Hier klappt das Tanken an der Laterne schon

Start des Pilotprojekts: Die ersten öffentlichen Ladepunkte sind installiert

Hier klappt das Tanken an der Laterne schon

Nach Hause kommen, E-Auto an der Straßenlaterne parken, Stecker rein und quasi im Schlaf volltanken – so kann’s künftig an knapp 100 Standorten im Bezirk gehen, denn Marzahn-Hellersdorf ist neben Steglitz-Zehlendorf Pilotbezirk für das Vorhaben „ElMobileBerlin“. Bis Ende September wird die Berliner Firma Ubitricity hier im Auftrag des Senats Lichtmasten mit „Steckdosen“ ausstatten. Einer der ersten neuen öffentlichen Ladepunkte wurde am Mittwochnachmittag in der Biesdorfer Oberfeldstraße auf Höhe des Luftballongeschäfts „Ballon Design“ feierlich eingeweiht.

Um die Dekarbonisierung des Autoverkehrs voranzutreiben, müsse die Ladeinfrastruktur Schritt halten, sagte Verkehrsstaatssekretärin Meike Niedbal. Die Zahl der Neuzulassungen von Elektroautos habe sich in Berlin gegenüber dem Vorjahr bereits verdoppelt. Es sei also Eile geboten. „Im Rahmen des Forschungsvorhabens prüfen wir, inwiefern sich die Nutzung der vorhandenen Straßenbeleuchtungsinfrastruktur zur flächendeckenden Versorgung mit Ladepunkten für Elektroautos im öffentlichen Raum eignet“, so Niedbal. Gerade Menschen ohne eigenes Grundstück oder private Garage in den dichtbesiedelten Quartieren mit vielen Mietwohnungen solle ermöglicht werden, ihre E-Autos wohnortnah tanken zu können.

 

Finanziert wird das Ganze über das „Sofortprogramm Saubere Luft“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Wie die Staatssekretärin bei dem Termin mit der Presse in der Oberfeldstraße verkünden konnte, werde es nicht bei den 200 Umrüstungen in Marzahn-Hellersdorf und Steglitz-Zehlendorf bleiben: „Der Bund fördert bis zu 800 weitere Ladepunkte, sodass wird das Projekt auf andere Bezirke ausweiten können.“ Ende 2023 muss das Vorhaben umgesetzt sein. Der Schwerpunkt des Angebotsausbaus soll auf den Außenbezirken liegen.

 

Ubitricity, eine Shell-Tochterfirma, setzt in Berlin das extra für den deutschen Markt entwickelte Modell „Heinz“ ein. Es wird von außen an die Straßenlaterne montiert. Sollte ein Standort nicht gut angenommen oder eine Straße im Zuge der Mobilitätswende zur Fahrradstraße umgewidmet werden, könne die Technik abgebaut und an anderer Stelle neu installiert werden, erläuterte Ubitricity-Chef Daniel Kunkel, dessen Unternehmen in Großbritannien nach eigenen Angaben schon 5.500 Ladepunkte unterhält.

 

Unkompliziert funktioniert auch der Ladevorgang an sich. Jedes genormte Kabel lasse sich anschließen, führte Ubitricity-Mitarbeiter Lennard Stürmer aus. Bezahlt wird entweder mit der Ladekarte eines Elektromobilitäts-Serviceanbieters zu dem jeweils vereinbarten Tarif oder aber ad hoc mit dem Smartphone ganz ohne Vertrag, App oder vorherige Registrierung. Für letztere Variante scannen E-Auto-Besitzerinnen und -besitzer einfach den an der Laterne aufgedruckten QR-Code. Es fallen Stromkosten in Höhe von 42 Cent pro Kilowattstunde an. 

 

„Heinz“ kommt auf eine vergleichsweise geringe Ladeleistung von 3,7 Kilowatt und eignet sich damit nicht für das schnelle Volltanken zwischendurch. „Aber über Nacht ist das Ding voll und Sie schonen damit die Batterie“, merkte Erik Landeck, Geschäftsführer der Stromnetz Berlin GmbH, an. Darüber hinaus werde das Netz nicht belastet. „Die 3,7 kW merken wir überhaupt nicht.“

 

Stellt sich noch die Frage, wo genau im Bezirk nun Strom fürs E-Auto gezapft werden kann – und da wird’s nebulös, denn der Senat tut sich nach wie vor schwer, die Standortliste zu veröffentlichen. Auch Bezirksstadträtin Juliane Witt (Linke) hakte vergeblich nach. Nur so viel ist bekannt: Die Oberfeldstraße wird als eine Art Ladeallee mit mehreren Laternenladepunkten versehen. Außerdem soll „Heinz“ auch im Erich-Baron-Weg in Mahlsdorf und in der Mehrower Allee in Marzahn zu finden sein. 

 

Haben Sie bereits eine umgerüstete Straßenlampe gesichtet? Dann schicken Sie uns gern ein Foto und den Standort per E-Mail. Wir veröffentlichen auf dieser Seite eine entsprechende Übersicht, die wöchentlich aktualisiert wird.