Die Frauenklinik in Kaulsdorf hat einen neuen Chefarzt

Privatdozent Dr. Christian Göpel ist ein gefragter Beckenbodenexperte

Die Frauenklinik  in Kaulsdorf hat einen neuen Chefarzt

Seit Anfang April hat die Frauenklinik am Vivantes Klinikum Kaulsdorf einen neuen Chefarzt. Zuletzt leitete Dr. Christian Göpel das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum am Humboldt-Klinikum in Reinickendorf, nun schlägt er in Marzahn-Hellersdorf ein neues berufliches Kapitel auf. Der gebürtige Hallenser will die gynäkologische und geburtsmedizinische Versorgung am Standort auf dem bestehenden hohen Niveau fortführen und einige neue Schwerpunkte setzen. Seine „Spezialdisziplin“ ist die Behandlung von Inkontinenz- und Senkungsbeschwerden. Auf diesem Gebiet gilt er als absolute Koryphäe.

Eine schwache Beckenbodenmuskulatur macht vielen Frauen zu schaffen und kann sich auf unterschiedliche Weise äußern. Zu den häufigsten Symptomen gehören plötzlicher Harndrang, Inkontinenz und Druck- oder Fremdkörpergefühl im Unterleib. „Jede dritte Über-60-Jährige ist betroffen“, sagt Dr. Christian Göpel, verweist aber gleichzeitig darauf, dass ein schwächelnder Beckenboden durchaus schon in jungen Jahren Probleme bereiten könne – während der Schwangerschaft zum Beispiel oder nach einer natürlichen Entbindung. 

 

Inkontinenz und Senkung: Raus aus der Tabuzone

Wenn beim Lachen, Husten, Niesen oder Treppensteigen unkontrolliert Urin tröpfelt, ist das nicht nur unangenehm, es schränkt auch auf Dauer die Lebensqualität enorm ein. Früher hätten Betroffene meist geschwiegen und still gelitten. Heute gehen Frauen mit den Beschwerden deutlich offener um, berichtet der neue Chefarzt in Kaulsdorf, räumt aber ein: „Das populärste Thema für den Smalltalk am Kaffeetisch ist es nach wie vor nicht.“ Doch er könne alle Frauen nur ermutigen, zum Arzt zu gehen. Keine Patientin müsse sich mit Inkontinenz- oder Senkungsbeschwerden abfinden.

 

Der Beckenboden – sein Spezialgebiet

Göpel, der lange Jahre am Uniklinikum Halle (Saale) tätig war, forscht bereits seit Mitte der 90er Jahre auf dem Gebiet der Urogynäkologie. Er wurde 2007 für ausgesprochen hohe Kompetenz in der Diagnostik und Therapie von Harninkontinenz- und Beckenbodenerkrankungen (AGUB III) ausgezeichnet und beschäftigte sich im Rahmen seiner Habilitation intensiv mit dem Beckenbindegewebe der Frau. Der 53-Jährige ist ein gefragter Referent, leitet Workshops, führt Live-Operationen durch und hat in der Vergangenheit sein Wissen als sogenannter „Flying Doctor“ im europäischen Ausland weitergegeben. 

 

Schwaches Bindegewebe ist Vererbungssache

„Ich habe immer davon geträumt, die Ursache der Bindegewebsschwäche zu finden“, verrät der renommierte Gynäkologe. Dieser Traum wird wohl unerfüllt bleiben. „Das Ganze ist hochkomplex und bei jeder Frau anders. Wir wissen heute, dass es nicht die eine Bindegewebsschwäche gibt.“ Hinlänglich bekannt sind dafür die Risikofaktoren: hormonelle Veränderungen, schweres Heben, Bewegungsmangel, Alter und Übergewicht. In erster Linie aber beeinflussen die Gene die Elastizität des Bindegewebes und damit auch die Beschaffenheit des Beckenbodens. Das heißt: Während einige Frauen nie Probleme bekommen, ist es bei anderen relativ wahrscheinlich, dass sie irgendwann an einer Form von Inkontinenz leiden oder sich Beckenorgane wie Blase, Gebärmutter und Darm absenken. Beides kann auch gleichzeitig auftreten.

 

Von Beckenbodentraining bis Biofeedback

Vorbeugen oder zumindest hinauszögern lassen sich Beckenbodenbeschwerden mit gezieltem Training. Dabei lernen Frauen unter anderem das willkürliche An- und Entspannen der Beckenbodenmuskeln. „Je früher damit begonnen wird, desto besser“, sagt der Experte. Zwar seien Beckenbodenübungen auch im fortgeschrittenen Alter sinnvoll, die Muskeln bauen sich aber deutlich langsamer auf als bei einer 20-, 30- oder 40-Jährigen. Beckenbodentraining gilt auch als konservative Therapieform. Ebenfalls bewährt haben sich Hormontherapien, Biofeedback, Elektrostimulation und stützende Pessare, die wie Tampons eingeführt werden.

 

Chirurgische Eingriffe: Netze, Bänder, Botox

Bleiben all diese Verfahren erfolglos, können verschiedene operative Eingriffe helfen. Dank seiner Expertise und jahrzehntelangen Erfahrung hat Dr. Christian Göpel eine große Zahl erfolgreicher Operationen vorzuweisen. „Nur mit Spezialisierung lässt sich gute Qualität erreichen“, betont der Chefarzt. Senkungszustände operiert er möglichst gebärmuttererhaltend. Mit körpereigenem Gewebe oder Netzimplantaten werden die Organe wieder angehoben und befestigt. 

Zu den gängigen Inkontinenz-Eingriffen gehört die sogenannte TVT-Operation, bei der eine Kunststoffschlinge um die Harnröhre gelegt wird und diese stabilisiert. Zur Behandlung von Dranginkontinenz oder einer überaktiven Blase kann neben der Medikamentengabe in Form von Tabletten oder Pflastern gegebenenfalls auch das als Schönheitsmittel bekannte Botox in die Blase gespritzt werden.

 

Gynäkologisches MVZ eröffnet im Juli

Weil Probleme mit einem schwachen Beckenboden das häufigste gynäkologische Leiden darstellen, ist es Dr. Christian Göpel ein echtes Anliegen, die Urogynäkologie in Kaulsdorf auszubauen und zu einem selbstverständlichen Teil des medizinischen Angebots zu machen. „Die Geburtshilfe und die gynäkologischen Standardoperationen aber bleiben auch künftig wichtige Schwerpunkte unserer Klinik“, stellt der neue Chefarzt klar. Um die Frauenklinik weiter zu stärken, eröffnet Dr. Göpel voraussichtlich im Juli am Standort ein Gynäkologisches Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ). Dort wird er künftig ambulante Leistungen und Spezialsprechstunden anbieten.