Geschafft: Die 500-Kilo-Weltkriegsbombe ist entschärft

Am Geraer Ring in Marzahn

Geschafft: Die 500-Kilo-Weltkriegsbombe ist entschärft

Die 500 Kilogramm schwere Fliegerbombe, die Anfang der Woche auf dem Tennisplatz der Marzahner Füchse am Geraer Ring bei Bauarbeiten gefunden worden war, ist am Donnerstagabend erfolgreich entschärft worden. Kurz darauf konnten 15.000 Menschen wieder in ihre Wohnungen zurück. Sie mussten deutlich länger auf die Aufhebung der Sperrzone warten als gedacht, weil die Evakuierung viel mehr Zeit in Anspruch genommen hatte.

Seit den frühen Morgenstunden waren etwa 350 Kräfte der Polizei im Einsatz, um rund um den Fundort die Evakuierung für die Entschärfung sicherzustellen. Etwa 100 Krankentransporte kümmerten sich um mobilitätseingeschränkte Personen. Der 500-Meter-Sperrkreis verlief zwischen Ahrensfelder Chaussee, Flämingstraße, Märkische Allee und Hellersdorfer Weg.

 

Wer nicht auf Arbeit, bei Freunden, Bekannten oder Verwandten untergekommen war, konnte sich in eine der Behelfsunterkünfte (Grundschule am Bürgerpark, Rudolf-Virchow-Oberschule, Tagore-Gymnasium, Victor-Klemperer-Kolleg, Kerschensteiner Oberschule) begeben. Der S-Bahnverkehr auf der Linie S7 wurde zwischen Marzahn und Ahrensfelde unterbrochen.

 

Polizei und Krankentransporte hatten viel Mühe, all jene Menschen zu evakuieren, die nicht dem Aufruf gefolgt waren, das Gebiet zu verlassen, oder aber dabei Hilfe benötigten. Statt wie vorgesehen um 12 Uhr galt der komplette Sperrkreis erst gegen viertel vier als komplett geräumt und kontrolliert. Anschließend konnten die gefährlichen Arbeiten auf dem Tennisplatz beginnen.

 

Es war kein unkomplizierter Einsatz für das fünfköpfige Team des Kampfmittelräumdienstes. Auf einer nach Schwierigkeit aufsteigenden Skala von 1 bis 10 sei die Herausforderung eine 7 gewesen, erklärte einer der Polizei-Feuerwerker. Als besonders knifflig erwies sich die Bergung des Sprengkörpers aus dem Schichtenwasser. Immer wieder sackte Erdreich nach. Zum Schluss lag die US-amerikanische Fliegerbombe nicht mehr in dreieinhalb, sondern in fünf Metern Tiefe. 

 

Mit 2.400 bar Wasserdruck wurde aus der Bombe nach der Bergung zunächst der Kopfzünder herausgefräst. Er war nach 25 Minuten entfernt. Eigentlich sollte auch der Heckzünder mit der Hochdruckwasserschneidanlage bearbeitet werden, weil dies die sicherste Variante ist. Nach einer genaueren Begutachtung hielten die Spezialisten aber auch eine Handentschärfung für „vertretbar“. Etwa 180 Sekunden dauerte es, das Endstück herauszudrehen. Anschließend konnten die Übertragungsladungen beider Zünder kontrolliert gesprengt werden. 

 

Diese Hochdruckwasserschneidanlage hat mit einem 2400 bar starken Wasserstrahl, dem Sand beigemischt wird, den Kopfzünder aus der Bombe herausgeschnitten.
Diese Hochdruckwasserschneidanlage hat mit einem 2400 bar starken Wasserstrahl, dem Sand beigemischt wird, den Kopfzünder aus der Bombe herausgeschnitten.

Danach ging der Puls bei allen runter. Absolute Grundvoraussetzung für den Job sei es, nervenstark zu sein, sagte einer der Entschärfer. Es gebe mehrere Arbeitsschritte, die zum Ziel führen und die ganz routiniert nacheinander abgearbeitet werden müssten. Alles was links und rechts passiere, gelte es zu ignorieren. Das sei nur dank toller Kollegen und der vielen Ehrenamtlichen möglich, die den Sprengstoffexperten den Rücken freihielten.

 

Die Bombe kommt nun auf den Sprengplatz Grunewald. Dort wird sie zusammen mit der in der vergangenen Woche an der Landsberger Allee entschärften sowjetischen Fliegerbombe vernichtet.

 

Kritik gab es an der Krisen-Kommunikation von Polizei und Bezirk. Nicht wenige Anwohner:innen fühlten sich über die Evakuierungsmaßnahmen nur unzureichend informiert. Dabei wäre genug Zeit gewesen, sich auf den Ernstfall vorzubereiten, meint Bjoern Tielebein, Fraktionsvorsitzender der Linken in der Bezirksverordnetenversammlung.

 

Bereits im Januar 2022 sei das Bezirksamt vom Senat unterrichtet worden, dass es auf dem Tennisplatz einen konkreten Bombenblindgängerverdachtspunkt gibt. Daher wurde die dringende Empfehlung ausgesprochen, vor einem Baubeginn auf dem benachbarten Fußballplatz den Boden durch ein zugelassenes Unternehmen auf mögliche Kampfmittel untersuchen zu lassen. Dass während der Bombensuche Kinder auf der Sportanlage nebenan trainierten, sei durchaus fragwürdig. Der Verein habe vorab keine Informationen erhalten, so Tielebein. Er hoffe, so der Linken-Politiker, dass es im Bezirksamt bei der Nachbetrachtung die Bereitschaft gebe, sich auch kritisch mit dem eigenen Agieren auseinanderzusetzen.