Der NS-Opfer gedenken und aus der Geschichte lernen

Vor 77 Jahren wurde das KZ Auschwitz-Birkenau befreit // Stilles Gedenken am 29.01.

Der NS-Opfer gedenken und aus der Geschichte lernen

Mit vielen Veranstaltungen wird heute und in den kommenden Tagen bundesweit an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Ein dezentrales stilles Gedenken an sechs verschiedenen Orten soll es am Samstag in Marzahn-Hellersdorf geben. Alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, daran teilzunehmen.

Was geschehen ist, darf sich nicht wiederholen. Deshalb wird in Deutschland seit 1996 offiziell immer am 27. Januar der Millionen Jüdinnen und Juden und aller anderen Opfer der NS-Gewaltherrschaft gedacht. Der Tag ist keineswegs willkürlich gewählt: Heute vor 77 Jahren befreiten Soldaten der Roten Armee die wenigen überlebenden Häftlinge des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. An dem Ort, der wie kein anderer die Verbrechen der Nazis symbolisiert, waren während des Zweiten Weltkrieges über eine Million Menschen umgebracht worden. 

 

Das Vermächtnis der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen bewahren

Vergangene Woche haben der Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung, Steffen Ostehr, und Bezirksbürgermeister Gordon Lemm in ihren Reden vor der BVV die Bedeutung des Gedenktages hervorgehoben. „Es ist an uns, den nachfolgenden Generationen das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus zu wahren“, sagte Ostehr. Die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen werden immer weniger. In nicht allzu ferner Zeit gebe es keine Berichte mehr aus erster Hand. „An uns liegt es, gemeinsam den Frieden zu bewahren und unsere wie auch die Freiheit eines jeden Menschen zu schützen“, so der Linken-Politiker.

 

Warum haben wir eigentlich Gedenktage und braucht es die überhaupt? – Diese Fragen habe er sich in Vorbereitung auf seine Rede ernsthaft gestellt, bemerkte Gordon Lemm. Er persönlich sei schon auf der einen oder anderen Veranstaltung gewesen, die er als „dröge, vielleicht auch ein bisschen langatmig“ und schlecht besucht empfand. Dennoch sei er zu der Überzeugung gekommen, dass Gedenktage alles andere als überflüssig seien, sondern zu den wertvollsten Kulturtechniken des Erinnerns gehören. Es gehe darum, aus der Geschichte, aus den Erfahrungen und Handlungen anderer zu lernen, um die Fehler von damals nicht zu wiederholen: „Nur wir tatsächlich als Spezies Mensch sind in der Lage uns (...) kollektiv an Dinge aus der Vergangenheit zu erinnern, die wir selbst nicht erlebt haben und noch viel erstaunlicher: Wir können sogar unser Verhalten im Hier und Jetzt und vor allem auch in der Zukunft daran anpassen.“

Der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers in Auschwitz am 27.01.1945 erinnere an eines der schrecklichsten Menschheitsverbrechen. Er möchte, betonte Lemm, „dass wir als Spezies, als Gesellschaft, als Nation, als Menschen übereinkommen, dass so etwas nie wieder passieren darf und deshalb brauchen wir Gedenktage – so dröge, so langatmig sie uns manchmal vorkommen mögen.“

 

Stilles Gedenken am 29. Januar in Marzahn-Hellersdorf

Das bezirkliche Bündnis für Demokratie und Toleranz lädt gemeinsam mit den Grünen, der CDU, der Linkspartei, der FDP und der SPD alle Marzahn-Hellersdorferinnen und Marzahn-Hellersdorfer am 29. Januar ein, der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken und die Erinnerung wachzuhalten. „Es gilt, Konsequenzen aus der Geschichte zu ziehen und hier und heute jedweder Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entgegenzutreten. Dies umso mehr in einer Zeit, in der diese Verbrechen immer häufiger von einzelnen Gruppen und Parteien verharmlost und geleugnet werden“, heißt es in dem Aufruf. Die ersten Veranstaltungen beginnen um 11 Uhr.

Hier eine Auflistung der verschiedenen Stationen:

 

11.00 Uhr

Gedenkstätte Zwangslager Marzahn

Otto-Rosenberg-Platz, 12681 Berlin

danach Gang zum Gedenkstein für Sinti und Roma

und zur Gedenkstele für die Opfer der Zwangsarbeit auf dem Parkfriedhof

 

11.00 Uhr

Erinnerungsstele für Dorothee und Harald Poelchau

Märkische Allee 170a, 12681 Berlin

 

13.00 Uhr

Gedenktafel Heinrich Grüber

Dorfstraße 10, 12621 Berlin

 

13.00 Uhr

Gedenkort Lager Kaulsdorfer Straße 90

Bismarcksfelder Straße 13, 12621 Berlin

 

15.00 Uhr

Gedenktafel Dr. Arno Philippsthal

Oberfeldstraße 10, 12683 Berlin

 

15.00 Uhr

Stolpersteine Familie Guthmann

vor dem Friedhof Mahlsdorf

Eingang Lemkestraße 156, 12623 Berlin