Gedenkveranstaltung für Alice Herz

Gedenkveranstaltung mit Lesung und Gespräch am 7. Mai

Alice Herz: Frau für Frieden und Freiheit

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Die Aktion „Denk Mal am Ort“ bietet rund um den Jahrestag wieder einen Rahmen für persönliche Erinnerungen an Verfolgte des Nationalsozialismus. So wird in Mahlsdorf am Samstag, dem 7. Mai, der Friedensaktivistin, Journalistin und Frauenrechtlerin Alice Herz gedacht. Die Veranstaltung findet auf dem nach ihr benannten begrünten Platz zwischen Giesestraße, Briesener Weg und Hörselbergstraße statt. Beginn ist um 13 Uhr.

Es ist ein drastischer Akt: Aus Protest gegen die US-amerikanische Aggression in Vietnam steckt sich die 82-jährige Pazifistin Alice Herz am 16. März 1965 in Detroit auf offener Straße selbst in Brand. Nach zehn qualvollen Tagen erliegt sie im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Anders als in den Vereinigten Staaten und in Asien ist die gebürtige Hamburgerin mit den jüdischen Wurzeln hierzulande recht schnell in Vergessenheit geraten. In Marzahn-Hellersdorf aber wird ihr ein ehrendes Andenken im Straßenbild bewahrt. Seit 2003 trägt der einstige Mahlsdorfer „Platz 18“ den Namen Alice Herz. Angeregt hatte die Würdigung der Ortschronist Harald Kintscher. 

Herz, die sich Zeit ihres Lebens für den Frieden einsetzte, wohnte bis 1933 in Mahlsdorf-Süd. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Paul, der in einer Köpenicker Chemiefabrik eine leitende Stelle übernommen hatte, sowie den Kindern Helga und Konrad war sie 1920 in das Haus in der Akazienallee 4 gezogen.


Veranstaltungstipp: DENK MAL AM ORT

Samstag, 7. Mai, 13 bis 15 Uhr

Lesung und Gespräch: 

Alice Herz (1882-1995) war Friedensaktivistin, Journalistin und eine aufrechte Kämpferin für Frauenrechte. Sie lebte bis 1933 in Mahlsdorf, bevor sie von den Nazis vertrieben wurde. Zwei ihrer Verwandten möchten aus den USA anreisen, um gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Erinnerungskultur des Bündnisses für Demokratie und Toleranz an Alice Herz zu erinnern. 


Familienglück währte nur kurz

Die Jahre in Mahlsdorf sind für die Familie zunächst unbeschwert. Schlimme Schicksalsschläge um die Jahreswende 1928/29 aber beenden die glückliche Zeit jäh. Kurz nacheinander sterben Paul und der 13-jährige Konrad. Nach dem Tod der beiden intensivieren Mutter und Tochter ihr Engagement in der Friedensbewegung. Alice Herz ist zu diesem Zeitpunkt schon eine ganze Weile Mitglied der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit. 

 

Als 1933 die Nazis an die Macht kommen, ahnen Alice und Helga Herz, dass sie in Deutschland nicht längerer sicher sind. Unmittelbar nach dem Reichstagsbrand fällt der Entschluss zur Emigration. Nach Stationen in der Schweiz, Frankreich und Kuba landen sie in den USA. Ihre neue Wahlheimat wird Detroit, wo Alice als Deutschlehrerin an der Wayne State University eine Anstellung findet und nebenbei auch Artikel für die Schweizer Zeitschrift „Neue Wege“ schreibt. Helga hingegen arbeitet als Bibliothekarin. Beide schließen sich verschiedenen Friedensbewegungen und den Quäker:innen an. 

 

Verzweifelter Protest gegen den Vietnamkrieg

Bis zu ihrer öffentlichen Selbstverbrennung kämpft Alice Herz unermüdlich gegen Hass und für Atomwaffenfreiheit. Sie warnt vor den Gefahren neuer Kriege und verurteilt die Eskalation des Vietnamkonflikts aufs Schärfste. Vor ihrem Selbstmord verfasst und verbreitet sie ein anklagendes Flugblatt. Es ist gegen Präsident Lyndon B. Johnson, aber auch gegen seine Amtsvorgänger und an das amerikanische Volk gerichtet. In einem Absatz schreibt sie: „Wacht auf und handelt, bevor es zu spät ist. Ihr habt die Verantwortung, zu entscheiden, ob diese Welt ein guter Ort sein wird, an dem alle Menschen in Würde und Frieden leben, oder ob sie sich selbst in die Luft sprengt.“ Um sich Gehör zu verschaffen, habe sie den „Flammentod der Buddhisten“ gewählt, erklärt die Aktivistin in dem Schreiben.

Der Vietnamkrieg endet am 30. April 1975, da ist Alice Herz schon zehn Jahre tot. Heute, im Jahr 2022, sind ihr Einsatz für Frieden und ihre Warnung vor (nuklearem) Wettrüsten aktueller denn je.


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