Bunte Aktion vor dem Rathaus am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit
IDAHOBIT in Marzahn-Hellersdorf
Heute vor 34 Jahren hat die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität von der Liste der Krankheiten gestrichen. Seit 2005 ist der 17. Mai Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit. In Marzahn-Hellersdorf setzten einige Menschen aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft am diesjährigen IDAHOBIT vor dem Rathaus auf dem Alice-Salomon-Platz wieder ein Zeichen für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt und gegen Queerfeindlichkeit. Es wurden Regenbogenflaggen gehisst, Reden gehalten und beim Poetry Slam selbst geschriebene Texte vorgetragen.
„Wir haben allein hier in Berlin jeden Tag mindestens zwei Übergriffe auf queere Menschen – und das sind nur die Fälle, die zur Anzeige gebracht werden.“ Es sei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, berichtete der Queer-Beauftragte des Landes Berlin, Alfonso Pantisano. Diese Entwicklung mache ihn sehr besorgt, so der 49-Jährige. Er kenne trans Freund:innnen, die das Haus ab einer bestimmten Uhrzeit nicht mehr verlassen und wisse auch als „selbstbewusster schwuler Mann“ im Gegensatz zu Heteros nicht, wie es ist, auf offener Straße die Hand des Partners zu halten und sich völlig angstfrei von Glückshormonen berauschen zu lassen. Sein Gehirn könne in dem Moment nicht an etwas Schönes denken. Stattdessen habe er Fragen im Kopf wie: „Kann ich das hier machen? Ist das safe oder problematisch?“ Pantisano warnte vor dem Erstarken rechter Kräfte – schließlich hätten Nazis schon einmal queeres Leben zerstört und alle Errungenschaften zunichte gemacht – und er appellierte an die Menschen in der Stadt – ob queer oder cis-hetero – dafür einzutreten, dass in der „Regenbogenhauptstadt“ alle in Freiheit leben können.
Bezirksstadtrat Gordon Lemm (SPD) hob in seiner Rede die Bedeutung des Aktionstages hervor. Es sei wichtig, auf das Erreichte zu blicken, an die mutigen Vorkämpfer:innen zu erinnern, aber sich auch klarzumachen, wie viel es auf dem Weg zur Gleichberechtigung von LGBTIQ noch zu tun gebe. Außerdem würdigte er die Arbeit der Marzahn-Hellersdorfer Queer-Beauftragten Vanessa Krah. „Durch sie ist das Thema queeres Leben in Marzahn-Hellersdorf überhaupt erst in die Öffentlichkeit getreten und somit für viele Menschen wahrnehmbar geworden.“ Und Sichtbarkeit braucht es, um Vorurteile und Ängste abzubauen. Die Rechte queerer Menschen zu stärken, bedeute nicht, anderen etwas wegzunehmen oder sie einzuschränken. „Das Einzige, was wir fordern, ist, dass Menschenrechte, Anerkennung, Respekt und Toleranz für jeden und jede gelten“ – völlig unabhängig davon, welche geschlechtliche Identität Menschen haben oder wen sie lieben, so Lemm.