Naumburger Ring

Der Countdown zur Eröffnung läuft: Richtfest für 36. Grundschule gefeiert

Die Schulen im Hellersdorfer Nordosten haben eines gemeinsam: Sie alle ächzen unter dem Wohnungsbau-Boom in ihrem Einzugsgebiet. Spürbare Entlastung soll die vierzügige Grundschule am Naumburger Ring 3-5 bringen. Nun rückt der langersehnte Eröffnungstag näher. Am Dienstagvormittag war Richtfest. Ende des Jahres sollen die ersten Schulklassen das Gebäude beziehen können. Bildungsstaatssekretär Alexander Slotty geizte in seiner Rede nicht mit Superlativen: „Wir bauen hier die modernsten Schulen der Welt“, sagte er mit Verweis auf die spezielle Compartment-Architektur der Berliner Schulneubauten.

Die meisten Kinder und Jugendlichen lernen nach wie vor in herkömmlichen Schulen mit langen Fluren, geschlossenen Klassentüren und frontal ausgerichteten Sitzreihen. Berlins Schulen von morgen sollen so nicht mehr konzipiert sein. Angesagt sind offene Raumstrukturen und multifunktionale Lernlandschaften mit einer hohen Aufenthaltsqualität. Auch die Grundschule am Naumburger Ring mit ihren 576 Plätzen entsteht nach diesen Vorstellungen. 

Dem Konzept der „Berliner Lern- und Teamhäuser“ entsprechend wird sie aus mehreren Mini-Schulen, sogenannten Compartments, bestehen. In diesen eigenständigen Schuleinheiten gruppieren sich jeweils mehrere Stammgruppen- und Teilungsräume, Toiletten, Garderoben und die Teamzone für das pädagogische Personal um einen zentralen Aufenthalts- und Kommunikationsbereich: das Forum. Die Compartments befinden sich in den drei Obergeschossen. Im Erdgeschoss sind die Mensa, der Veranstaltungs- und Mehrzweckraum sowie übergeordnete Fachräume untergebracht.

„Hingucker“-Fassade und Hügellandschaft

Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt wies in ihrer Rede daraufhin, dass der Bildungsort nicht nur neuesten schulpädagogischen Anforderungen entspreche, sondern etliche Nachhaltigkeitskriterien erfülle. Hierzu zählen recyclebare Baustoffe, ein Regenwassermanagement, Solaranalagen, eine extensive Dachbegrünung und die Energieeffizienz-Stufe 55. Als echten „Hingucker“ kündigte Kahfeldt die Fassade mit ihren farblichen Ornamenten und den „großflächigen Holz-Aluminium-Fensterelementen“ an, bevor sie die Richtfestgäste auf einen gedanklichen Rundgang über den Schulhof mitnahm – vorbei an der Dreifeldsporthalle, dem Outdoor-Kleinfeldsportfeld, einer Sprunggrube und Laufbahn, heimischen Pflanzen, attraktiven Spielmöglichkeiten und -geräten, einer asphaltierte Hügellandschaft und einem Schulgarten, der ausreichend Platz für ein grünes Klassenzimmer bietet. Voraussichtlich 52 Millionen Euro wird das ganze Paket mit dem Hauptgebäude, der Sporthalle und den Außenanlagen kosten.

Die Schule am Naumburger Ring ist schon die vierte Grundschule der Berliner Schulbauoffensive, für die in den vergangenen acht Monaten Richtfest gefeiert wurde. Allmählich scheint das „größte Infrastrukturprogramm des Landes Berlin“, wie es Alexander Slotty formulierte, Fahrt aufzunehmen – und das kommt nicht von ungefähr: Die neuen drei- und vierzügigen Grundschulen basieren auf Typenentwürfen, an denen alle für die Baugenehmigung erforderlichen Schritte einmal durchexerziert wurden. In nahezu gleicher Ausführung und in vorgefertigter, modularer Bauweise können sie nun ziemlich zügig nacheinander realisiert werden. Als Generalübernehmer verantwortet das oberpfälzische Unternehmen Klebl die Tranche der vierzügigen Grundschulen in Berlin, zu der auch der Standort in der Elsenstraße gehört. 

Bezirksstadtrat Torsten Kühne (CDU) und Bezirksbürgermeister Gordon Lemm (SPD) machten deutlich, wie dringend die Schulplätze im wachsenden Bezirk Marzahn-Hellersdorf benötigt werden. „Ich will es wirklich noch mal in der Dramatik sagen: Bis zum Ende des Jahrzehnts brauchen wir 7.000 zusätzliche Schulplätze“, bemerkte der für Schule und Bauen zuständige Kühne. Auf keine einzige der zwölf genehmigten Schulen und 13 Ergänzungsbauten könne der Bezirk daher verzichten. 

Keine neue Schule ohne Hindernisse

Wie lang, steinig und beschwerlich der Weg hin zu jedem einzelnen Bauprojekt in aller Regel ist, darüber können beide Bezirkspolitiker inzwischen wohl ganze Bücher schreiben. „Zu jeder Schule gibt es immer eine Geschichte zu erzählen“, sagte Gordon Lemm, der vor Torsten Kühne das Schulressort verantwortete und unter anderem vom Stress mit den Vereinen berichtete, die die alten und inzwischen abgerissenen Turnhallen auf dem Schulgelände intensiv genutzt hatten. Vor allem aber drohte die für die Kinder als potenziell gesundheitsgefährdend eingestufte Hochspannungsleitung über dem Grundstück die Schulbaupläne zu durchkreuzen. „Es gab lange Diskussionen mit den Senatsverwaltungen. Irgendwann konnten wir uns durchsetzen.“ Laut Lemm werde die Trasse noch in diesem Jahr abgeschaltet.

Raus aus den Containern, rein in den schmucken Neubau

Das passt gut, denn Ende 2023 soll die 36. Grundschule bezugsfertig sein. Für die insgesamt neun Klassen der Jahrgangsstufen 1 bis 3, die seit Sommer 2022 in den mobilen Unterrichtsräumen an der Louis-Lewin-Straße unterrichtet werden, heißt es dann: Raus aus den Containern und endlich rein in das nigelnagelneue Gebäude am Naumburger Ring. Zusätzlich starten fünf erste Klassen am neuen Standort.