Gespräch mit den beiden Sozialpädagoginnen Maria Hentze und Stefanie Fülster
Bezirkliches Familienservicebüro nimmt im März wieder Fahrt auf
Im Marzahn-Hellersdorfer Jugendamt (Jenaer Straße 11) gibt es neuerdings ein Familienservicebüro. Die beiden Sozialpädagoginnen Maria Hentze und Stefanie Fülster helfen und beraten dort Eltern, rund um Dinge wie Kita-Gutschein, Unterhaltsvorschuss, Kinderzuschlag, Sorgerecht und dergleichen. Wir haben mit den beiden über ihre Arbeit gesprochen.
■ Seit wann läuft das Projekt und wie wird Ihre Arbeit angenommen?
Stefanie Fülster: Wir sind seit April 2021 im Aufbau und haben im September mit der Beratung angefangen. Vor allem auch von anderen Fachkräften im Bezirk wird der Service sehr gut angenommen. Die rufen uns regelmäßig an. Es heißt dann nicht selten: „Ich habe hier einen Klienten oder eine Klientin mit folgender Frage“. Meist können wir gleich weiterhelfen, sodass die Familien sich nicht noch einmal woanders hinwenden müssen.
■ Welche Stellen richten solche Anfragen an Sie?
Stefanie Fülster: Schwangerschaftsberatungsstellen und das Zentrum für sexuelle Gesundheit zum Beispiel. Aus den Familienzentren und dem Sozialamt erhalten wir ebenfalls regelmäßig Anrufe.
■ Also hat es sich bereits herumgesprochen, dass es das Familienservicebüro gibt.
Stefanie Fülster: Eine gewisse Vernetzung ist auf jeden Fall da und wird immer weiter ausgebaut. Wir sind im letzten Sommer viel im Bezirk unterwegs gewesen, um uns vorzustellen. Die Beratungsstellen, Familienzentren und Stadtteilzenten haben wir uns aber darüber hinaus auch angeguckt, um ein Gefühl zu bekommen, welche Beratungen dort angeboten werden. Zudem sind wir in verschiedenen Vernetzungsrunden, die schon länger im Bezirk bestehen, aktiv. So bleiben wir immer auf dem Laufenden.
■ Kommen denn die Eltern auch schon direkt zu Ihnen ins Familienservicebüro?
Stefanie Fülster: Ja, auf jeden Fall. Wir legen aber auch viele Termine auf die mobilen Beratungszeiten.Maria Hentze: Durch die mobile Beratung sind wir flexibler geworden und können die Familien direkt in Wohnortnähe zu einem Termin einladen. Wenn man ein Neugebo-renes hat und durch den halben Bezirk fahren muss, ist das natürlich eine größere Hürde, als schnell mal ins Nachbarschaftshaus um die Ecke gehen zu können.
■ Wie oft findet die mobile Beratung statt?
Maria Hentze: Wir haben im Dezember angefangen, dreimal pro Woche unterwegs zu sein : montags, mittwochs und freitags. Dienstags und donnerstags sind dann die festen Sprechzeiten im Jugendamt.
■ Wie lange im Voraus geben Sie die mobilen Termine bekannt? Gibt es einen festen Turnus?
Maria Hentze: Die Termine sind auf unserer Facebook-Seite zu finden. Wir wollen erst einmal schauen, wie es sich entwickelt und wie es genutzt wird, um dann in die Regelmäßigkeit überzugehen.
■ Sind die Anfragen denn überhaupt zu zweit zu bewältigen?
Maria Hentze: Ja, doch. Auch weil wir sehr häufig aus der Ferne beraten können. Nicht jede oder jeder muss zu uns kommen. Es hilft mitunter schon, wenn wir Anträge per E-Mail zuschicken oder telefonisch Auskunft geben.
■ Welche Probleme und Fragen begegnen Ihnen immer wieder?
Stefanie Fülster: Im September und Oktober war die Nachfrage zum Thema Kita- und Hortgutschein groß. Derzeit wird viel nach Elterngeld und Kindergeld gefragt. Bera-tung zu Unterhaltsvorschussanträgen haben wir jetzt auch schon gehabt: Was ist möglich beim Umgang, welche Rechte haben Mutter, Vater, Kind und all diese Dinge.
Maria Hentze: Es ist in jedem Fall sehr vielseitig. Man kann es gar nicht so pauschal sagen. Die Anliegen sind schon sehr individuell.
