Das SOS Familienzentrum ist seit 30 Jahren für Familien in Hellersdorf da
Anker, Anlaufstelle, engagierte Arbeit
Ein Ort, an dem Familien aufgefangen werden, wo sie Beratung und Unterstützung erhalten, wo ihre Ressourcen erkannt werden, sie sich in ungezwungener Atmosphäre austauschen können und die vielen Angebote vom Pekip-Kurs bis zur Hausaufgabenhilfe nutzen können – das alles und noch viel mehr ist das SOS Familienzentrum in der Alten Hellersdorfer Straße 77. Im Juni lud der Leiter der 1993 gegründeten Einrichtung, Thomas Walter, zur großen Geburtstagsparty ein. Neben etlichen Haupt- und Ehrenamtlichen nahmen auch Wegbegleiter:innen aus Politik und Verwaltung, Kooperationspartner:innen und Freund:innen der ersten Stunde an dem Festakt teil.
Carolin Dümer, Regionalleiterin der SOS-Kinderdörfer, machte in ihrer Rede eine Zeitreise bis zu den Anfängen des Hauses. Sie skizzierte dabei eine Zeit des politischen Umbruchs, der das Leben vieler Menschen in Ostdeutschland auf den Kopf stellte. Gebraucht wird das Familienzentrum damals wie heute – das machte auch Mario Czaja deutlich, als er von Kinderarmut und fehlendem gesellschaftlichen Zugehörigkeitsgefühl sprach. Bis zu 2,8 Millionen Kinder in Deutschland seien derzeit armutsgefährdet, so der CDU-Generalsekretär. „Wir kennen das bei uns im Bezirk.“ Es gebe Kinder, denen der Magen noch knurre, wenn sie zur Schule kommen, weil morgens kein Frühstück gemacht wurde oder die nicht auf Geburtstage von Freund:innen gehen könnten, weil zu Hause das Geld für ein Geschenk fehle. „Wir wissen, dass die ersten Lebensjahre für Kinder entscheidend sind und Familien von Anfang gestärkt werden müssen. Da leisten sie hier am Standort eine wichtige Arbeit“, sagte Czaja mit Blick in die Runde.
Lob für die engagierte Arbeit gab es auch von Bezirksbürgermeisterin Nadja Zivkovic (CDU), die einige der zahlreichen positiven Google-Bewertungen für das Haus vorlas. Das Bezirksamt könne von solchen Noten nur träumen, scherzte sie.
Als „überaus verlässlichen Partner“ für das Bezirksamt bezeichnete Jugend- und Familienstadtrat Gordon Lemm (SPD) Thomas Walter uns sein Team. In seinem Redebeitrag machte er einen gedanklichen Streifzug durch die verschiedenen Angebote des SOS-Familienzentrums und outete sich als großer Fan des Projekts „Familienfreunde“, bei dem Ehrenamtliche Eltern in ihrem Alltag unterstützen. Das kann ganz frisch nach der Geburt eines Babys, in den besonders aufregenden ersten Lebensjahren, bei beruflicher Veränderung oder auch nach einer Trennung sein. Entlastung sei enorm wichtig. „Der häufigste Punkt, warum wir als Jugendamt mit Hilfen zur Erziehung in Familien eingreifen müssen, ist Überforderung“, verriet der Stadtrat. Dank der Familienfreunde, könnten Eltern „mal runterkommen, Zeit für sich haben“ und Kraft tanken.
Auch die ehemalige Marzahn-Hellersdorfer Bürgermeisterin Dagmar Pohle kam zum Jubiläum. Sie erinnerte unter anderem daran, dass viele Mitstreiter:innen des SOS Familienzentrums, das auch zum Stadtteilzentrum Hellersdorf-Nord gehört, „an der Spitze der Willkommensbewegung“ waren, als 2015 Hunderttausende Schutzsuchende aus Syrien und anderen Krisenregionen nach Deutschland kamen. Ihren Geburtstagswunsch für die Einrichtung richtete Pohle an die Politik. Sie hoffe, dass die Verantwortlichen in Land und Bezirk das Thema Nachbarschafts- und Gemeinwesenarbeit, die enge Verknüpfung mit der Jugendarbeit und mit der sozialpsychiatrischen Versorgung genauso ernstnehmen, wie das bisher der Fall gewesen sei. „Die Angebote, die wir im Bezirk haben, müssen finanziell so ausgestattet sein, dass sie weiterleben und entsprechend der Bedarfe weiterentwickelt werden können“, so Pohle.