Die Bauarbeiten für das Jugendforscherzentrum Helleum II haben endlich begonnen
Ein neuer Lernort mit Observatorium, Camera Obscura und Foucaultschem Pendel
Ende November haben in der Kastanienallee die Bauarbeiten für das Jugendforscherzentrum Helleum II begonnen. Bagger fuhren vor, Arbeiter entfernten im Grundriss des neuen Gebäudes den Rasen und hoben Erde aus, um Platz für die Grundmauern und den Keller zu schaffen. Damit stehen die Chancen gut, dass die Einrichtung nun wie geplant im Sommer 2023 fertig wird und den Probebetrieb aufnehmen kann.
Ab Herbst 2023 sollen dann regulär Klassen der Oberstufe den deutschlandweit einmaligen Lernort besuchen können, an einer Vielzahl von Stationen experimentieren und dort an naturwissenschaftliche Phänomene und Methoden herangeführt werden. Der von der Firma Klaus Roth Architekten BDA entworfene Neubau umfasst zwei Geschosse und daz eine Dachetage mit Kuppel und Garten. Auf der unteren Ebene soll ein Werkraum für physikalische Experimente eingerichtet werden. Eine Etage höher wird es eine Laborzeile für Chemie, eine Handbibliothek und einen Dunkelraum – die begehbare „Camera Obscura“ – geben. Auf dem Dach entsteht ein kleines Observatorium. Zusätzlich wird an das Gebäude eine Art Turm von zehn Metern Höhe angesetzt. Darin befindet sich ein „Foucaultsches Pendel“, das sich einmal in 24 Stunden im Kreis dreht und damit demonstriert, wie die Erde um ihre eigene Achse rotiert. Die Bewegung lässt sich anhand kleiner Kegel nachvollziehen, die im Tagesverlauf umfallen.
Die Idee, die Vorzeigeeinrichtung Helleum I um das nun im Bau befindliche Forscherzentrum für Jugendliche zu erweitern, ist schon ein paar Tage alt. Sie entstand 2013. Unter der Leitung von Prof. Dr. Hartmut Wedekind wurde ein Konzept entwickelt, das an die Methodik und die Erfahrungen im Kinderforscherzentrum anknüpft, aber den Fähigkeiten und Interessen älterer Schülerinnen und Schüler entspricht. Der Senat stellte die Mittel für den Erweiterungsbau bereit. 2018 gab es den ersten symbolischen Spatenstrich. Dann aber begann eine jahrelange Hängepartie. Erst mussten Planungen angepasst werden, dann fehlte Geld (wir berichteten). Jetzt aber bahnt sich ein Happy End an. „Der Bauzaun und die Baugrube zeigen, dass es nun doch endlich etwas mit dem neuen Haus wird“, sagt Wedekind erleichtert. Er ist inzwischen berentet und betreut das Projekt nur noch bis Jahresende. Um die Zukunft des Jugendforscherzentrums ist ihm aber nicht bange. „Das Konzept steht und bis zur Eröffnung wird daran noch weitergearbeitet“, erläutert er. Die größte Herausforderung sei nun, Mitarbeitende für das Team zu gewinnen und einzustellen.
Als einer dieser Köpfe ist Stefan Staroske vorgesehen. Der Lehrer für Mathematik und Physik hat eine Halbtagsstelle am Melanchthon-Gymnasium und arbeitet nebenbei bereits im Helleum I. Er erläutert die Umsetzung des Konzepts für die älteren Kinder am Beispiel des Kurses „Boden schätzen“: „Hier testen die Grundschüler die Eignung eines Bodens für den Kartoffelanbau. Sie stemmen die Erde auf und ermitteln beispielsweise den Anteil von Humus. Die Oberschülerinnen und Oberschüler wiederum können die Erde schon genauer analysieren, etwa den Anteil von Kalk ermitteln oder seinen Gehalt an sauren Stoffen.“ Er sieht den Vorteil des Jugendforscherzentrums gegenüber dem Unterricht an Schulen darin, dass sich hier die Jugendlichen freier bewegen und ihren Interessen selbstständiger nachgehen können.
Harald Ritter