Dr. Philipp Groha hat die Nachfolge von Maria-Barbara Naumann angetreten
Das ist der neue Chefarzt der Rettungsstelle in Kaulsdorf
Seit dem 01. April 2023 leitet Dr. Philipp Groha die Rettungsstelle im Vivantes Klinikum Kaulsdorf. Der Notfallmediziner und Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie kommt aus München und hat die Nachfolge der in den Ruhestand verabschiedeten langjährigen Chefärztin Maria-Barbara Naumann angetreten.
Wer in einer Notaufnahme arbeitet, weiß nie, was als nächstes passiert. Die Station ist die erste Anlaufstelle für akut erkrankte Menschen und rund um die Uhr geöffnet. Häufig fällt hier die Entscheidung, wo und wie Patient:innen weiterversorgt werden. Manchmal geht es um Leben und Tod. Am Vivantes Klinikum Kaulsdorf steht jetzt Dr. Philipp Groha an der Spitze dieser wichtigen Abteilung. Als wir ihn zum Interview treffen, ist der 43-jährige Notfallmediziner gerade erst den zweiten Tag im Dienst. Mit großer Begeisterung spricht er über die neue berufliche Herausforderung in seiner „Sehnsuchtsstadt“ Berlin und über erste Eindrücke. Außerdem verrät er, worauf es in seinem Job besonders ankommt.
■ Herr Dr. Groha, in einer Rettungsstelle muss man für alles gerüstet sein, aber nichts ist plan- oder vorhersehbar. Vielen Menschen würde nur der Gedanke daran schon die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Warum Ihnen nicht?
Mein Herz schlägt eigentlich schon seit ich Teenager bin für die Notfallmedizin. Was ich so faszinierend finde, ist, dass man mit kurzen geschulten Handgriffen Menschen helfen und lebensbedrohliche Situationen abwenden kann. Angefangen hat bei mir alles 1994 beim Roten Kreuz mit einem 80-Stunden-Kurs zum Sanitätshelfer. Damals hat der BRK-Kreisverband München auch noch das Oktoberfest betreut und ich kann Ihnen sagen: 23 Jahre Wiesen-Erfahrung, in vielen Positionen, mit täglich etwa 500 Patient:innen sind eine gute Schule. Abläufe organisieren und koordinieren, den Überblick behalten, die Kommunikation sicherstellen – all das finde ich total spannend und das braucht es auch für meine Tätigkeit als Chefarzt hier in der Rettungsstelle in Kaulsdorf.
■ Sie waren zuletzt fünf Jahre lang ärztlicher Leiter des Notfallzentrums im Krankenhaus Barmherzige Brüder München. Inwieweit unterscheidet sich Ihr früherer Arbeitsort vom neuen?
Die Unterschiede sind gar nicht so gravierend. Vieles ist vergleichbar. In München waren es 20.000 Notfallpatient:innen, hier sind es knapp 30.000 jährlich. Die Notaufnahme in Kaulsdorf ist etwas kompakter. Genaueres lässt sich nach ein paar Tagen noch nicht sagen, aber ich bin bislang tatsächlich beeindruckt, wie hervorragend die Abteilung aufgestellt ist. Die Patient:innenversorgung ist top. Die EDV-Lösungen sind gut. Das Pflegepersonal macht einen total fitten Eindruck. Alle sind sehr engagiert und die niedrige Fluktuation spricht für ein intaktes Arbeitsumfeld. Es gibt wirklich sehr viele langgediente Mitarbeiter:innen hier. Das ist mir sofort positiv aufgefallen.
■ Das Chefarztbüro und die Behandlungszimmer liegen praktisch Tür an Tür. Sie sind also ganz nah dran an den Patient:innen.
Stimmt. Ich bin mittendrin. Das gefällt mir sehr. Vor allem ist mir die persönliche Interaktion mit den Mitarbeiter:innen wahnsinnig wichtig. Da helfen kurze Wege. In der Notaufnahme geht schließlich nichts ohne Teamwork. Die Leute sollen wissen, dass sie immer an meine Tür klopfen können.
■ Als Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie haben Sie unter anderem acht Jahre lang am Deutschen Herzzentrum München gearbeitet. Wollen Sie diese Expertise auch am Klinikum Kaulsdorf einbringen?
Die Kardiologie hier bietet inzwischen eine 24-Stunden-Herzkatheter-Rufbereitschaft an. Da kann ich sicher unterstützen und den einen oder anderen Dienst übernehmen – selbstverständlich nur in begrenztem Umfang, denn mein klarer Fokus liegt auf der Leitung der Rettungsstelle.
Steckbrief
- Name: Dr. Philipp Groha
- Geburtsort: München
- Alter: 43 Jahre
- Studium: Staatsexamen Medizin, Technische Universität München (2000-2007)
- Berufliche Stationen: Klinikum rechts der Isar und Deutsches Herzzentrum München (2007-2015), Krankenhaus Barmherzige Brüder München (2016-2023)
- Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, klinische Akut- und Notfallmedizin, Hypertensiologe (DHL)
■ Wie kommt es eigentlich, dass sich ein eingefleischter Münchner beruflich in Marzahn-Hellersdorf niederlässt?
Obwohl ich in München tief verwurzelt bin, gab es in mir schon ganz lange den Wunsch, eines Tages in Berlin zu leben und zu arbeiten. Aber irgendwie hat sich das nie ergeben. Jetzt passen Zeitpunkt und Bedingungen: Ich kann mit der Chefarztstelle den nächsten Karriereschritt gehen und gleichzeitig meine „Berlin-Sehnsucht“ stillen. Vivantes ist ein großer landeseigener Arbeitgeber mit ganz anderen Strukturen, die ich so noch nicht kannte. Zum Beispiel treffen sich die Chefärzt:innen aller Notaufnahmen regelmäßig zum Austausch.
Die Entscheidung für Kaulsdorf und gegen ein Krankenhaus der Maximalversorgung fiel ganz bewusst. Ich finde ein kleineres Haus irgendwie charmanter und freue mich auf den Bezirk. Marzahn-Hellersdorf ist sehr grün, aber trotzdem urban. Es kommt mir hier familiärer vor als in manchen Innenstadtbezirken. Das sind übrigens auch gute Voraussetzungen, um Kontakte mit den niedergelassenen Ärzt:innen im Umkreis zu knüpfen.
■ Warum ist Ihnen diese Vernetzung wichtig?
Weil das eine bedeutende Schnittstelle ist. 30 Prozent unserer Patient:innen werden von den Rettungsdiensten in die Notaufnahme gebracht, der Rest kommt zu Fuß. Darunter sind auch viele Menschen, die von niedergelassenen Ärzt:innen eingewiesen werden.
■ Mit welchen Zielen haben Sie die Chefarztstelle in Kaulsdorf angetreten?
Grundsätzlich geht es darum, mit einem motivierten und gut ausgebildeten Team eine optimale Patient:innenversorgung zu ermöglichen, während gerade vieles im Umbruch ist. Die Bevölkerung wird immer älter, der Fachkräftemangel ist ein Thema und außerdem stecken wir mitten im digitalen Wandel, worüber ich auch sehr froh bin, weil es konkrete Chancen bietet, die Patientensicherheit zu stärken und unsere Arbeit zu erleichtern.
Aber mit den Ambitionen ist das immer so eine Sache: Ich glaube, das Schlimmste, was man als „Neuer“ in einer funktionierenden Abteilung anrichten kann, ist, ab der ersten Minute mit der Brechstange die Strukturen aufzureißen. Natürlich habe ich gerade auch durch meine leitende Tätigkeit am Notfallzentrum eine klare Vorstellung davon, wie bestimmte Dinge zu laufen haben. Aber alles Schritt für Schritt und nicht ohne die Leute dabei mitzunehmen.
■ Sie sprachen Ihr Ehrenamt beim Roten Kreuz an: Werden Sie sich weiterhin für die Hilfsorganisation engagieren?
Ich bin noch bis zum Ende der Wahlperiode als Stellvertretender Chefarzt im Vorstand des BRK-Kreisverbands München und habe auf jeden Fall vor, mich perspektivisch auch hier in Berlin beim Deutschen Roten Kreuz einzubringen.