Der beliebte Schauspieler wurde 90 Jahre alt
Trauer um Michael Degen
Michael Degen ist tot. Der 90-jährige Schauspieler starb am Samstag in Hamburg, wie der Rowohlt-Verlag heute mitteilte. Degen überlebte als kleiner Junge den Holocaust dank eines Kaulsdorfer Ehepaars. 1943 versteckten die beiden Kommunisten Marie-Luise und Carl Hotze den damals Elfjährigen und seine Mutter, die jüdische Witwe Anna Degen, bei sich zu Hause vor den Nazis.
Seinen Rettern setzte der spätere Charakterdarsteller dann 1999 mit der Autobiografie „Nicht alle waren Mörder – Eine Kindheit in Berlin“ ein Denkmal. Außerdem erinnern seit 2019 zwei Stolpersteine vor dem Haus in der Straße An der Wuhle 41 an Marie-Luise und Carl Hotze.
Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, twitterte am Dienstagnachmittag, das Buch des Schauspielers zähle „zu den wichtigsten autobiographischen Schilderungen eines Überlebens in Deutschland.“ Sie sei sehr traurig: „Mit Michael Degen verlieren wir einen großartigen Schauspieler, einen feinen Menschen und schließlich auch einen weiteren wichtigen Zeitzeugen der NS-Zeit.“
Michael Degen galt als Grand Seigneur des deutschen Schauspiels. Große Popularität erlangte der gebürtige Chemnitzer in den 80er Jahren durch die ZDF-Familienserie „Diese Drombuschs“. In einer Verfilmung der „Buddenbrooks“ von 1979 verkörperte er den Bendix Grünlich. Einem breiten TV-Publikum war der vielbeschäftigte Bühnen- und Fernsehdarsteller zuletzt vor allem als Vice Questore Giuseppe Patta in der ARD-Krimiserie „Donna Leon“ bekannt.
Auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) reagierte betroffen auf die Nachricht vom Ableben des Schauspielers: „Die Theaterstadt Berlin trauert um einen großen Schauspieler, und Berlin verliert einen wichtigen Zeitzeugen und eine sympathische Persönlichkeit. Wir werden Michael Degen in dankbarer Erinnerung behalten. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, seinen Freunden, Bekannten und Kollegen.“