Am Freitag war Dagmar Pohles letzter Arbeitstag
Bye Bye Bürgermeisterin
Nach fast 20 Jahren als Bezirksstadträtin und zwei Amtszeiten als Marzahn-Hellersdorfer Bürgermeisterin ist Schluss. Dagmar Pohle geht in den Ruhestand. Zum Abschied lud die 68-Jährige am Freitag ins Bezirkliche Informationszentrum ein. Pandemiebedingt schauten die Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, von Vereinen, Institutionen und Trägern etappenweise vorbei. Der Empfang war geprägt von warmen Worten, Erinnerungen, anregenden Gesprächen, Geschenken und auch ein paar Tränchen.
Pohle selbst begann ihre Rede mit Dankesworten an ihren Mann und ihre Söhne. Die Männer hätten 30 Jahre Politikerinnenleben nicht nur einfach ertragen, sondern ihr jederzeit den Rücken freigehalten und ihr die Kraft gegeben, den anspruchsvollen Job so auszuüben, wie sie es getan hat: Mit großer Hingabe und Leidenschaft für den Bezirk sowie einer Extra-Portion Verantwortungsbewusstsein. Als „glaubwürdig, durchsetzungsfähig, fachlich versiert und bürgernah“, bezeichnete Dr. Oleg Peters, Leiter des bezirklichen Standortmarketings, die Arbeit der Bürgermeisterin.
Voller Anerkennung für deren Werte und Wirken waren auch die Redebeiträge der Mitglieder des Bezirksamts. Juliane Witt (Linke) erinnerte an den Aufbau der Großsiedlung und die „Gummistiefelgeneration“, der Dagmar Pohle selbst angehörte. Sie blickte zurück auf die Zeiten von Bevölkerungsrückgang und Abriss und auf die schwierige Arbeitsmarktlage in den 1990er und 2000er Jahren. „Dagmar hat ganz viele ABM-Projekte aufgebaut. Sie hat Träger, die in dieser Zeit unwahrscheinlich vielen Menschen gute Arbeit, Halt und eine Perspektive gegeben haben, mobilisiert, motiviert, finanziert und unterstützt“, so Witt.
Nadja Zivkovic (CDU), die erst seit Ende 2018 Teil der politischen Führung des Bezirks ist, erklärte, es sei Pohles Verdienst, dass die Bezirksstadträtinnen und -stadträte in der vergangenen Legislaturperiode nicht nur auf dem Papier „Kollegialorgan“ waren: „Sie haben uns zusammengehalten. Sie haben uns auf Linie getrimmt und uns die Geschäftsordnung immer wieder um die Ohren gehauen“, bemerkte Zivkovic mit einem Augenzwinkern und fügte hinzu: „Das alles haben Sie immer ohne Eitelkeit gemacht. Es ging Ihnen nur darum, das Beste für den Bezirk rauszuholen. Dafür bewundere ich Sie sehr. Das muss man erst mal schaffen, die eigene Person so hinten anzustellen.“
Auch Gordon Lemm (SPD) lobte die Bürgermeisterin als besondere Führungspersönlichkeit, die es wie nur wenige verstanden habe, trotz Meinungsverschiedenheiten und Konflikten immer das Wesentliche über den persönlichen Ärger zu stellen und auch offen für andere Vorschläge zu sein. Besonders hoch aber rechnet er ihr den Einsatz für geflüchtete Menschen an –„egal wie schwierig das auch war und ob Sie angefeindet worden sind.“ Dafür gebühre ihr großer Respekt. Dagmar Pohle hinterlasse große Spuren, so Lemm.
Ihre Amtsgeschäfte hat nun vorerst Parteikollegin Juliane Witt übernommen, bis die neue Bezirksbürgermeisterin oder der neue Bezirksbürgermeister gewählt ist. Sowohl Nadja Zivkovic als auch Gordon Lemm streben die Nachfolge von Dagmar Pohle an. Die wiederum bricht nun zu neuen Ufern auf. Große Pläne habe sie noch nicht geschmiedet, gesteht sie. Als „Nachteule“ freue sie sich erst einmal darauf, endlich ausschlafen zu können.