Auf dem Baufeld nördlich des Libertyparks geht es zügig voran
Richtfest für 13 Mehrfamilienhäuser und ein Studi-Wohnheim
Das riesige Neubauquartier Stadtgut Hellersdorf mit rund 1.500 Wohnungen nimmt weiter Form an. Für die Häuser an der Kastanienallee, Ecke Alt-Hellersdorf wurde am Mittwoch Richtfest gefeiert. Jörg Franzen, Vorstandschef des landeseigenen Wohnungsunternehmens Gesobau, gab als Fertigstellungstermin das Frühjahr 2023 aus.
Auf dem Grundstück nördlich des Libertyparks sind 13 Mehrfamilienhäuser mit 408 Wohnungen nebst einem Studierendenwohnhaus mit 40 Wohnungen und bis zu 84 Plätzen im Rohbau fertig. In den kommenden Jahren soll sich die Baustelle in ein lebendiges Viertel verwandeln, das jungen und älteren Menschen, Singles, Paaren und Familien ein neues Zuhause zu erschwinglichen Mieten bietet. Rund ein Drittel der Wohnungen wird öffentlich gefördert und später zu Nettokaltmieten zwischen 6,50 Euro und 6,70 Euro pro Quadratmeter an Inhaberinnen und Inhaber eines Wohnberechtigungsscheines (WBS) vergeben. Für den freifinanzierten Teil plant die Gesobau, Stand jetzt, Mieten von durchschnittlich elf Euro aufzurufen.
Neue Wohnungen „in allen Teilen der Stadt“
Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD), der neben Marzahn-Hellersdorfs Bezirksbürgermeister Gordon Lemm (SPD) und Bezirksstadträtin Juliane Witt (Linke) zu den Richtfest-Gästen zählte, sprach in seiner Rede einmal mehr von der „herausragenden Bedeutung“, die dem Bau bezahlbarer Wohnungen in der Stadt zukomme. Wer aktuell eine Wohnung suche, „der hat ein riesengroßes Problem“, sagte Geisel mit Verweis auf die niedrige Leerstandsquote und die zuletzt stark gestiegenen Angebotsmieten in Berlin. Um merklich Druck vom angespannten Wohnungsmarkt zu nehmen, will der neue Senat bis zum Jahr 2030 mindestens 200.000 neue Wohnungen bauen – „in allen Teilen der Stadt“ und nicht nur in den Außenbezirken, wie Geisel betonte.
Bezirksbürgermeister sieht Chancen und Herausforderungen
Gerade aber in den Bezirken östlich der City hatten sich in den letzten Jahren deutlich mehr Kräne gedreht als im Rest der Stadt. Inzwischen regt sich auch bei Bewohnerinnen und Bewohnern in Marzahn-Hellersdorf mehr und mehr Widerstand gegen die dynamische Bautätigkeit. „Wir haben aktuell ein Klima, das vielleicht noch nicht wohnungsbaufeindlich, aber zumindest wohnungsbaukritisch ist“, merkte Gordon Lemm an. Größte Herausforderung sei die Bereitstellung von sozialer Infrastruktur wie Arztpraxen, Schul- und Kitaplätzen. Hier habe der Bezirk Schwierigkeiten, das beim Wohnungsbau vorgelegte Tempo mitzugehen. Darüber hinaus werde zunehmend die Versiegelung von Freiflächen beklagt: „Was unseren Bezirk für viele Anwohnerinnen und Anwohner attraktiv macht, sind eben auch die Weiten und das Grün“, sagte der Bezirksbürgermeister, stellte aber gleichzeitig klar: „In der Zielstellung sind wir uns einig. Wir brauchen Wohnraum.“ Der müsse jedoch auch sozial und ökologisch verträglich sein. Dann gehe mit Neubauvierteln immer auch die Chance auf Entwicklung und Aufwertung von Bezirksregionen einher.
Andreas Geisel warnte unter ökologischen Gesichtspunkten vor zu kleinteiliger Bebauung: „Wenn wir die Wohnqualität erhalten wollen – Berlin als eine der grünsten Städte Europas –, dann müssen wir an den Stellen, an denen wir bauen, auch möglichst dicht bauen, damit andere Grünflächen freigehalten werden.“ Zu den sich häufenden Protesten von Nimby-Vertreterinnen und -Vertretern („Not in my backyard!“, „Nicht in meinem Hinter- bzw. Innenhof!“) äußerte der Senator, man könne nicht „200.000 Wohnungen bauen und keine:r sieht’s und keine:r merkt’s.“
Mit der Arbeitsgemeinschaft gegen Monotonie
Zu übersehen ist das Bauvorhaben an der Kastanienallee, Ecke Alt-Hellersdorf schon mal nicht: Auf rund 37.800 Quadratmetern wurden 14 Häuser mit vier Vollgeschossen plus Staffelgeschoss errichtet. Wegen des denkmalgeschützten Gutes Hellersdorf in unmittelbarer Nachbarschaft wurde nicht höher gebaut. Die Nähe zur historischen Mitte des Ortsteils habe eine „subtile Gestaltung“ verlangt, „die das Denkmal in seiner Wirkung nicht beeinträchtigt“, erläuterte Architekt Frank Arnold bei der Vorstellung des städtebaulichen Konzepts für das Viertel.
„Bei 448 Wohnungen – das ist ein ganzer Haufen – kommt natürlich schnell die Frage auf: Wird das die Platte 2.0 oder wird das monoton am Ende?“, so Arnold. Damit sich nicht lauter gleiche Häuser aneinanderreihen, haben sich zwei Architekturbüros zusammengetan und die Arbeit am Standort aufgeteilt. Die beiden unterschiedlichen Handschriften sollen für Abwechslung in der Gebäude- und Fassadengestaltung sorgen. „Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass dieses Vorhaben sich hier im Stadtraum wunderbar platzieren wird, sagte die für Stadtentwicklung in Marzahn-Hellersdorf zuständige Stadträtin Juliane Witt beim Richtfest.
Für jedes WG-Zimmer ein eigenes Bad
Eine Besonderheit im neuen Wohnviertel ist das Studierenden-Wohnhaus, das direkt an der Kastanienallee und fünf Gehminuten von der Alice-Salomon-Hochschule entfernt liegt. In dem Gebäude sind 30 Einzel-Apartments, zwei 3er-WGs und acht 6er-WGs untergebracht. Mit einem eigenen Bad und WC für jedes WG-Zimmer wird den Bewohnerinnen und Bewohnern verglichen mit anderen Studierendenunterkünften ein besonderer Luxus geboten. Auf allen Etagen sollen zudem großzügige Gemeinschaftsflächen außerhalb der Wohnungen als Treffpunkte für die jungen Leute dienen. Die Mieten werden laut Gesobau-Chef Jörg Franzen je nach Größe der Wohneinheit zwischen 400 und 480 Euro liegen.