Wohnungsgenossenschaft hat ein Theater mitten in der Plattenbausiedlung hochgezogen
Grüne Bühne in Hellersdorf nimmt Spielbetrieb auf
Marzahn-Hellersdorf hat ein neues Theater. Die „Grüne Bühne“ ist nicht nur eine Räumlichkeit, in der gelegentlich auch mal Theatervorstellungen stattfinden, sondern eine Einrichtung mit einem engmaschigen vielfältigen Veranstaltungsprogramm.
Es ist schon etliche Jahre her, dass Bewohner der Wohnungsbaugenossenschaft „Grüne Mitte“ die Anregung gaben, eine Veranstaltungsstätte zu schaffen. Nahe dem Wuhle-Wanderweg und nur wenige Minuten von den Gärten der Welt entfernt entstand ein Wohngebiet, dessen Bestand Mitte der 90er Jahre an einen Großinvestor verkauft werden sollte. Um das zu verhindern, gründeten Mieter eine Genossenschaft. Der „Grünen Mitte“ gelang es, die Wohnungen vor dem Zugriff zu retten. Parallel zum naturnahen Ausbau der Region trug sie mit Baumpflanzaktionen und Mietergärten zur grünen Infrastruktur bei. Es fehlte nur noch Kultur.
Zwischen zwei 6-Geschossern entstand in den zurückliegenden Jahren ein kleines feines Theatergebäude. Unglücklicherweise fiel die Fertigstellung in die Corona-Zeit. Und so dauerte es, bis ein Betreiber gefunden werden konnte, der sich zutraute, hier ein interessantes und abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen. Eigens dafür bildeten Stephan Wapenhans, Knut Eichhorn und Jana Franzke eine Betreibergesellschaft mit dem passenden Namen „Künstler Herz“. Die drei ergänzen sich. Franzke ist eine Veranstaltungskauffrau aus Rüdersdorf, wird aber sicher auch auf der Bühne zu sehen sein. Gastronom Eichhorn kennt man in Berlin u.a. schon aus dem „Cum Laude“, dem Restaurant in der Humboldt-Universität und einer bayerischen Gaststätte am Kupfergraben. Künstlerischer Leiter ist Sänger (Tenor), Schauspieler und Regisseur Stephan Wapenhans. Seine Gesangsausbildung hatte er unter anderem am Neil Semer Vocal Institut in New York. Er lebte viele Jahre in Wien und war mit neun Produktionen für das Open-Air-Sommertheater im Herzen Südkärntens tätig.
Jetzt wagt sich das Trio an ein eigenes Theater. Das Programm für die ersten Monate verspricht einen bunten Reigen an Unterhaltung. Dazu hat Wapenhans durchgesetzt, dass die Reihenbestuhlung für die meisten Veranstaltungen durch Tische und Stühle ersetzt wird, um eine Caféhaus- oder Revuetheater-Atmosphäre zu schaffen. Während der Veranstaltungen und darüber hinaus kann man sich kulinarisch verwöhnen lassen. Im Vorraum ist das Bistro Molière zu finden. Hier wird es von Mittwoch bis Sonntag zwischen 10 und 19 Uhr ein gastronomisches Angebot geben.
Nach einer Vorpremiere mit Vertretern der Wohnungsgenossenschaft fand Anfang Dezember im Theater ein Tag der offenen Tür statt. Anwohner und künftige Gäste sollten einen ersten Eindruck bekommen. Für musikalische Unterhaltung sorgte die Band „Die Eroberer“. Gleich am nächsten Tag folgte ein Brunch mit leckerem Essen und weihnachtlicher Bühnenshow, die auch an den Weihnachtsfeiertagen stattfindet. Auf dem Programm steht außerdem ein Neujahrskonzert.
Die „Grüne Bühne“ will auch jungen Künstlern die Chance geben, sich zu präsentieren – und zwar am sogenannten „Free Friday“ (jeder letzter Freitag im Monat). 100 Prozent Tanzmusik erwartet ab Januar alle, die gern bei Discofox, Foxtrott, ChaChaCha und Co. übers Parkett wirbeln. Sogar ein Kinoprogramm ist vorgesehen, immer mittwochs um 19 Uhr flimmern Filmklassiker von „Der Pate“ bis hin zu „Der kleine Lord" über die Leinwand.
Die „Grüne Bühne“, so Wapenhans, solle auch ein Ort für Kinder- und Jugend-Kulturarbeit sein und die Bühne für Tanz-, Chor- und Schauspielprojekte öffnen.
Wer unbedingt anderswo Theater oder Konzerte genießen will, dem bietet die zum Haus gehörende Theaterkasse ein umfangreiches Angebot.
Karl Forster