Frauen, die uns inspirieren
Im Porträt: Anke Peters
Aus der Grundschule, die Anke Peters leitet, ließen sich glatt zwei machen: Keine im Bezirk ist so groß wie die Kolibri-Schule mit ihren 850 Kindern, rund 120 Lehrkräften, Erzieher:innen und Sozialarbeiter:innen. Weil das Gebäude in der Schönewalder Straße ursprünglich nur für 350 Schüler:innen ausgelegt war, müssen aktuell Räume am Melanchthon-Gymnasium und in der Sabine-Ball-Schule mitgenutzt werden.
Auch mit Busshuttles kennen sich die „Kolibris“ inzwischen aus: Zwei Jahre lang wurden sechs Klassen nach Biesdorf ausgelagert. Entlastung sollen ab August mobile Unterrichtsräume bringen, die das Bezirksamt an der Louis-Lewin-Straße aufstellen lässt. Die Herausforderungen sind für die Schulleiterin und ihr Team angesichts der angespannten Raumsituation und eines Einzugsgebiets, in dem Kinder und Jugendliche vermehrt schlechte Startbedingungen haben, eigentlich groß genug. Es hätte nicht noch eine Pandemie on top gebraucht.
Nach über zwei Jahren im Krisenmodus sehnt Anke Peters in diesen Tagen ganz besonders den Frühling herbei, der nach einem anstrengenden Winter hoffentlich ein ganzes Stück Normalität zurückbringt. „Als vor Weihnachten die Infektionszahlen durch die Decke gingen, war unser Leitungsteam bis zu sechs Stunden täglich damit beschäftigt, Kontaktnachverfolgungslisten zu schreiben, die Kolleg:innen zu beraten und die vielen Fragen der Eltern zu beantworten. Unsere eigentlichen Aufgaben mussten wir hinterher erledigen“, berichtet die Schulleiterin.
Corona-müde ist sie jedoch nicht wegen des hohen Arbeitsaufwandes. Vielmehr sorgt sie sich um die Gesundheit und Entwicklung ihrer Schüler:innen. Vielen Mädchen und Jungen gehe es seit Beginn der Pandemie schlechter, sagt die 55-jährige Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Beengte Wohnsituationen, Bewegungsmangel, erhöhter Medienkonsum, familiäre Sorgen, Nöte und Konflikte – all das habe Spuren hinterlassen in den kleinen Körpern und Seelen. „Wir als Schule können die Lebensverhältnisse der Kinder nicht ändern, aber wir können ihnen acht Stunden am Tag Fürsorge, Wertevermittlung und eine sinnvolle Beschäftigung bieten. Das ABC und das kleine Einmaleins lernen sie hier natürlich auch“, so Peters, die unter anderem Konrektorin am Campus Rütli war und anschließend eine andere Neuköllner Grundschule leitete.
Der Wechsel 2019 nach Hellersdorf fühlte sich dann gewissermaßen wie nach Hause kommen an. „Ich habe hier ab Mitte der 90er Jahre als Lehrerin gearbeitet. Damals war das noch die Erwin-Strittmatter-Schule, während die Kolibri-Grundschule ihren Standort in der Lichtenhainer Straße hatte.“ Als die Schüler:innenzahlen in Marzahn-Hellersdorf einbrachen, machte die Biesdorferin außerhalb des Bezirks Karriere, aber verlor das Wachsen und Werden ihrer alten Wirkungsstätte nie aus dem Blick.
Mächtig beeindruckt zeigte sie sich bei ihrer Rückkehr von den beispiellosen Aktivitäten in und außerhalb der Schule. Ob Frühlingsfest, Weihnachtsprogramm, Bundejugendspiele oder Schwimmfest im FEZ – es geht immer die Post ab. „Ist eine Veranstaltung beendet, beginnen die Planungen für die nächste.“ Zum Durchatmen kommt Anke Peters zwischen Schulleitungskonferenz und Gesamtelternversammlung im benachbarten Bienenlehrgarten. Die Schule betreut dort mit Unterstützung des Imkervereins Wuhletal 1864 drei Völker. „Wenn es die Zeit zulässt, schnappe ich mir meinen Imkeranzug, setze mich vor unsere ,Kolibrienen‘, fasse die Beuten an und spüre dabei eine enorme Kraft.“ Schließlich herrscht im Bienenstock ja auch Frauenpower.