Schluss mit dem Problemzonen-Gerede

 Mario Czaja (CDU) fordert in seinem Buch die Stärkung des Ostens

Schluss mit dem Problemzonen-Gerede

Gerade schaut ganz Deutschland sorgenvoll in den Osten des Landes. In Thüringen fuhr die von Verfassungsschützern als gesichert rechtsextrem eingestufte AfD von Björn Höcke einen historischen Wahlsieg ein. In Sachsen landete die Partei nur knapp hinter der CDU und auch in Brandenburg, wo am 22. September gewählt wird, sehen Umfragen die Rechtspopulisten vorn. Zwei Wochen vor den Landtagswahlen hat der in Mahlsdorf verwurzelte Bundestagsabgeordnete Mario Czaja (CDU) sein neues Buch im Heino-Schmieden-Saal von Schloss Biesdorf vorgestellt. „Wie der Osten Deutschland rettet – Lösungen für ein neues Miteinander“ ist im Breisgauer Herder-Verlag erschienen. 

Darin beschreibt der Politiker den Umstand, dass Deutschland auch 34 Jahre nach der Wiedervereinigung längst noch nicht zusammengewachsen ist, und wie ein zunehmender, von der Parteiendemokratie enttäuschter Teil der Gesellschaft im Osten lange Zeit bei Wahlen zu Hause blieb, nun aber in AfD und BSW ein Ventil sieht. Dass über die sogenannten „neuen Bundesländer“ nur als Problemgebiet berichtet werde, gehe ihm gegen den Strich, so Czaja. Er wirbt stattdessen für einen Aufbau Ost 2.0 und Sonderförderzonen, die die ostdeutsche Wirtschaft mit steuerlichen Anreizen, bürokratischen Erleichterungen und gezielten Investitionen auf die Überholspur bringen sollen. Er plädiert für eine „DIN Ost“ und die stärkere Einbindung ostdeutscher Erfahrungen bei der Bewältigung der anstehenden Transformationsprozesse im Land, fordert eine Ostquote und angesichts der ungleichen Verteilung von Vermögen auch ein „Kinderstartkapital“. 


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Schon 2021, nach seiner Direktwahl in den Bundestag, verrät Czaja bei der Präsentation in Biesdorf, habe er mit der Buchidee geliebäugelt. Dann aber machte CDU-Chef Friedrich Merz ihn überraschend zum Generalsekretär. Als er von selbigem wieder abgesägt wurde, kramte er das Projekt aus der Schublade hervor. Als Abrechnung will er die Publikation zwar nicht verstanden wissen, so ganz kann er der Versuchung beim ausführlichen Rückblick auf seinen Rauswurf dann aber doch nicht widerstehen. 

 

Darin bestärkt, seine Gedanken zu Papier zu bringen, wurde der Ex-Generalsekretär auch von Wolfgang Schäuble (1942-2023). Dieser soll ihm zwei Ratschläge mit auf den Weg gegeben haben. Erstens: „Sie müssen das für ganz Deutschland schreiben, gerade auch in Richtung Westen.“ Und zweitens: „Sie müssen selbstbewusst Lösungen formulieren.“ Das habe er beherzigt und umzusetzen versucht. Eigentlich hätte Schäuble auch das Vorwort verfassen sollen. Doch dazu kam er nicht mehr. Gregor Gysi – zu dessen Linkspartei die CDU im Jahr 2018 den von Czaja seit Langem kritisierten Unvereinbarkeitsbeschluss gefasst hat – übernahm. Gysi bemerkt darin unter anderem: „Das Potenzial des Ostens aktiv für das ganze Land zu nutzen, wäre auch eine Voraussetzung dafür, rechtsextremen Kräften das Wasser abzugraben, die aus den politischen Enttäuschungen und sozialen Abstiegsängsten im Osten Kapital zu schlagen suchen.“

 

Mario Czaja:

„Wie der Osten Deutschland rettet“

ISBN: 978-3-451-39829-2

Verlag Herder GmbH 

192 Seiten, gebunden, Preis: 20 €