Nie wieder Kunst und Kuchen bei den Bachmanns

Letzte Ausstellung im Galerie-Café endet am 30. Dezember

Nie wieder Kunst und Kuchen bei den Bachmanns

© André Osbahr
© André Osbahr

Das idyllisch unterhalb des Kienbergs und direkt am Südeingang der Gärten der Welt gelegene Galeriecafé in der Siegmarstraße 66 war 18 Jahre lang ein Ort der Begegnung und Entspannung, der Inspiration, Unterhaltung und des Genusses – im doppelten Sinne: 

Galt die von Paul und Christel Bachmann betriebene Einrichtung anfangs noch als Geheimtipp, sprach es sich im Bezirk schnell herum, dass dort viele süße Köstlichkeiten serviert werden, darunter so außergewöhnliche Kreationen wie Himbeer-Mascarpone- oder Nuss-Sahne-Eierlikör-Torte, aber auch Hefe- und Quarkkuchen oder „Kalter Hund“.

 

Gleichzeitig war das Café eine Galerie. Die Malerin Christel Bachmann stellte ihre Werke aus und gab vielen anderen Künstler:innen durch wechselnde Ausstellungen die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Ob Lesungen, Werkschauen oder andere Angebote: Das abwechslungsreiche Kulturprogramm wurde stets von „handverlesenen“ Künstler:innen gestaltet. Das wusste nicht nur das Stammpublikum zu schätzen. Gerade Spaziergänger:innen aus den Gärten der Welt oder vom Kienberg kehrten gern ein, um Kaffee, Kuchen und Kunst zu konsumieren. Bei schönem Wetter zog es viele auf die Terrasse.

 

Idealer Lebensmittelpunkt

Paul und Christel Bachmann lernten sich in Wismar kennen. Aus beruflichen Gründen zogen der Dipl.-Ingenieur für Bauwesen und die Malerin 1979 mit den beiden Kindern ins heutige Marzahn-Hellersdorf. Von da an arbeitete Christel als freiberufliche Künstlerin. Paul versprach seiner Frau damals: „Wir suchen uns einen Ort, wo wir mit der Natur, der Umwelt, der Stadt in Einklang leben können und unsere Seelen ein Zuhause finden – wo du malen und ausstellen kannst!“ Fündig wurden sie in der Siegmarstraße. Hier konnte Christel ihre ganze Kreativität ausleben. Mit vielen ihrer Werke war sie auf Ausstellungen u. a. in Frankreich und Polen, in Hamburg, Essen, im Rheinland und immer wieder auch in den Berliner Bezirken vertreten. 

 

Wirtschaftliche Veränderungen brachten es mit sich, dass sich Paul Bachmann beruflich umorientieren musste. So entstand die Idee, das Atelier durch ein Café mit Galerie zu erweitern. Ein Anbau mit Arbeits- und Ausstellungsräumen sowie ein Raum für größere Gesellschaften mit Bar und Küche entstand – ein absoluter Kraftakt für beide, weil in dieser Zeit weder an einen pünktlichen Feierabend noch an Urlaub zu denken war.

 

Ein starkes Duo

2004 konnte dann endlich die Eröffnung gefeiert werden. Der Café­betrieb verlangte beiden viel ab. Trotzdem bewahrte sich Christel ihre Kreativität und beteiligte sich zum Beispiel seit 2010 an der Frauen-Kunst-Karawane. Sie erteilt nach wie vor Malunterricht, leitet die Gruppe „Maltreff“ und war viele Jahre als Maltherapeutin in einer onkologischen Praxis tätig. 

Paul gab mit viel Engagement den Café-Inhaber. Mit seinen Gastgeberqualitäten konnte er bei den Besucher:innen punkten. Im dicken Gästebuch sind dazu viele anerkennende Beiträge dazu lesen. 

 

Den Ruhestand genießen

Nun aber endet die Geschichte vom Galerie Café Bachmann zum Jahresende 2022. Die letzte Ausstellung „In Zeitlosigkeit“ ist noch bis 30. Dezember zu sehen (Do/Fr: 13-19 Uhr, Sa/So: 11-19 Uhr). Christel und Paul Bachmann haben längst das Rentenalter erreicht. Für das Ehepaar, das so manche Berg- und Talfahrt des Lebens gemeistert hat, beginnt ein neuer Abschnitt. Beide freuen sich auf weniger anstrengende Tage, Christel auf mehr Zeit für ihre Kunst. Zwar wird gerade Paul das Café sehr vermissen, doch nun kann er sich intensiver der Familie widmen. Als ehemals begeisterte Abfahrtsläufer:innen fahren die Bachmanns im Winter noch immer gern ins Riesengebirge. Im Sommer geht es dann ans Meer. Nun können sie ihre Unabhängigkeit genießen und an ihren Lieblingsorten länger verweilen als nur ein paar Tage. Wir wünschen für die Zukunft nur das Beste.

Dagmar Steinborn