■ Woher beziehen Sie die Informationen für die Beratung?
Stefanie Fülster: Auch wir haben nicht immer gleich eine Antwort parat. Deshalb fragen wir bereits bei der Terminvereinbarung, worum es grob geht. So können wir im Vorfeld recherchieren. Hier im Jugendamt sind wir gut vernetzt. Wenn Fragen auftauchen, haben wir immer einen Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin vor Ort.
■ Insofern ist der Standort im Jugendamt ziemlich praktisch.
Stefanie Fülster: Genau. Gut daran ist auch, dass wir die Formulare und Anträge, die die Familien bei der mobilen Beratung ausfüllen, gleich mitnehmen und in der ent-sprechenden Abteilung abgeben können.
■ Sie bieten auch fremdsprachige Beratung an. Gibt es im Bezirk erhöhten Bedarf dafür?
Maria Hentze: Ich spreche Russisch, meine Kollegin sehr gut Englisch. Das wird durchaus in Anspruch genommen.
Stefanie Fülster: Oftmals bringen die Familien, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, auch selbst einen Dolmetscher mit. Außerdem stehen wir im engen Kontakt zu den Stadtteilmüttern.
■ Für alle, die es noch nicht wissen: Wer sind die Stadtteilmütter?
Stefanie Fülster: Das Projekt „teilen“ sich in unserem Bezirk die beiden Träger JAO und pad. Stadtteilmütter sind Frauen, die hier im Bezirk mit eigenen Kindern leben und Flucht- oder Migrationserfahrung mitbringen. Diese Frauen haben selbst erlebt, wie schwer es sein kann, als Familie anzukommen. Jetzt nehmen sie andere Familien – gerade mit jüngeren Kindern – an die Hand und helfen beim Kontakteknüpfen.
Maria Hentze: Wir arbeiten wirklich gut zusammen und konnten mit Unterstützung der Stadtteilmuttis schon Beratungen in weiteren Sprachen anbieten.
■ Wie wichtig, würden Sie sagen, ist Ihr Servicebüro für Marzahn-Hellersdorfer Familien?
Stefanie Fülster: Ich komme selbst aus dem Bezirk und mir war überhaupt nicht bewusst, wie viele Angebote es tatsächlich gibt. Wäre mir das damals, als mein Sohn geboren wurde, schon bekannt gewesen, hätte derartige Unterstützung auf jeden Fall in Anspruch genommen. Das zeigt, wie wichtig eine zentrale Anlaufstelle mit gebündelter Beratung ist. Eltern bitten uns auch hin und wieder darum, Termine in Beratungsstellen oder in Familienzentren für sie zu vereinbaren, weil sie es mit dem Baby zu Hause gerade nicht schaffen. Wir übernehmen das gern.
■ Welche Erfolge konnten Sie bisher verbuchen?
Maria Hentze: Mir fallen kleine Meilensteine ein. Wir sind froh, dass unser Elektroauto da ist. Damit fahren wir die mobilen Standorte an. Dann haben wir sehr fleißig mit vielen anderen Akteurinnen und Akteuren an der Homepage gearbeitet, die Ende Dezember an den Start gegangen ist. Hier werden die Angebote gebündelt und übersichtlich dargestellt. Zu den Anträgen und Formularen der offiziellen Stellen werden die Nutzenden ganz einfach über Links geleitet.
■ Wie hat sich Corona auf die Beratungen ausgewirkt?
Stefanie Fülster: Die Idee des Familienservicebüros ist der möglichst niedrigschwellige Zugang zum Amt. Durch Corona können wir jetzt aber leider keine offene Sprechstunde anbieten oder spontan Termine vergeben. Dadurch ist die Hemmschwelle schon wieder höher. Man muss erst zum Hörer greifen oder eine E-Mail schreiben, um zu uns zu kommen.
■ Gibt es im Bezirk spezifische Angebote für Familien in der Pandemie?
Stefanie Fülster: Es wurden viele Gelder freigegeben, damit Familienzentren und Stadtteilzentren dahingehend Formate entwickeln konnten. Im Haus Kastanie berät eine Kinderkrankenschwester zum Babyalltag in Corona-Zeiten, um nur ein Beispiel zu nennen. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, solche Angebote öffentlich zu machen und zu verbreiten, damit die Familien davon erfahren und diese auch nutzen.
Gespräch: Sandra Völker