Mehr Betrug, weniger Wohnungseinbrüche

Kriminalitätsentwicklung in Marzahn-Hellersdorf

Mehr Betrug, weniger Wohnungseinbrüche

Marzahn-Hellersdorf gehört nach wie vor zu den sichersten Orten Berlins. Im vergangenen Jahr sind hier 22.559 Straftaten von der Polizei registriert worden – so wenige wie in keinem anderen Bezirk. Auch die Häufigkeitszahl, also die Anzahl der Straftaten je 100.000 Einwohner:innen, liegt mit 8.125 deutlich unter dem Berliner Durchschnitt von 13.158. Während in der Hauptstadt gegenüber 2020 jedoch die Kriminalitätsbelastung in absoluten Zahlen um 4,4 Prozent zurückgegangen ist, verzeichnet Marzahn-Hellersdorf einen leichten Anstieg von 2,6 Prozent. 

Ende April hatte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) gemeinsam mit Polizeipräsidentin Dr. Barbara Slowik die Berliner Kriminalstatistik präsentiert. Beide stellten klar, dass die aktuellen Zahlen wegen der Pandemie nur schwer mit denen der Vorjahre zu vergleichen seien. Dennoch bewertet Spranger den Trend für Berlin als positives Signal, was nichts daran ändere dass „jede Straftat eine zu viel ist“. Sie ziehe in erster Linie einen Schluss aus den Statistiken: „Sie sind für uns ein Ansporn, noch besser zu werden.“ Berlin müsse sicherer werden, so die Innensenatorin. (Hier können Sie die Pressemitteilung zu dem Termin nachlesen).

 

Alexander J. Herrmann, rechtspolitischer Sprecher der Unionsfraktion und Abgeordneter für Kaulsdorf-Nord und Hellersdorf-Süd, hatte sich bereits im Vorfeld der Pressekonferenz beim Senat nach der Entwicklung der Straftaten konkret in Marzahn-Hellersdorf erkundigt. In einer noch unveröffentlichten parlamentarischen Anfrage, die der „Hellersdorfer“ vorliegt, lieferte Innenstaatssekretär Torsten Akmann (SPD) einige Zahlen (siehe Grafik).


Für größere Ansicht auf das Bild klicken.
Für größere Ansicht auf das Bild klicken.

Die Tatschwerpunkte im Bezirk bilden weiterhin Diebstähle, Körperverletzungen und Sachbeschädigungen. Sowohl mit Blick auf die absoluten Zahlen als auch auf die regional besser vergleichbare Häufigkeitszahl wird deutlich: Im Ortsteil Marzahn ist die Kriminalitätsbelastung am höchsten. Vergangenes Jahr wurden hier 10.487 Straftaten registriert. Das bedeutet einen Anstieg von 4,2 Prozent. In Hellersdorf, wo für das Jahr 2021 insgesamt 7.566 Delikte erfasst worden sind, liegt die Zunahme bei 5,2 Prozent. Anders sieht der Trend im Siedlungsgebiet aus. Biesdorf (- 5,5 %) und Kaulsdorf (-9 %) verzeichnen einen Rückgang der Verbrechen. In Mahlsdorf blieben die Zahlen nahezu konstant (+0,9 %). 

 

Die „Berliner Mischung“ in der Platte im Blick behalten

Alexander J. Herrmann erklärt zur Entwicklung der Straftaten in der Großsiedlung: „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass sich dieser Trend im Zuge der zahlreichen Neubauvorhaben nicht weiter verfestigt.“ Von den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften fordert er eine verantwortungsvolle Belegungspolitik. Seines Erachtens sollten sie noch stärker auf die „Berliner Mischung“ in den Quartieren achten, um der Entstehung sozialer Brennpunkte entgegenzuwirken. „Hierzu trägt auch die parallel zum Wohnungsbau erforderliche Schaffung der notwendigen sozialen Infrastruktur durch den Bezirk bei“, so Herrmann. Der CDU-Politiker spricht sich darüber hinaus für mehr Polizeipräsenz in den Kiezen aus. Der Probelauf des Projekts „Kontaktbereichsdienst 100“ müsse verstetigt und der Einsatz der Dienstkräfte aus Marzahn-Hellersdorf im Stadtzentrum möglichst vermieden werden, erklärt Herrmann. Er sagt: „Dieser Abzug von Kräften in die Innenstadt geht zu Lasten der Sicherheit am Stadtrand.“

 

Generell lässt sich über die Kriminalitätsentwicklung in Marzahn-Hellersdorf sagen: Es wurde mehr betrogen, weniger eingebrochen und etwas weniger geklaut. Die Corona-Pandemie dürfte auf diese Phänomene einen nicht unerheblichen Einfluss gehabt haben.

Insgesamt stieg die Zahl der Betrugsfälle im Bezirk um 24 Prozent. Betrogen haben die Menschen berlinweit unter anderem mit der Corona-Soforthilfe und mit gefälschten Impf- und Genesenennachweisen. Es gab zudem mehr Tank- (+72,4 %) und Computerbetrug (+255,3 %).

 

Ein klarer Abwärtstrend (-18,6 % gegenüber 2019) ist in allen fünf Ortsteilen seit Pandemiebeginn bei den Wohnungseinbrüchen zu erkennen. Klar: Gelegenheit macht bekanntlich Diebe und die Gelegenheiten waren in Zeiten von Homeoffice und Homeschooling eher rar. Weil viele Menschen mehr Zeit zu Hause verbrachten, hatten es Einbrecher:innen besonders schwer, in Häuser und Wohnungen einzusteigen. 

 

Mehr Diebstähle an und aus Autos

Die Zahl registrierter Diebstähle sank in Marzahn-Hellersdorf während Corona leicht um 2,2 Prozent. Auffällig sind aber die steigenden Fallzahlen beim Diebstahl an und aus Kraftfahrzeugen (+44,5 %). „Insbesondere der Diebstahl von Katalysatoren in der Nacht erfolgt regelmäßig binnen weniger Sekunden ohne jeden Lärm“, weiß Alexander J. Herrmann. Nach Auskunft der Polizei soll es sich bei den Täter:innen überwiegend um Personen aus organisiert agierenden Bandenstrukturen mit Auftraggeber:innen im osteuropäischen Ausland handeln. 

 

Seit Beginn der Corona-Krise gibt es in den fünf Ortsteilen Mahlsdorf, Kaulsdorf, Hellersdorf, Marzahn und Biesdorf auch weniger Körperverletzungen (-7,8 %). Allerdings geht der Senat etwa bei häuslicher Gewalt von einer hohen Dunkelziffer in der gesamten Hauptstadt aus. Der Grund für die Annahme: Viele Opfer waren ihren Täter:innen in den eigenen vier Wänden mehr noch als sonst ausgeliefert. Die etlichen eingegangenen Notrufe und Meldungen bei den Hilfs- und Beratungsorganisationen nach Lockerung der Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen hätten sich laut Polizeipräsidentin Dr. Barbara Slowik nicht im Anzeigeverhalten widergespiegelt. Wenn die Polizei wegen Angriffen oder Übergriffen zu einer Wohnung gerufen wurde und dort eintraf, habe es oft geheißen, es sei doch alles gut.