Berufsorientierung
Schule fertig – und was dann?
Emily Dittmann (14) absolvierte vor den Sommerferien ein Praktikum in unserer Redaktion. Für unsere August-Aufgabe hat sie aufgeschrieben, wie gut sie sich bislang auf die Zeit nach dem Schulabschluss vorbereitet fühlt.
Viele Schüler:innen stehen auch noch bis kurz vor ihrem Abitur oder dem Mittleren Schulabschluss (MSA) vor der Frage: Was tun, wenn die Schule vorbei ist? Einige nehmen sich erst einmal eine Auszeit und gehen auf Reisen. Manche stürzen sich auch direkt ins Berufsleben und machen eine Ausbildung. Andere wiederum entschließen sich zu einem Studium. Welchen Weg jede:r Einzelne letztlich einschlägt, diese wichtige Lebensentscheidung muss sie oder er selbst treffen. Doch Eltern und auch Schule können und sollten dabei eine wichtige Stütze sein, indem sie Möglichkeiten aufzeigen, die den jungen Menschen offenstehen. Doch wie gut fühlen sich Schüler:innen tatsächlich auf die Zeit nach dem Abschluss vorbereitet? Haben sie konkrete Vorstellungen, was sie machen wollen, oder eine Ahnung davon, welcher Beruf für sie geeignet ist?
Wir haben bei Emily Dittmann nachgefragt. Die 14-Jährige kommt in die zehnte Klasse, geht aufs Melanchthon-Gymnasium und hat vor den Sommerferien ihr Praktikum in unserer Redaktion absolviert. Sie hat zum Thema folgende Gedanken:
Oft bekommen schon kleine Kinder von Erwachsenen die Frage gestellt, was sie später mal machen wollen. Die meisten nennen klassische Berufe wie Polizist, Feuerwehrmann oder Tierärztin. Mein erster Berufswunsch, an den ich mich erinnern kann, war Kindergärtnerin. Die Idee verwarf ich aber schnell wieder, als mir klar wurde, dass ich nicht gern dreckige Windeln wechsle. Aus heutiger Sicht spricht für mich noch etwas anderes gegen den Job: Dafür, dass sie ziemlich viel Stress haben, verdienen Erzieher:innen verhältnismäßig wenig.
Doch nicht nur die Bezahlung spielt eine Rolle. Inzwischen würde ich auch darauf achten, ob mein Traumberuf im Zuge der Digitalisierung auch Bestand hat oder nicht schon bald von Künstlicher Intelligenz ersetzt werden könnte. Aktuell interessiere ich mich sehr für Journalismus. Ob sich das in ein paar Monaten schon wieder ändert: Wer weiß?! Für mich stand eigentlich schon sehr früh fest, dass ich aufs Gymnasium gehen, dort mein Abitur machen und anschließend studieren möchte.
Über Berufsmöglichkeiten habe ich mich hauptsächlich selbst informiert. Hilfreich war bislang aber auch der „Girls‘ Day“, an dem ich seit der fünften Klasse einmal im Jahr teilnehme. Dieser Aktionstag bietet Gelegenheit, in einen für mein Geschlecht untypischen Beruf hineinzuschnuppern und hat mir gezeigt, dass auch Berufe spannend sein können, von denen ich das vorher nie gedacht hätte.
In der 9. Klasse, als es langsam aufs Praktikum zuging, tauchte in unserem Stundenplan das Fach BWU auf. Die Abkürzung steht für Berufswahlunterricht. Da haben wir zum Beispiel gelernt, wie ein Lebenslauf geschrieben wird, ein Vorstellungsgespräch abläuft und wie ein Einstellungstest funktioniert. Es wurden viele Situationen durchgespielt, von denen ich zuvor keine Ahnung hatte. Daher finde ich den BWU-Unterricht wichtig. Und ohne die Praktikumsmesse, bei der ein paar Schüler:innen aus der zehnten Jahrgangsstufe den jetzigen Neuntklässler:innen von ihren Praktikumserfahrungen berichteten, wäre ich nie zu meinem Praktikum bei einer Lokalzeitung und zu meinen momentanen Berufswunsch gekommen. In den zwei Redaktionswochen habe ich einen Eindruck bekommen, wie der Alltag einer Journalistin aussieht und welche Aufgaben so anfallen.
Ein bisschen bedauerlich finde ich hingegen, dass uns in der Schule kaum Alltagsfähigkeiten für das Erwachsenenleben vermittelt werden. Dinge wie „Welche Versicherung benötige ich später mal?“ oder „Wie geht so eine Steuererklärung?“ muss ich mir irgendwie allein beibringen. Sicher wird nicht immer alles einfach, aber ich habe Freunde, mit denen ich gemeinsam wachsen kann und eine Familie, die mich dabei unterstützt. Ich bin jedenfalls auf die Zukunft gespannt.