Neues MRT-Gerät in Kaulsdorf setzt Maßstäbe

Sagenhafter Durchblick

Neues MRT-Gerät in Kaulsdorf setzt Maßstäbe

Sie sind immer dann gefragt, wenn ein Blick ins Körperinnere darüber Aufschluss geben soll, woran ein Patient oder eine Patientin leidet. Mit geschultem Auge, umfassendem medizinischen Wissen und hochmodernen technischen Geräten begeben sich Radiologen wie Detektive auf Spurensuche. Dabei entdecken sie Gefäßschäden, Knochenbrüche, Entzündungen, Tumore und noch viele andere krankhafte Veränderungen. Um kleinste Details noch besser sichtbar zu machen, hat Vivantes in diesem Jahr in einen neuen Magnetresonanztomografen (kurz MRT) für den Standort Kaulsdorf investiert. 

Das Gerät sorgt für große Begeisterung unter den Kollegen. Es liefert extrem scharfe Bilder, gewährleistet deutlich mehr Patientenkomfort und kommt mit einer ganzen Palette verschiedener Anwendungsmöglichkeiten daher. Dazu zählt auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz.

 

Schnellere, präzisere und schonendere Bildgebung

Die Augen von Chefärztin Dr. Anna Magdalena Zielke leuchten, wenn sie von dem im April in Betrieb gegangenen MRT in Kaulsdorf spricht. Mit der Anlage ist die Radiologin einst „aufgewachsen“. 2018 managte sie dann die Inbetriebnahme in Kaulsdorf. Jetzt, nach dem aufwendigen Upgrade, ist „ihr Baby“ allerdings kaum mehr wiederzuerkennen. Die gesamte Technik und die Verkleidung wurden entfernt. Lediglich das Herzstück, ein 1,5 Tesla starker Magnet, blieb erhalten. Der ist zwar nur halb so kraftvoll wie beispielsweise der am Vivantes Klinikum im Friedrichshain, durch seine Länge sei er dafür aber viel stabiler als die neueren kurzen Magnete, erläutert Dr. Zielke. Und mit der komplett neuen Ausstattung wird das MRT-Gerät den Anforderungen an die moderne radiologische Diagnostik auf Jahre hinaus gerecht werden können. 

 

Die hochentwickelte Software ist sogar das neueste, was der Markt aktuell zu bieten hat. Sie wurde in Kaulsdorf bundesweit zum allerersten Mal eingesetzt. Deshalb mussten die Medizinisch-technischen Radiologieassistentinnen (MTRA) auch noch einmal völlig neu im Umgang mit dem MRT geschult werden. Offensichtlich hat die Einarbeitung gut funktioniert, denn mittlerweile läuft das Gerät tagein tagaus. „Wir machen schon jetzt alle Untersuchungen und stellen fest: Die Bildqualität ist wirklich herausragend“, freut sich Dr. Anna Magdalena Zielke. Die neue Technologie deckt Feinheiten auf, die früher nicht abgebildet werden konnten und versetzt die Mediziner in die Lage, besonders präzise Diagnosen zu stellen.

Zum höheren Patientenkomfort trägt neben der verkürzten Untersuchungszeit in der Röhre auch die geringere Lärmbelastung bei. Die typischen Klopf- und Wummergeräusche, die durch Magnetspulen entstehen, sind wesentlich leiser als beim Vorgängermodell. Kinder und lärmempfindliche Erwachsene können sich so viel entspannter untersuchen lassen.

 

Untersuchung ohne Eingriff und Röntgenstrahlen

Zwischen fünf und sieben Patienten werden täglich im neuen MRT unter die Lupe genommen. Besonders häufig betrachten die Radiologen in Kaulsdorf Wirbelsäulen, Gelenke und Sportverletzungen sowie den als Abdomen bezeichneten Bereich zwischen Rippen und Becken. Patienten mit psychischen Störungen werden in die Röhre hineingefahren, wenn die Ärzte sichergehen wollen, dass sich hinter einem seelischen Leiden keine organische Ursache wie zum Beispiel ein Hirntumor verbirgt. Darüber wurde die Zusammenarbeit mit der Kardiologie von Chefarzt Dr. Jens-Uwe Röhnisch stark ausgebaut. So nimmt das Kardio-MRT eine immer wichtigere Rolle in der Diagnostik und Therapieplanung von Herzpatienten ein – und das aus gutem Grund: Das Verfahren ermöglicht einen umfassenden Blick ins Herz, ohne dass Mediziner dabei in den Körper eingreifen und ihn mit Röntgenstrahlung belasten müssen. Mithilfe der Magnetröhre können Herzmuskelentzündungen, Herzrhythmusstörungen und Tumore häufig sehr exakt erfasst und eine belastende Herzkatheteruntersuchung vermieden werden. Außerdem gilt die Kardio-MRT als vielversprechendes Verfahren hinsichtlich der Infarkt-Prophylaxe und der Beurteilung von Infarkt-Narben.

 

Eine junge, dynamische Chefin für die Radiologie

Seit Beginn des Jahres ist Dr. Anna Magdalena Zielke kommissarische Chefärztin der Radiologie in Kaulsdorf. Sie folgt auf Prof. Dr. Hans-Joachim Wagner, der beruflich etwas kürzer treten möchte. Die 42-Jährige ging nach dem Abi in die USA, studierte später in Heidelberg und in den Staaten Medizin, wurde bei Vivantes früh als absolutes Ausnahmetalent entdeckt und hat eine ziemlich steile Karriere hingelegt. Mit gerade einmal 32 Jahren wurde sie Oberärztin und musste schnell lernen, sich in der noch immer von Männern dominierten Führungsebene der Kliniken zu behaupten.

 

Selbst ihr Vater Klaus Zielke (1931-2016), ein renommierter Wirbelsäulenchirurg, pflegte immer zu sagen: „Frauen gehören nicht in die Medizin.“ Für seine Tochter schwebte ihm ein familienfreundlicherer Beruf vor. Doch die hatte schon immer ihren eigenen Kopf und setzte diesen auch erfolgreich durch. Ihr Papa hat es ihr nicht übelgenommen – im Gegenteil: „Als ich dann in die Medizin gegangen bin, war er einfach nur stolz auf mich“, sagt Dr. Anna Magdalena Zielke, die aktuell eine Doppelrolle als Chefärztin in Kaulsdorf und Leitende Oberärztin im Friedrichshain erfüllt. Die Entscheidung für den neuen Posten sei für sie Herzensangelegenheit gewesen, sagt die Radiologin. „Ich bin sehr gern in Kaulsdorf. Die Menschen sind toll und mein Lieblings-MRT steht auch hier.“ Außerdem schätze sie die kurzen Informationswege und das kollegiale Miteinander unter den Chefärzten. „Ich habe das Gefühl, wir ziehen alle an einem Strang und bekämpfen uns nicht gegenseitig. Das ist sehr angenehm.“ Die Arbeit als Radiologin sei für sie immer auch ein bisschen wie ein Sherlock-Holmes-Abenteuer: „Wir erhalten drei, vier spärliche Angaben und sind dann gefordert, den Fehler zu finden.“