Die Schülerlotsen sind zurück

Busersatzverkehr ruft Verkehrshelfer auf den Plan

Die Schülerlotsen sind zurück 

© pressefoto-uhlemann.de
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Mehr als sieben Jahre lang wurden in Marzahn-Hellersdorf keine Schülerlotsen mehr ausgebildet. Ein vergessenes Konzept, könnte man meinen. Doch es gibt sie noch, die jungen Leute mit den neongelben Westen und der Kelle in der Hand. Vor der Mozart-Gemeinschaftsschule in Hellersdorf sind sie neuerdings im Einsatz. 

Zu Verkehrshelfern, so heißen Schülerlotsen inzwischen, haben sich in diesem Herbst sieben Mozart-Schüler der Jahrgangsstufen 8 und 9 sowie vier engagierte Mamas und Papas ausbilden lassen. Dass auch Eltern diese Aufgabe übernehmen, sei ungewöhnlich aber lobenswert, heißt es seitens der Berliner Polizei, die einen Beamten an die Schule schickte, um die freiwilligen Helfer in Theorie und Praxis auszubilden. 

 

Busersatzverkehr in der Cottbusser Straße

Die Idee, hier wieder Schülerlotsen einzusetzen, um einen sichereren Schulweg zu gewährleisten, kommt nicht von ungefähr: Seit Mitte September werden wegen umfangreicher Bauarbeiten auf der Hellersdorfer Straße die Buslinien 195 und 197 durch die Cottbusser Straße und damit direkt an der Schule vorbeigeleitet. Schulleitung, Pädagogen und Eltern erfuhren davon erst, als die entsprechenden Straßenschilder anrückten. Sie befürchteten, durch die Verkehrssituation Probleme mit den Schülerbewegungen zu bekommen und wandten sich direkt an Nadja Zivkovic (CDU), zu der Zeit noch Bezirksstadträtin für Wirtschaft, Straßen und Grünflächen. Diese verschaffte sich kurzfristig vor Ort einen Überblick und initiierte einen temporären Zebrastreifen sowie die Bereitstellung von Schülerlotsen-Schildern. 

 

Nichts für Langschläfer

An einem Novembermorgen um 7.20 Uhr sind die Neuntklässler Mohammed, Talal und Magomed zusammen mit den Elternvertretern Yvonne Koepsell und Steven Gerndt im Einsatz, um unbegleiteten Schulkindern über die Fahrbahn zu helfen. Die Jungs wirken sehr erwachsen. Yvonne Koepsell ist voll des Lobes. Für ihren „Job“ müssen die drei deutlich früher aufstehen als ihre Klassenkameraden. In der Stoßzeit von 7.10 Uhr bis 7.30 Uhr stehen sie am Straßenrand. Da ihr Unterricht erst 8.30 Uhr beginnt, helfen Mohammed, Talal und Magomed, nachdem sie ihre neongelben Westen abgelegt haben, noch an der schuleigenen „Corona-Teststation“ mit. Auch den derzeit stark unterbesetzten Mitarbeitern an der Essensausgabe gehen sie in der Mittagspause zur Hand. Auf ihre Schülerlotsentätigkeit angesprochen, berichten sie auch von Autofahrern, die es mit den Verkehrsschildern nicht so genau nehmen. Gerade in den ersten zwei Wochen nach Beginn der Umleitung waren Falschfahrer in der temporären Einbahnstraße eines der größten Probleme – Uneinsichtige noch dazu. Die meisten würden sich aber rücksichtsvoll verhalten, relativiert Steven Gerndt. Gelegentlich komme es dann aber doch vor, dass die Schülerlotsen samt Schilderwald und Zebrastreifen schlichtweg übersehen werden. Da heißt es ruhig bleiben. Das haben die Verkehrshelfer gelernt. 

 

Die Verkehrshelfer vor der Wolfgang-Amadeus-Mozart-Schule (Cottbusser Straße 23) in Hellersdorf leisten ihren Beitrag für einen sicheren Schulweg der 1.081 Schülerinnen und Schüler. © pressefoto-uhlemann.de
Die Verkehrshelfer vor der Wolfgang-Amadeus-Mozart-Schule (Cottbusser Straße 23) in Hellersdorf leisten ihren Beitrag für einen sicheren Schulweg der 1.081 Schülerinnen und Schüler. © pressefoto-uhlemann.de

Irritationen wegen doppelter Beschilderung 

Manche Autofahrer zeigen sich aber auch einfach nur irritiert, denn die Platzierung der Schülerlotsen-Schilder unmittelbar am Zebrastreifen führt eigentlich eine der beiden Absicherungsmaßnahmen ad absurdum. Auch die Kinder auf dem Weg zur Schule sind manchmal unsicher, wie sie sich richtig verhalten sollen. Denn an einem Zebrastreifen muss schließlich jeder Fußgänger über die Straße gelassen werden. Die Aufgabe eines Lotsen ist es dagegen, den Fußgängerstrom sinnvoll zu lenken, mehrere Schulkinder zu Gruppen zu sammeln und dann den geeigneten Moment für eine sichere Überquerung der Fahrbahn abzupassen. 

An zwei weiteren Gefahrenstellen vor der Schule wiederum können die Lotsen nicht eingreifen, weil noch keine Schilder vorhanden sind, die ihren Einsatz legitimieren. Sie sind zwar schon beantragt, lassen aber noch auf sich warten.

 

Schülerlotsen lassen sich auch noch zu Ersthelfern ausbilden

Die Rückkehr zur normalen Verkehrsführung in der Cottbusser Straße wird indes nicht das Aus für die Schülerlotsen bedeuten. Im Gegenteil. Auch während des normalen morgendlichen Durchgangsverkehrs und wegen der vielen Elterntaxis werden sie weiter ihre Berechtigung haben. Im Dezember startet deshalb auch die nächste Verkehrshelfer-Ausbildungsrunde für die 10. Klassen. Außerdem wollen die Schülerlotsen Ersthelfer werden. Ihr Kurs wird in Kürze starten.                           

 

Sandra Völker