Und, was machen Sie beruflich? Wolfgang Ohmer bleibt weltoffen und geht mit der Zeit
Ein Hang zu glockigen Klängen
Wieder ein Ufo gesichtet: diesmal im Marzahner Studio des freischaffenden, vielseitigen Komponisten und Instrumentalisten Wolfgang Ohmer. Es ist eine von diesen sphärisch klingenden Handpans, die Melodie und Rhythmus ermöglichen, erdend wirken und innere Weiten erzeugen. Die Beziehung zu seinem D-Moll-Musikinstrument pflegt der 64-Jährige seit zehn Jahren. Es darf bei keinem Konzert der Gruppe KlangArt – Berlin, die er 2013 mit begründet hatte, fehlen. Erst vor wenigen Wochen waren er und Team im Maxie-Treff der Wohnungsbaugenossenschaft Wuhletal zu erleben.
Handpans gehören zu den relativ jungen Musikinstrumenten. Doch seit sie auf der Welt sind, ziehen sie beinahe jeden in ihren Bann. Die Form aus Metall erinnert an ein Ufo oder einen Wok plus Deckel. Die zwei Hälften aus Stahlblech werden linsenförmig geformt und zusammengebracht, dann hämmern Audiokünstler per Hand die Tonfelder und hauchen so dem Instrument die Seele ein. „Manche der industriell gefertigten Produkte aus Asien sind zwar erheblich preiswerter, klingen aber eher wie ausgebeulte Kotflügel“, weiß Wolfgang Ohmer.
Schon als Teenie beschäftigte er sich mit Musik, lernte zunächst die Klampfe. „Wenn ich Jimmi Hendrix auf der Gitarre spielen hörte, beeinflusste das sogar mein Atmen“, erinnert er sich. „Ich liebte seine Leidenschaft, Energie und die Ehrlichkeit in seiner Musik.“ Fasziniert hörte er auch in den 1970ern Mike Oldfields Debütalbum „Tubular Bells“. Genau diese „bells“ weckten in ihm den Hang zu glockigen Tönen. Nachhaltig geprägt hatte ihn auch Oldfields Offenheit für Mix und Melange von Elementen des Rock, ethnischer und klassischer Musik. „Meine ersten eigenen Kompositionen hatten auch einen irischen Touch und ich bewegte mich früh in Richtung Weltmusik”, erzählt der Musiker, der 1977 nach dem Grundwehrdienst nach Berlin kam. Schon in seiner ersten Popmusik-Band, noch lange bevor er 1986 auf Antrag in die BRD ausreisen durfte, gehörte für ihn eine gewisse Offenheit gegenüber neuen Instrumenten und Mixvarianten dazu und das hält bis heute an. So entdeckten sie in der Gruppe kürzlich auf experimentelle Art, wie unerwartet herzerfrischend Ohmers Handpan- und des Kollegen Stein versiertes Akkordeon-Spiel zusammenpassen. Die Instrumentenvielfalt aller drei Gruppenmitglieder ist ohnehin beachtlich. Zum Einsatz kommen Handpans von Ohmer und Peter Stein, die Harfe der Musikerin Bhavani Benninghoven, dazu Gitarren, Kalimba, Klangröhren, Gesang, Trommel und eine Native American Flute (nordamerikanische Indianerflöte).
Im Internet ist Ohmer auf mehreren Musikportalen und Streamingdiensten weltweit vertreten. Allein auf Spotify wurde seine Musik über zwei Millionen Mal gestreamt. Man werde dabei zwar nicht reich, versichert er. „Aber die Follower-Gemeinde wächst stetig und ich merke, dass ich regelmäßig Neues hochladen muss, um am Ball zu bleiben.“ – Wie es scheint, ist bei dem stets rührigen Musiker beruflich noch lange nicht Schluss.
Ute Bekeschus