Am 8. März von 9 bis 16 Uhr
Wer packt mit an beim Subbotnik auf dem Kinderbauernhof?
An diesem Ort ist alles möglich: Tiere, für die andere keine „Verwendung“ mehr haben, avancieren in kürzester Zeit zu Stars. Schüchterne Kinder entwickeln auf den Rücken von Ponys und Pferden Mut und Selbstbewusstsein. Erwachsene mit schlechten Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt finden eine sowohl sinnvolle als auch wertschätzend bezahlte Beschäftigung. Und zum Subbotnik, der dem Namen nach ja üblicherweise samstags stattfindet, wird einfach mal am Freitag aufgerufen. Von 9 bis 16 Uhr steht im Spielewald Eiche am 8. März ein großer gemeinschaftlicher Arbeitseinsatz an. Wer noch nichts vorhat, kann vorbeikommen und mit anpacken.
Hühner füttern, Pferde striegeln, Schafe streicheln, am Lagerfeuer sitzen und draußen toben: Der Spielewald Eiche (Eichner Chaussee 3) an der Grenze zu Marzahn-Hellersdorf ist ein Paradies für kleine und große Hauptstadtkinder. Bevor dort die Hochsaison wieder losgeht, muss die Anlage aber noch in Schuss gebracht werden. „Wir versinken nach dem vielen Niederschlag der vergangenen Monate völlig im Schlamm“, sagt Matthias Bielor von der Spielplatzinitiative Marzahn. Der Verein betreibt den Kinderbauernhof seit über 20 Jahren und bringt hier Kindern und Jugendlichen aus der Nachbarschaft Natur und Tiere näher.
Bevor es wieder wärmer und damit auch deutlich trubeliger auf dem drei Hektar großen Gelände wird, will das Team um Spielewald-Leiterin Anna Freda einige „Baustellen“ auf dem Kinderbauernhof beseitigen. Geplant ist unter anderem, Teile des Hauptweges zu befestigen, Totholz zu entfernen, etliche Bäume mit Kaninchendraht zu schützen und zur Schlammbekämpfung auf einer Koppel ein Entwässerungssystem zu bauen. Dafür müssen etwa ein Kubikmeter Erde ausgehoben, Steine geschleppt, Vlies und Rohre verlegt werden. Wer körperlich nicht so schwer arbeiten könne, werde für andere Tätigkeiten gebraucht, versichert Anna Freda.
Die Helfer:nnen erhalten zur Stärkung ein rustikales Frühstück, mittags Thüringer Rostbratwürste sowie Kaffee und Glühwein am Lagerfeuer. Kinder können spielen, gegen Spenden reiten oder Kettenkarussell fahren und, wenn sie mögen, auch ein bisschen fleißig sein. Der Dresscode lautet: Gummistiefel und Klamotten, die schmutzig werden dürfen, statt schnieker Feiertagskleidung.
Unterstützt wird der Arbeitseinsatz vom Fraktionsverein der Partei Die Linke im Bundestag mit einer 500-Euro-Spende. Auf Finanzspritzen wie diese ist die Spielplatzinitiative Marzahn dringend angewiesen. Weil der Kinderbauernhof auf Brandenburger Gebiet an der Grenze zu Berlin liegt, jedoch hauptsächlich Kinder und Jugendliche aus Marzahn-Hellersdorf das Angebot nutzen, drücken sich die Behörden hier wie da gekonnt um eine öffentliche Förderung. Um das Überleben des Spielewalds und die Versorgung der Tiere sicherzustellen, wurden bis zur Corona-Krise unter anderem Einnahmen aus Veranstaltungen und Kremserfahrten generiert. Dann brach all das weg und ist heute weit vom Vorpandemie-Niveau entfernt. Zumal die Unterhaltskosten in den letzten Jahren explodiert sind. Allein der Preis für Heu habe sich vervierfacht, berichtet Matthias Bielor.
Dabei bräuchte es viel mehr Orte wie diesen. Das Team des Kinderbauernhofs leistet nicht nur pädagogisch wertvolle Arbeit. Viele Tiere haben hier schon eine zweite Chance im Leben bekommen – und sie werden zu nichts gezwungen. So wie Pferd Stromberg, das von seinem Züchter abgegeben wurde, weil es sich nicht reiten lassen wollte. Reiten ist bis heute nicht sein Ding. Dafür liebt es der Charakter-Hengst, gestreichelt und frisiert zu werden. Anna Freda und ihre Mitstreiter:innen haben außerdem seine Entertainer-Qualitäten zum Vorschein gebracht. Er macht „Platz“ und „Sitz“ auf Kommando und beherrscht weitere Kunststücke.
Stromberg ist auch kein Einzelfall: Ein Esel wurde aus einem Tierversuchslabor gerettet und das Mini Shetty Rosalie blieb ein lebenslanges trostloses Dasein in einem Freizeitpark erspart. Weil es viel zu klein zum Reiten ist, hatten sie dort für das Pony keine Verwendung. Jetzt zaubert es Senior:innen in verschiedenen Pflegeheimen ein Lächeln ins Gesicht. „Rosi macht alles mit. Sie fährt auch Aufzug“, sagt Anna Freda. Vor allem Demenzkranke, aber auch alle anderen älteren Menschen tun die tierischen Besuche gut.
Neben Pferden, Ponys und Eseln gibt es Schafe, Hunde, Hühner und Katzen im Spielewald. Ältester Bewohner ist Namur, ein 29 Jahre alter Hengst, dem das Heufressen inzwischen schwerfällt. Deswegen wird ihm sein Futter dreimal täglich als Brei gegeben.
Weitere Informationen auf: www.spielplatzinitiative.de/spielewald/