Der Tagesspiegel hatte zuerst berichtet, dass statt neuer Mehrzweckschwimmbäder in Pankow und Marzahn-Hellersdorf nur noch einfachere Typenschwimmhallen errichtet werden sollen. Linke-Fraktionschef Bjoern Tielebein bat das Bezirksamt um eine erste Einschätzung, was dies für das Kombibad-Vorhaben bedeute.
„Auch wenn die Finanzierung aktuell nicht gesichert ist, gehe ich davon aus, dass wir ungeachtet dessen weiterhin gemeinsam für ein Freibad in unserem Bezirk kämpfen werden“, erklärte Heike Wessoly und kündigte an, das gestartete B-Planverfahren fortführen zu wollen. Damit soll weiterhin Baurecht für ein Hallen- und Freibad im Jelena-Šantić-Friedenspark geschaffen werden. Ursprünglich war geplant, ein Familienbad mit Frei- und Hallenbereich sowie einer Saunalandschaft durch die kommunalen Berliner Bäder-Betriebe bauen und betreiben zu lassen. Sollte davon aus Kostengründen abgewichen werden, gebe es auch andere mögliche Varianten, merkte die Stadträtin an. Denkbar wäre zum Beispiel, die Anlage beginnend mit der Schwimmhalle in mehreren Schritten zu realisieren, so Wessoly.
„Wenn die aktuelle Regierung das mit der Typenschwimmhalle ernst meint, hat sie das Problem in Marzahn-Hellersdorf nicht verstanden. Wir wollen ein Freibad für alle haben“, äußert sich der Bezirksvorsitzende der Linken, Kristian Ronneburg, zu den neuesten Meldungen. Seine Sorge ist, dass der klamme Senat auf die Idee kommen könnte, das Projekt einem Investor zu übertragen, der ein „privates Spaßbad“ in den Kienberg „reinbaut“ und dann Eintrittspreise erhebt, die sich viele Familien im Bezirk nicht leisten könnten.
Auch Familienstadtrat und Kombibad-Initiator Gordon Lemm (SPD) erklärte am Donnerstag in der BVV, es sollte primäres Anliegen bleiben, das Vorhaben mit den Bäder-Betrieben umzusetzen. Sei dies aber partout nicht möglich, müsse auch mit privaten Anbietern gesprochen werden. „Weil es in jedem Fall wichtig ist, dass wir ein Kombibad bekommen“, sagte Lemm und erinnerte daran, wie lange im Bezirk schon für den Standort, die Zusage der Berliner Bäder-Betriebe und die Finanzierung gekämpft wird. Die neuesten Entwicklungen seien „auf jeden Fall ein Rückschlag“. Aber aufgeben gilt nicht: Mit Blick nach Pankow bemerkte Lemm, er möchte erst mal sehen, dass sich dort in Sachen Multifunktionsbad überhaupt etwas tue. Das Vorhaben wird seit vielen Jahren schon verschleppt. Sollte es komplett ins Wasser fallen, hätte er „einen konstruktiven Vorschlag“, was alternativ mit dem nicht benötigten Geld angestellt werden könnte.
In der nächsten Sitzung der BVV am 19. Dezember wird sicher weiter diskutiert. Bis dahin sollte dem Bezirksamt auch eine offizielle Information des Senats vorliegen.