Neue Grundschule startet ohne Pausenhof

Gefahrenstelle Baustelle: Eltern beklagen Situation an der Quedlinburger Straße

Neue Grundschule startet ohne Pausenhof

Was eigentlich Grund zur Freude sein sollte, treibt Katrin Klimt in diesen Tagen die Sorgenfalten auf die Stirn. Nach Pfingsten heißt es für ihre zwei Söhne: Raus aus den Containern an der Louis-Lewin-Straße und rein in eine der modernsten Schulen Europas. Die Grundschule im Naumburger Ring wurde nach dem Konzept der Berliner Lern- und Teamhäuser errichtet – mit offenen Lerninseln, großen Glaselementen, modernster Ausstattung und allem Pipapo. Ihre Pausen aber müssen die beiden Zweitklässler mit über 300 anderen Kindern zwischen Baggern und Bauzäunen quasi auf der Straße verbringen, denn der Schulhof ist noch immer eine riesige Baustelle. 

Wie lange das so bleibt, kann derzeit nicht einmal Schulstadtrat Stefan Bley (CDU) sagen. Ihm lägen keine neuen Informationen seitens der bauausführenden Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen vor, teilt er auf Nachfrage mit. Zuletzt war im Herbst die Fertigstellung für Juni 2024 avisiert. Aber weder der Stadtrat noch die Eltern glauben daran, dass dieser Termin zu halten ist. „Ich laufe hier relativ häufig mit dem Hund lang und sehe seit Monaten keine Veränderung“, berichtet Tessa Jurczyk, deren Sohn auch in die zweite Klasse geht. „Wir hätten gern Gewissheit und möchten ein konkretes Datum genannt bekommen“, fordert die Hellersdorferin.

 

Angesichts der aktuellen Baustellensituation schicken viele Eltern ihre Kinder mit einem mehr als unguten Gefühl in die Schule. „Die Sicherheit ist hier schlichtweg nicht gewährleistet“, meint Katrin Klimt und zeigt auf die unfertige Zaunanlage. „An einigen Stellen stehen nur Pfosten. Dazwischen hängen Bauzäune. Das verleitet die Schülerinnen und Schüler mit ihrer kindlichen Neugier doch förmlich dazu, die Baustelle zu betreten“, befürchtet die besorgte Mutter. 

Auch sonst gebe es etliche offene Fragen: Wo versammeln sich die Klassen bei Feueralarm? Wie sollen sich gerade die Jüngeren auf den Unterricht konzentrieren, wenn draußen die Bauarbeiter Krach machen? Müssen die Kinder in den Hofpausen ständig drinnen hocken, statt ihrem natürlichen Bewegungsdrang nachzugehen?  

 

Stadtrat Bley teilt dazu mit: Die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler sei insofern gewährleistet, dass es eine Feuerwehrzufahrt und ein Brandschutzkonzept gebe. Außerdem erklärt er: „Die Schulgemeinschaft wird für die Zeit der Gestaltung des Schulhofes neben den hausinternen Platzangeboten auch auf den angrenzenden Spielplatz ausweichen.“ Die Eltern besänftigt das kaum, zumal der Spielplatz für so viele Kinder überhaupt nicht ausgelegt ist. Sorgen bereitet einigen Müttern und Vätern zudem der Weg vom Hauptgebäude zur Turnhalle. Der führt während der Bauzeit außerhalb des Schulgeländes auf einem nicht sonderlich breiten Bürgersteig an der vielbefahrenen Quedlinburger Straße entlang. An Tempo 30 halte sich dort kaum jemand, beobachtet Tessa Jurczyk. Darum hoffen die Eltern, dass das Straßen- und Grünflächenamt zum Schulstart noch gut sichtbare Hinweisschilder aufstellt, um die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmenden auf die Schule zu lenken.

 

„Alles in allem wäre es uns angesichts dieser Rahmenbedingungen lieber gewesen, wenn die Kinder noch in den Schulcontainern hätten bleiben können, bis die Außenanlagen vollständig fertig sind“, gesteht Katrin Klimt. Ein Verbleib über die Sommerferien hinaus sei hingegen keine Option. Mit 13 Klassen der Jahrgänge eins bis vier sind die Kapazitätsgrenzen an dem temporären Schulstandort in der Louis-Lewin-Straße bereits erreicht. Eine Klasse wurde bereits an die Kolibri-Grundschule ausgelagert. Fünf erste Klassen kommen im Sommer hinzu. Außerdem sind die mobilen Klassenzimmer schon anderweitig verplant. Die Kinder der Mahlsdorfer Elsenschule sollen in den Räumen ab August unterrichtet werden, bis dann auch ihr neues Schulgebäude bezugsfertig ist.  

 

Innen sieht der neue Schulstandort deutlich besser aus: