Internationaler Frauentag am 8. März
Es gibt noch so viel zu tun
Seit über 100 Jahren gehen Frauen weltweit am 8. März für ihre Rechte auf die Straße. In Marzahn-Hellersdorf zogen am Mittag über Hundert Demonstrant:innen mit Musik, Schildern und Transparenten vom Ahrensfelder Platz zur traditionellen Kundgebung „Rosen für Clara“. Einige der Teilnehmenden konnten sich zuvor beim Frauentagsfrühstück der Spielplatzinitiative Marzahn für den feministischen Kampftag stärken.
Zu der Veranstaltung am Clara-Zetkin-Denkmal hatte wie in den Vorjahren das Frauennetz Marzahn-Hellersdorf geladen. In ihren Redebeiträgen machten Politiker:innen und Aktivist:innen deutlich, wie viel es in Sachen Geschlechtergerechtigkeit noch zu tun gibt. Brigitte Dame vom Fit und Fun Marzahn e.V. sprach über die Gleichstellung von Frauen und Männern im Sport und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) über den Gender Pay Gap. Dieser sei eine „schreiende Ungerechtigkeit“, die schon zu Zeiten von Clara Zetkin auf der Tagesordnung stand. „Dass wir es im Jahr 2023 immer noch nicht geschafft haben, die Gehaltslücke zu schließen, ist ein starkes Stück“, bemerkte Pau und nannte als einen Ansatzpunkt von vielen die finanzielle Aufwertung von frauendominierten Berufen etwa in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Soziales.
In die gleiche Kerbe schlug auch Krzysztofa Bieniak vom Frauenzentrum Marie e. V.: „Sogenannte weibliche Berufe bedeuten Hilfe zu leisten, statt Umsatz zu generieren.“ Sie hätten daher viel mehr Anerkennung verdient, zumal ohne sie unsere Gesellschaft zusammenbrechen würde, sagte Bieniak. Allen Frauen, „die zur Erziehung und Bildung junger Generationen beitragen, die sich um unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden sorgen“, wünsche sie „einen adäquaten Lohn, mehr psychologischen Schutz und Entwicklungsmöglichkeiten an ihrem Arbeitsplatz – und den berufstätigen Müttern eine zuverlässige Kinderbetreuung.“
Carola Kirschner vom Frauenzentrum Matilde wiederholte ihre Forderung nach einer sicheren und dauerhaften Finanzierung von Frauen- und Anti-Gewalt-Projekten. „Wenn nichts nachhaltig für die Gleichstellung getan wird, die Gleichstellung in unserer Gesellschaft als Nebensache abgetan wird, dann nehmen Gewalt und Hass in dieser Gesellschaft weiter zu“, warnte Kirschner, die auch Sprecherin des bezirklichen Frauennetzes ist. Vor allem von der Landesebene wünsche sie sich mehr Unterstützung: „Wenn der Senat hier spart, zahlen wir alle den Preis.“ Bei der Bezirkspolitik hingegen habe das Frauennetz durchaus Gehör gefunden, sagte sie. Unter anderem soll die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten Maja Loeffler nicht länger Einzelkämpferin sein. Laut Bezirksbürgermeister Gordon Lemm (SPD) bekommt sie für ihr Team zwei zusätzliche Personalstellen.
Auch die Benachteiligung, Diskriminierung und Unterdrückung von Frauen auf der ganzen Welt machten viele Redner:innen bei der Kundgebung zum Thema. Während der 8. März hierzulande in Freiheit begangen werden kann, gehe es für Mädchen und Frauen im Iran, in Afghanistan und vielen anderen Ländern „um elementare Rechte, ums Überleben“, sagte Lemm. Petra Pau hielt ein Foto der 39-jährigen Iranerin Mona Ghodrat in den Händen. Die Mutter zweier Kinder war am 19. Dezember in ihrem Heimatland auf offener Straße festgenommen und ohne Anklage und Rechtsbeistand inhaftiert worden. Pau hatte die politische Patenschaft für die in der vergangenen Woche wieder freigelassene Frau übernommen. Die mutigen Menschen, „die sich in ihren Heimatländern für Frauen- und Menschenrechte einsetzen und dabei ihr Leben und die Sicherheit ihrer Familien riskieren, hoffen auf unsere Solidarität und unsere Unterstützung“, erklärte Kurda Nejad, die den interkulturellen Frauentreff Rosa leitet. Diese Hoffnung dürfe nicht enttäuscht werden, betonte die Berlinerin mit kurdischen Wurzeln, denn wo immer Menschenrechtsverletzungen begangen würden, hätten sie auch Auswirkungen auf unser Leben in Europa. „Das zeigen die Flüchtlingsströme. Das zeigt der Ukraine-Krieg und auch die globale Klimaerwärmung.“