Frauen, die uns inspirieren
Im Porträt: Petra Fiebig
Als Petra Fiebig 1978 anfing, im Bezirk Marzahn-Hellersdorf zu arbeiten, war Berlin eine geteilte Stadt und die Ortsteile hier gehörten noch zu Lichtenberg. Der Bau der Großsiedlungen, das Bevölkerungsschrumpfen ab Mitte der 90er Jahre, die Bezirksfusion 2001, Kita- und Schulschließungen in der einst kinderreichsten Region Europas, Abriss und Rückbau, die Übertragung von kommunalen Einrichtungen in freie Trägerschaft – all diese Entwicklungen hat die Berlinerin hautnah miterlebt.
Seit 2006 koordiniert Petra Fiebig im Jugendamt die Kindertagesbetreuung. „Wir sind damals mit 60 Kindertagesstätten in die Standort-Netzplanung gegangen“, erinnert sie sich. Heute gibt es hier 140 Kitas sowie zusätzlich sieben Angebote der „Frühen Bildung vor Ort“ – an Gemeinschaftsunterkünften. Sie dienen dazu, Kinder aus geflüchteten Familien auf das Regelsystem Kita vorzubereiten.
In etwas mehr als 15 Jahren verdoppelte sich die Zahl der betreuten Mädchen und Jungen in den Einrichtungen von etwa 7.000 auf knapp 14.000. Und weil Marzahn-Hellersdorf unaufhörlich wächst und der Peak noch nicht erreicht ist, sind der Bezirk und seine Kitakoordinatorin weiterhin voll gefordert, jedem Kind den gesetzlich zustehenden Betreuungsplatz zu vermitteln. „Wir haben das Angebot in den letzten Jahren stark ausgebaut. Allein 2021 sind 15 neue Einrichtungen entstanden, trotzdem gibt es in einzelnen Bezirksregionen kaum Reserven.“
Mit „wir“, das betont Petra Fiebig immer wieder, meint sie das Jugendamt und die freien Träger. Letztgenannte seien die wichtigsten Akteure und eigentlichen Gestalter der kunterbunten Kitalandschaft. Ob bei den regelmäßigen Treffen der Trägervertretungen, der Zusammenarbeit mit den Kitas an den unterschiedlichsten Schnittstellen, den Kita-Transfertagen oder als erste Ansprechpartnerin bei Problemen – Petra Fiebig hat einen engen Draht zu den Trägern und steht ständig mit ihnen im Austausch. Für das Engagement der bezirklichen Kita-Betreiber ist sie voll des Lobes: Unter schwieriger werdenden Rahmenbedingungen wie steigenden Immobilien- und Grundstückspreisen, Fachkräftemangel, der Akquise von Fördermitteln und der Corona-Krise würden diese einen Großteil der Betreuungsplätze im Bezirk bereitstellen und qualitativ gute Arbeit leisten.
Umso wichtiger sei es, so Fiebig, die Einrichtungen nach Kräften zu unterstützen – sei es mit dem Landesprogramm „Kitas bewegen – für die gute gesunde Kita“ oder der Finanzierung von Kita-Sozialarbeiter:innen in den Modellregionen Marzahn-Mitte und Hellersdorf-Nord über das sogenannte Flexibudget. „Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, elternaktivierendes Jugendamt zu sein. Die Kita-Sozialarbeit ist da ein wichtiger Baustein.“ Und der ohnehin hohe Bedarf, da ist sich Petra Fiebig sicher, werde angesichts der Auswirkungen der Pandemie auf das gesunde Aufwachsen von Kindern, sogar noch steigen.
Nach den persönlichen Highlights in ihrem Job befragt, lautet ihre erste Antwort nicht etwa feierliche Kita-Neueröffnungen. „Wenn es mir gelingt, verzweifelten Eltern einen Kitaplatz zu vermitteln und ihnen damit auch einen gewissen Druck zu nehmen, gibt mir das immer sehr viel“, sagt die Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Ein echter Motivations-Booster sei für sie zudem die Zusammenarbeit mit jungen Menschen und vielen inspirierenden Kolleg:innen: „Du bist häufiger gefordert, Dinge neu zu durchdenken und wirst angeregt, nicht immer im gleichen Fahrwasser zu bleiben“ – auch nach 40 Dienstjahren nicht.