Von wegen unbeschulbar

Was die „miwa“-Schule anders macht

Von wegen unbeschulbar

Privatschulen haben den Ruf, teuer und elitär zu sein. Kritiker behaupten sogar, sie spalten die Gesellschaft und sorgen dafür, dass die soziale Schere weiter auseinandergeht. Vivian Kammholz ist da ganz anderer Auffassung, was zugegeben auch nicht verwundert: Die Mahlsdorferin hat Anfang des Jahres gemeinsam mit anderen engagierten Eltern in der Karl-Holtz-Straße 6 die Freie Demokratische Schule „miwa“ eröffnet. Dort lernen aktuell 22 Kinder im Grundschulalter. Sie werden von einem Lehrer, zwei Lernbegleitern und einer Auszubildenden betreut. Zehn weitere Mädchen und Jungen sollen im nächsten Sommer dazukommen.

Das Interesse an der neuen Schule ist groß. Manche Eltern entscheiden sich ganz bewusst für das Konzept und damit gegen überfüllte Klassen, vorgegebene Lernstrukturen, Leistungsdruck, Noten und Hausaufgaben. Für andere Mütter und Väter ist die Schule fast schon die letzte Hoffnung, weil ihr Nachwuchs in einer Regelschule nicht gut zurechtkommt oder bereits durchs Raster gefallen ist. „Wir haben zum Beispiel einen Zweitklässler aufgenommen, für den wir schon die dritte Station sind.“ Aus der Regelschule wurde er als angeblich unbeschulbar entlassen. Das sei er aber gar nicht, meint Vivian Kammholz. „Im Schreiben und Lesen ist er zum Beispiel schon unfassbar weit.“ Dafür sei das Soziale noch nicht so gut ausgeprägt. „Es fällt ihm schwer, gut mit anderen Kindern umzugehen. Er hat eine niedrige Frustrationstoleranz, ist dadurch schnell gestresst, fühlt sich schneller beleidigt und hat dadurch schon ganz oft Ausgrenzung erfahren“, berichtet die Schulgründerin. 

 

Ein weiterer „Fall“ sei ein Fünftklässler, der schon nach einem halben Jahr in Klasse 1 wieder ausgeschult wurde. „Das sind keine unterdurchschnittlich intelligenten Kinder – im Gegenteil.“ Es mache auch keinen Unterschied, aus welchem Elternhaus sie kommen oder wie angepasst sie seien, es gehe schlichtweg um individuelle Betreuung, stellt Vivian Kammholz klar. In der „miwa“-Schule erwartet die Mädchen und Jungen ein sehr offenes Unterrichtskonzept. Gelernt wird in altersgemischten Gruppen und verstärkt in fächerübergreifenden Projekten. Über die Sozialstruktur in der Schülerschaft sagt die 39-Jährige: „Wir haben hier eine bunte Mischung.“ Vier Kinder besitzen einen Berlinpass. Das Schulgeld ist nach Einkommen gestaffelt. Die Eltern entscheiden selbst, was sie finanziell gestemmt bekommen. 

 

Ganz ohne gehe es aber nicht. Lehrer- und Erziehergehälter, Miete, Betriebskosten, Lernmaterial – das alles wolle schließlich finanziert werden. Zumal in Berlin die Schulen freier Träger in den ersten fünf Jahren keinerlei öffentliche Zuschüsse erhalten. Zwar wollen CDU und SPD laut Koalitionsvertrag die Bewährungsfrist für Schulen in freier Trägerschaft auf zwei Jahre verkürzen, aber das wird nicht vor 2025/26 passieren. Für Vivian Kammholz und ihr Team heißt das: Noch mehr Menschen gewinnen, die an das Projekt glauben und sich vorstellen können, die „miwa“-Schule mit einer 3.000-Euro-Bürgschaft für den benötigten Kredit oder mit einer Spende zu unterstützen. Infos dazu finden Interessierte auf www.miwa.schule