Aus Marzahn-Hellersdorf ins politische Spitzenamt

Iris Spranger ist neue Innensenatorin und Mario Czaja designierter CDU-Generalsekretär

Aus Marzahn-Hellersdorf ins politische Spitzenamt

Sie ist Kreisvorsitzende der SPD Marzahn-Hellersdorf, er Kreischef der CDU Wuhletal. Jetzt legen beide einen gewaltigen Karrieresprung hin. Am Dienstag wurde Iris Spranger zu Berlins erster Innensenatorin ernannt und kurz nach 13 Uhr im Abgeordnetenhaus vereidigt, während für Mario Czaja nach dem Friedrich-Merz-Triumph beim Mitgliedervotum der Bundes-Union der Posten des CDU-Generalsekretärs winkt.

„Kämpferin für die Mieterinnen und Mieter in Berlin“ steht in der Twitter-Biografie von Iris Spranger. Seit 2011 war die 60-Jährige bau-, mieten- und wohnungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Nun ist sie frischgebackene Senatorin. Doch das zentrale Ressort für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen hat die stellvertretende SPD-Landesvorsitzende nicht bekommen. Das übernimmt Parteikollege Andreas Geisel. Von ihm „erbt“ Spranger die Verwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport. 

 

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey nannte am Montag bei der Vorstellung ihrer Senator*innen Iris Spranger einen „Politprofi“. Auf der Internetseite der Berliner SPD wird die langjährige Abgeordnete und enge Vertraute von SPD-Fraktionschef Raed Saleh als „erfahrene und durchsetzungsstarke Politikerin“ beschrieben. Ihre ersten Schritte auf dem politischen Parkett hatte die gebürtige Hallenserin vor 26 Jahren als Bürgerdeputierte im Wirtschaftsausschuss der BVV Marzahn-Hellersdorf gemacht. In den Bezirk war sie 1979 gekommen.

 

Von 2006 bis 2011 bekleidete Spranger, die seit 2002 dem SPD-Landesvorstand angehört, zunächst unter Thilo Sarrazin und später unter Ulrich Nußbaum das Amt der Staatssekretärin in der Finanzverwaltung. Die ehemalige Bilanzbuchhalterin weiß also, wie Verwaltung geht. In den letzten beiden Legislaturperioden war sie wieder Abgeordnete. Durch besondere innenpolitische Expertise ist sie in dieser Zeit nicht aufgefallen, weil ihre thematischen Schwerpunkte gänzlich andere waren. Zuletzt leitete sie bei den Koalitionsverhandlungen die SPD-Verhandlungsgruppe für Stadtentwicklung und Wohnungsbau. Nun aber wird sie in Berlin unter anderem für öffentliche Sicherheit und Ordnung, Verfassungsschutz, die Digitalisierung der Verwaltung, Sport und Bürgerdienste verantwortlich sein. Noch nie zuvor war im Berliner Senat eine Frau Innensenatorin.

 

Posten mit hohem Status für Mario Czaja

Mario Czajas Zeit als Senator liegt schon ein paar Jahre zurück. Von 2011 bis 2016 stand der CDU-Politiker an der Spitze der Berliner Gesundheits- und Sozialverwaltung. Seit 1999 gehörte der gelernte Versicherungskaufmann und Diplom-Betriebswirt ohne Unterbrechung dem Abgeordnetenhaus an. Im Herbst 2020 verkündete er schließlich, in die Bundespolitik wechseln zu wollen. Als er im Frühjahr 2021 allerdings keinen vorderen Platz auf der Landesliste der CDU Berlin erhielt, sahen einige Kontrahenten schon das Ende von Czajas politischer Karriere nahen. 

Aber weit gefehlt: Der in Mahlsdorf aufgewachsene Christdemokrat ging auf Konfrontationskurs mit der Landes-Union und legte einen sowohl geschickten als auch finanziell aufwendigen Wahlkampf hin. In überraschender Deutlichkeit gelang es ihm dann tatsächlich, der Linken-Politikerin Petra Pau bei der Bundestagswahl nach 20 Jahren das Direktmandat in Marzahn-Hellersdorf zu entreißen. 

 

Czajas historischer Sieg war einer der ganz wenigen Lichtblicke in einer für die CDU völlig erfolgsarmen Zeit und erfuhr dadurch besondere Beachtung: Im Rennen um die CDU-Parteispitze berief Friedrich Merz den 46-Jährigen Mitte November in sein Team. Merz erklärte, im Fall seiner Wahl zum Parteichef den ostdeutschen Bundestagsneuling Czaja als Generalsekretär vorzuschlagen. 

Seit vergangenem Freitag ist der Posten zum Greifen nah. Zum ersten Mal in der Geschichte der CDU wurden die Mitglieder befragt, wer denn neuer Parteivorsitzender werden soll und das Ergebnis fiel eindeutig aus. Mit 62,1 Prozent setzte sich Merz klar gegen seine Mitbewerber Norbert Röttgen und Helge Braun durch. Zwar muss das Ergebnis auf dem Bundesparteitag Ende Januar noch offiziell bestätigt werden, aber das gilt als Formsache. 

 

Die CDU Wuhletal ist jedenfalls schon in Feierlaune. Beim Kreisparteitag Ende der Woche beglückwünschten die Mitglieder ihren Kreischef mit einem Wischmopp und einem bekannten Allzweckreiniger, dessen Name auf das mögliche Amt verweist.

Es sind große Aufgaben, die auf Czaja warten. Er und Merz übernehmen mit ihrer Mannschaft eine zerrissene Partei, die es schnellstmöglich zu einen und neu aufzustellen gilt. Als Generalsekretär wäre der Einzelkämpfer Mario Czaja als Teamplayer gefragt. Er muss den Laden zusammenhalten, die Parteizentrale leiten, sich um Wahlkämpfe kümmern, Parteitage organisieren und die Standpunkte seiner Partei nach außen vertreten.