Spektakuläres Autowrack als Abenteuerspielplatz

Demolierter Unfallwagen steht wochenlang rum

Spektakuläres Autowrack als Abenteuerspielplatz

Der rote Opel Astra ist spektakulär anzusehen. Nahezu jeder Passant bleibt seit der Nacht zum 20. März in der Louis-Lewin-Straße stehen und staunt darüber, was der Einschlag in einen Laternenpfeiler mit einem Auto anstellen kann. Auch dem Lichtmast ist das „Rendezvous“ nicht gut bekommen. Er landete auf dem Fahrradweg und dem angrenzenden Grünstreifen.

Ebenfalls bemerkenswert ist, wie viel Innenleben sich beim Überschlag des Fahrzeuges auf der umgebenden Fläche verteilt hat. Kinderspielzeug, Verbandskasten, sogar eine Drohne liegen in den ersten Tagen nach dem Crash hinter dem weiß-roten Flatterband, das notdürftig um die Unfallstelle gespannt wurde. Während Erwachsene eher aus der Ferne das Wrack begutachten, fällt es Kindern naturgemäß besonders schwer, den gebotenen Abstand zu wahren. Der elterlichen Aufforderung, hinter dem Flatterband zurückzubleiben, kommen die wenigsten nach. Zu aufregend ist das, was da ein wenig wie ein versunkenes Schiff tief auf dem Meeresgrund anmutet. 

 

Schrottauto birgt Gefahren

Doch so interessant der „Abenteuerspielplatz“ wirken mag, so gefährlich ist er auch. Das Wrack steht nah an der Louis-Lewin-Straße, die hier in einer S-Kurve verläuft. Es gilt Tempo 50 und oft begegnen sich genau dort die Busse der Linie 195. 

Die Fahrerseite des kaputten Autos ist besonders eindrucksvoll. Augenscheinlich erfolgte hier der Erstkontakt mit dem Laternenpfeiler. Der Anblick sorgt unter den Kids für lautstarke Ausrufe von „boah, ey“ bis „krass“. Wer sich das Ganze genauer ansehen will – und ja, die meisten Mädchen und Jungen zwischen 8 und 14 wollen das ganz unbedingt –, muss die Hauptstraße überqueren. Einzeln oder in kleinen Gruppen wechseln die Kinder unbekümmert die Straßenseite – mehr das Wrack als den fließenden Verkehr im Blick. 

 

Eine Frage der Zuständigkeit

Erst nach einer ganzen Woche wird am 28. März immerhin der Laternenmast abtransportiert und der verbliebene Stumpf gesichert. Das Fahrzeug aber steht bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch an Ort und Stelle, umgeben von gefährlichen Glassplittern und mit inzwischen geöffnetem Tankdeckel. Ein Anruf beim zuständigen Polizeiabschnitt ergibt, dass für den Abtransport keine Zuständigkeit besteht. Es sei Aufgabe des Halters, den Unfallwagen zu entsorgen. Dies bestätigt auf Nachfrage auch Bezirksstadträtin Nicole Bienge (SPD), die weiterhin „nebenbei“ das Ordnungsamt verantwortet, weil der sechste Stadtratsposten in Marzahn-Hellersdorf noch immer nicht besetzt ist.  

 

Schaut man sich das völlig demolierte Auto so an, scheint es einem Wunder gleichzukommen, dass hier niemand schwer verletzt wurde. Der Fahrer und eine weitere Person konnten nach der Verfolgungsjagd mit der Polizei sogar noch zu Fuß fliehen, während sie einen dritten Insassen eingeklemmt auf dem Rücksitz zurückließen. Ob es sich bei einem der drei um den Fahrzeughalter handelt, ist von der Polizei nicht zu erfahren. Was sich aber feststellen lässt: Wem auch immer der demolierte Pkw gehört, er ist seiner Verpflichtung zum Abtransport bislang nicht nachgekommen. Sollte sich der Eigentümer nicht ermitteln lassen, erläutert Nicole Bienge, entfiele die Zuständigkeit auf das Amt für regionalisierte Ordnungsaufgaben in Lichtenberg. Die Stadträtin versichert, dass sich der Bezirk nun mit der Polizei und der Autowrack-Behörde in Verbindung setzen wird, um eine möglichst zeitnahe Lösung zu finden. So lange bleibt der herrenlose Schrotthaufen für spielende Kinder gefährlich.

 

Sandra Völker