BUND legt mit dem neuen Kleingewässerreport alarmierende Zahlen vor
So schlecht steht es um unsere Teiche
Um die Berliner Kleingewässer und die in ihnen lebenden Amphibien steht es schlecht. Zu diesem Ergebnis kommt der Landesverband des „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ – kurz BUND – in seinem kürzlich veröffentlichten Kleingewässerreport 2022/23. Untersucht wurden 157 stehende Gewässer in Charlottenburg-Wilmersdorf, Pankow und Marzahn-Hellersdorf. Besonders dramatisch soll die Lage im östlichen Randbezirk sein. Von den 90 bewerteten Gewässern sollen 57 in mangelhaftem Zustand sein – also fast zwei Drittel.
Die Besichtigungen für den Report fanden im Sommerhalbjahr 2022 statt. Im Anschluss wurden die Kleingewässer als Habitate für Frösche, Lurche & Co. in vier Kategorien eingeteilt. 29 untersuchte Pfuhle und Teiche gelten als Biotope mit hoher Lebensraumqualität für Amphibien, darunter die drei Kaulsdorfer Teiche, in Marzahn der Fasanenpfuhl, in Biesdorf der Schlossteich, in Hellersdorf der Schleipfuhl und in Mahlsdorf der Elsenteich. Sie sind laut BUND in gutem Pflegezustand. Sowohl die Wasserversorgung als auch das Umfeld werden als „günstig“ bewertet.
Der zur Hönower Weiherkette gehörende Bogensee, ebenso der Weihenpfuhl und die Regenrückhaltebecken in der Cecilien- und Dahlwitzer Straße gehören neben 19 weiteren Gewässern zur Kategorie B. Sie könnten laut der Experteneinschätzung mit vergleichsweise geringem Aufwand zeitnah wieder für Amphibien in Schuss gebracht werden. Anders sieht das für den Rest aus. Hier wären deutlich umfangreichere Pflegemaßnahmen notwendig. Kaum zu retten sind etwa der Teich im Kurt-Julius-Goldstein-Park, der Weiher im Mahlsdorfer Waldowpark und mehrere „IGA-Relikte“ auf dem Plateau des Jelena-Šantić-Friedensparks.
Kategorie A:
29 Kleingewässer
Hohe Lebensraumqualität für Amphibien, gute Gewässerpflege
Kategorie B
23 Kleingewässer
Biotop mit Pflegedefiziten, zeitnahe Sanierung notwendig
Kategorie C
25 Kleingewässer
Biotopverlust, Sanierung sinnvoll, aber vermutlich aufwendig
Kategorie D
13 Kleingewässer
Biotopverlust, keine Perspektive: Ersatz schaffen
Die Gründe für den teilweise schlechten Zustand der kleinen Gewässer sind vielschichtig. Neben den klimatischen Veränderungen mit zunehmender Dürre und Hitze gehöre zu den wesentlichen Faktoren auch der menschliche Umgang mit den blauen Lebensadern, erklären die Umwelt- und Naturschützer. Versiegelung und fehlende Pflege durch die zuständigen Ämter würden den Teichen und Pfuhlen schwer zusetzen.
„Für eine angemessene Pflege der Kleingewässer muss jedes einzelne Objekt für sich betrachtet und beurteilt werden. Viele der jetzigen Gewässer in schlechtem Zustand könnten mit den richtigen Maßnahmen gerettet werden“, heißt es im Bericht. Zwei Drittel aller Teiche, Pfuhle und Weiher werden aktuell von den Bezirken unterhalten. Der BUND fordert in einem Zehn-Punkte-Plan daher auch mehr Geld für die Straßen- und Grünflächenämter im kommenden Doppelhaushalt. Die Mittel sollen zweckgebunden für die Pflege der Gewässer verwendet werden. Angeregt wird auch ein Sonderprogramm für 50 Standgewässer, die zeitnah und mit geringem Aufwand wieder zu wertvollen Lebensräumen für Amphibien hergerichtet werden könnten. Für verschwundene Kleingewässer brauche es an anderer Stelle Ersatz. Auch sollen die Berliner Wasserbetriebe mit ihrer Expertise und ihren Ressourcen deutlich mehr am Schutz der Kleingewässer beteiligt werden. Dafür sei eine Anpassung des Gebührenrechts erforderlich.
Kleingewässerreport 2022/23 als PDF zum Download (5,4 MB)