Sozialstadträtin Nadja Zivkovic (CDU) bittet darum, jetzt nicht nachzulassen
Spendenbereitschaft nimmt massiv ab
Mehrere Wochen lang haben sich Monika Wahrmann und Manfred Guhl mächtig ins Zeug gelegt, um im Kastanienboulevard Spenden für Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine zu sammeln. Die beiden wissen, dass bei vielen Menschen im Kiez das Geld nicht gerade locker sitzt. Umso beachtlicher finden sie, was letztendlich alles zusammengekommen ist: 428,67 Euro in Scheinen und Münzen, dazu zehn große Kisten prall gefüllt mit haltbaren Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Medikamenten, Spielzeug und anderen Dingen.
„Ich bin stolz auf das Ergebnis. Jeder Euro zählt. Und wir haben alles aus eigener Kraft mit wenig Unterstützung geschafft, sagt Monika Wahrmann, die die Idee zu der Solidaritätsaktion hatte und das Geld an die RTL-Stiftung „Wir helfen Kindern e. V.“ überweisen wird. Nach ihrer Motivation befragt, sagt sie: Ich konnte einfach nicht länger untätig sein.“ Dass es allerdings so schwierig werden würde, Mitstreiterinnen und Mitstreiter für ihr Vorhaben zu gewinnen, damit habe sie nicht gerechnet.
Glücklicherweise rannte sie dann doch bei einer Person offene Türen ein: Manfred Guhl, den hier alle nur Opa Manne nennen. Wahrmann und Guhl engagieren sich schon länger in der Nachbarschaft und kennen sich gut. Sie ist Mitglied im Laienpuppentheater e. V., er betreut im Boulevard die Bücherstube „Zur Spinne“. Gemeinsam hat das Duo schon an so mancher Veranstaltung mitgewirkt. Die Spendenaktion ist für beide ein Herzensprojekt. Als klar wurde, dass sie damit so ziemlich auf sich allein gestellt sind, stürzten sie sich gleich in die Vorbereitungen. In Windeseile wurden Plakate entworfen und unter die Leute gebracht, Termine für die Spendenabgabe veröffentlicht und drei Aktionstage vorbereitet. Bei Wind und Wetter standen Monika Wahrmann und Manfred Guhl draußen auf dem Boulevard, um gegen Spenden warme Waffeln, selbstgebackenen Kuchen, Erbsensuppe und Kaffee zu verteilen. Mal kam ein doofer Spruch, mal erlebten sie herzerwärmende Begebenheiten, verrät die Initiatorin:. „Ein Mädchen wollte wissen, was wir hier machen. Ich habe es ihr erklärt. Als sie später wieder an den Stand kam, hatte sie eine selbst gebastelte Friedenstaube dabei, die sie mir schenkte.“
In den vergangenen Wochen und Monaten seit Kriegsausbruch haben viele Menschen wie Monika Wahrmann und Manfred Guhl eine ungeheure Hilfsbereitschaft an den Tag gelegt. Nun aber schwindet das Engagement für die ukrainischen Kriegsgeflüchteten zusehends. Das bestätigte auch Sozialstadträtin Nadja Zivkovic (CDU) in der April-Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung. „Die Spendenbereitschaft nimmt massiv ab.“ Den Hilfsorganisationen bereite diese Entwicklung große Sorge. „Ich würde mich freuen, wenn auch Sie weiterhin um Spenden werben“, appellierte sie in Richtung der Verordneten. Schon vor Wochen hatte die Stadträtin deutlich gemacht, dass es in der Krise einen langen Atem brauche. Wer wissen möchte, was aktuell benötigt wird, findet auf der Internetseite der Initiative #Vikahilft“ eine Bedarfsübersicht. Ganz oben auf der Liste stehen Lebensmittel und Hygieneartikel.
Monika Wahrmann und Manfred Guhl sind sicher, dass sie mit dem Spendensammeln weitermachen. Im Juni ist ein weiterer Aktionstag geplant. „Dann wollen wir auch ein Zeichen für den Frieden setzen und 99 Luftballons in den Himmel steigen lassen“, kündigt Monika Wahrmann an.