Schon einfache Regeln helfen, Pflanzen und Tiere zu schützen
Ausflug an die Kaulsdorfer Seen: Balanceakt zwischen Erholung und Naturschutz
Das zumeist freundliche Wetter am Pfingstwochenende hat etliche Menschen in Marzahn-Hellersdorf nach draußen gelockt. Wer sich gegen den 9-Euro-Ticket-Trip zur Ostsee entschieden hatte, musste nicht zwingend auf Sonne, Strand und Wasser verzichten. Hoch im Kurs stand bei vielen ein Ausflug an die Kaulsdorfer Seen. Besonders am Sonntag waren die Uferbereiche voll. Dass es genau genommen verboten ist, dort schwimmen zu gehen, kümmert die wenigsten. Denn es drohen weder Kontrollen noch Sanktionen durch das Ordnungsamt.
Auch weil offizielle Bademöglichkeiten in Marzahn-Hellersdorf fehlen, toleriert Berlins einziger Bezirk ohne Freibad das wilde Planschen. Während den Wasserratten am Biesdorfer Baggersee vergangenes Jahr buchstäblich Steine in den Weg gelegt wurden, ist an den „Kaulis“ der Sprung ins kühle Nass noch ungehindert möglich. Viele Anwohnerinnen und Anwohner nervt der „Badetourismus“ in den Sommermonaten allerdings gewaltig. „Mich stört überhaupt nicht, dass sich die Menschen mal eine Abkühlung holen“, sagt eine Spaziergängerin am Pfingstmontag bei ihrer Runde um den Butzer See. Vielmehr ärgere sie das mitunter rücksichtslose Verhalten der Leute. „Die einen machen bis spät abends Krawall, andere lassen ihren Dreck einfach liegen“, schimpft die Rentnerin. Auch an diesem Morgen finden sich einige Spuren der vergangenen Nacht: An vielen Stellen wurde gegrillt. Das ist nicht erlaubt und wird anders als das Baden auch als Ordnungswidrigkeit geahndet.
Hier und da liegen leere Bier- und Schnapsflaschen, Chipstüten, benutzte Taschentücher und Essensreste. Die allermeisten Gäste aber haben ihre Abfälle zu den Mülltonnen gebracht, die von der Berliner Stadtreinigung (BSR) an mehreren Standorten entlang der Seen aufgestellt wurden. Seit vier Jahren kümmern sich die Männer und Frauen in Orange um die Sauberkeit in dem Landschaftsschutzgebiet (LSG). Für das chronisch unterbesetzte bezirkliche Grünflächenamt ist das eine Riesenentlastung.
Um Nutzerinnen und Nutzer darauf aufmerksam zu machen, dass Butzer See, Habermannsee und Kaulsdorfer Busch nicht nur ein Paradies für Erholungssuchende sind, sondern auch Lebensraum für zahlreiche, mitunter seltene Tiere und Pflanzen, hat die Stiftung Naturschutz für diese Saison einen Informationsflyer erstellt. Die Stadtnatur-Rangerinnen für Marzahn-Hellersdorf, Friederike Richter und Caroline Thiem (wir berichten über die beiden ausführlich in unserer Juni-Ausgabe), verteilen das Material, wenn sie bei ihren Streifzügen mit den Menschen ins Gespräch kommen. Von den beiden Vollblut-Naturschützerinnen kann man zum Beispiel erfahren, was es an Land und im Wasser alles Spannendes zu beobachten gibt, weshalb Hunde an der Leine geführt werden sollten und warum es keine gute Idee ist, Enten zu füttern.
Der Natur die nötige Wertschätzung entgegenbringen
Ganz ohne erhobenen Zeigefinger wollen die Rangerinnen den Blick für die Natur schärfen. Denn die steht an den Kaulsdorfer Seen zunehmend unter Druck. Vor allem das Schilf ist inzwischen bedroht. In den noch verbliebenen Röhrichten tobt das Leben. Viele Wasservögel brüten, fressen und verstecken sich darin. Auch Fische finden hier Schutz und einen Laichplatz. Was viele nicht wissen: Schilf ist ein echtes Multitalent. Es schützt die Ufer vor Erosion und trägt dazu bei, das Wasser sauber und klar zu halten. Badegäste sollten daher schon aus Eigeninteresse auf einen ausreichenden Abstand zu den Schilfgürteln achten und möglichst auch die kleinen Buchten meiden.
„Knigge“ für den Ausflug an die Kaulsdorfer Seen
- An Land und im Wasser ausreichend Abstand zur sensiblen Schilfzone halten (min. 10 Meter)
- Hunde an der Leine lassen, Kotbeutel verwenden
- Abfälle nicht in der Natur entsorgen
- Wildtiere weder füttern noch stören
- Nicht zelten, grillen und/oder Lagerfeuer machen
- keine Pflanzen ausreißen oder beschädigen