„Ich will, dass wir Vollgas geben.“

Eintracht Mahlsdorf bestreitet am Sonntag das erste Heimspiel

"Ich will, dass wir Vollgas geben."

Oberliga-Start: Eintrachts neuer Chefcoach Lucio Geral spricht über den personellen Umbruch im Kader und die Ambitionen seines Teams.

Mit einer knappen 1:2-Niederlage auswärts beim Vizemeister Rostocker FC ist der BSV Eintracht Mahlsdorf in die neue Spielzeit gestartet. Für die erfolgshungrige Mannschaft vom Rosenhag ist das zum Auftakt ein kleiner Dämpfer, aber längst noch kein Beinbruch. Schon im Interview vor dem Saisonstart hatte Eintrachts neuer Cheftrainer Lucio Geral betont, dass nach dem Umbruch im Kader Geduld gefragt sei. „Was wir spielen wollen, dauert Monate. Das bekommt man nicht in vier Wochen umgesetzt“, so der 36-Jährige. Zumal auch noch Fitnessrückstände aufzuholen sind. 

Hier das Gespräch:

 

Mit Einheit Zepernick haben Sie als Trainer zuletzt den Pokal geholt und die perfekte Saison gespielt. Da sind sicher auch andere Vereine auf Sie aufmerksam geworden. Warum der Wechsel nach Mahlsdorf?

Für mich war klar: Wenn ich Zepernick verlasse, dann nur für diese Aufgabe hier. Es passt einfach viel zusammen: die Ligazugehörigkeit, die vorhanden Strukturen, die Menschen im Verein und selbst der Anfahrtsweg. Ich wohne weiterhin in Zepernick und fahre die Autobahn rauf und runter.

 

Dass Sie alleiniger Cheftrainer werden könnten, war bei Ihrer Verpflichtung im Februar noch gar nicht absehbar.

Ganz genau. Ich bin hier angetreten, um die Kaderplanung mitzugestalten und das Trainerteam zu unterstützen. Alles andere ergab sich aus dem alten Saisonverlauf, war aber absolut nicht meine Intention. Nach der Entlassung von Daniel Lingfeld hat sich der Verein letztlich entschieden, mir das Vertrauen zu schenken. Schließlich kannten die neuen Spieler aus den Vertragsgesprächen in erster Linie mich. Auch mit den Jungs, die schon hier waren, stehe ich seit Februar im engen Austausch. 

 

Was für Spielertypen haben Sie für den Kader gesucht?

Wir sitzen viermal in der Woche zusammen in der Kabine. Da ist ein intaktes Mannschaftgefüge extrem wichtig, sonst kann kein Teamspirit entstehen.            Also war ich darauf bedacht, dass die Spieler charakterlich zusammenpassen. Aber auch der Leistungsgedanke ist ganz entscheidend. Die Jungs sollen hungrig sein, Lust auf neue Inhalte haben und sich weiterentwickeln wollen. Wir haben niemanden verpflichtet, der hier nur noch ein paar Mal in der Oberliga kicken und seine Karriere ausklingen lassen möchte.

 

Die meisten Neuzugänge sind erst um die 20 Jahre alt. 

Stimmt. Wir konnten den Altersdurchschnitt deutlich auf Anfang 23 senken. Das ist auch wichtig fürs Trainingsklima. Die Spieler, die schon da sind, sollen immer wieder gefordert werden, an ihre Leistungsgrenzen zu gehen. Letzte Saison gab es keine wirkliche Konkurrenzsituation. Das hat sich auch ein Stück weit im Fitnesszustand widergespiegelt. Deswegen mussten wir uns verjüngen, die Mannschaft breiter aufstellen und noch mehr Siegermentalität reinbringen. Ich bin zuversichtlich, dass uns das ganz gut gelungen ist.

 

 

■ Welches Saisonziel haben Sie eigentlich ausgegeben?

Ich will, dass wir Vollgas geben, aber man muss auch realistisch sein. Erstens ist so ein Umbruch ein Prozess, der Geduld erfordert. Zweitens gibt es Vereine in der Liga mit ganz anderen wirtschaftlichen Möglichkeiten und auch strukturellen Vorteilen. Ich habe einen Wunschzettel in die Kabine gelegt, den alle Spieler ausfüllen sollten. Gefragt wurde nach persönlichen Ambitionen, Zielen mit der Mannschaft und Erwartungen an das Trainerteam. Rausgekommen ist, dass die Jungs vom Pokalfinale träumen. Der Weg dorthin ist weit und von vielen Faktoren abhängig, aber ich sag einfach mal: Lasst uns das Ding fetzen!

In der Liga wollen wir ein Top-5-Team werden. Das ist kein unrealistisches Ziel, aber bei einer so starken Verjüngung natürlich auch davon abhängig, wie gut sich jeder Einzelne entwickelt.

 

■ Wie ist die Vorbereitung gelaufen?

Von den sieben Testspielen haben wir zwei verloren und fünf gewonnen. Generell sind wir als Trainerteam mit der Integration der neuen Spieler und der Entwicklung der Mannschaft zufrieden. Wir haben teilweise schon sehr gute Ansätze gesehen und eine Idee davon, welche Spielsysteme der Truppe liegen. Ich weiß aber auch, dass es Monate dauern kann, bis wir das, was wir spielen wollen, auf den Rasen bekommen.

 

■ Welchen Fußball wollen Sie denn spielen lassen?

Primär geht es um Ballbesitz. Ich finde es ganz schlimm, als Mannschaft immer nur hinterherzurennen und sich dem gegnerischen System anzupassen, statt das Spiel selbst in die Hand zu nehmen und aktiv zu gestalten.

 

■ Was braucht es Ihrer Meinung in Mahlsdorf, um noch mehr Menschen für den Oberliga-Fußball am Rosenhag zu begeistern?

Ich denke, ein bisschen mehr Beständigkeit täte gut – personell, aber auch was den Spielstil angeht. Gefühlt gab es in den letzten Jahren jeden Sommer einen Neuanfang. Ich hoffe, es gelingt uns, nachhaltiger zu arbeiten. Ein Beispiel: Bis auf Zorni (Christoph Zorn, Anm. d. Red.), der wirklich Ur-Mahlsdorfer ist, den man auch außerhalb der Mannschaft im Verein wahrnimmt, kennt und grüßt, gibt es hier nicht so viele Identifikationsfiguren für die Fans. Die meisten Jungs sind immer nur ein, zwei  Jahre hier. Die können bei einer so kurzen Verweildauer gar nicht nach außen verkörpern, was der Verein vertritt.