So sehen Klimaschützer aus

Der Bezirk hat drei Vorzeigeprojekte prämiert

So sehen Klimaschützer aus

Sie schenken ausgedienten Batterien aus Elektrobussen ein zweites Leben, machen Marzahn-Hellersdorf seit der Corona-Pandemie sauberer und lebenswerter oder retten Lebensmittel. Am Donnerstag wurde zum ersten Mal in der Geschichte des Bezirks ein Klimaschutzpreis an Unternehmen, Privatpersonen und Vereine vergeben. Stadträtin Nadja Zivkovic (CDU) und der Fachbereichsleiter Umweltschutz, Matthias Rose, nahmen die Auszeichnungen am Umweltbildungszentrum im Kienbergpark vor.

Aller Anfang ist schwer. Das gilt auch für den mit 1.000 Euro dotierten Klimaschutzpreis. Weil zunächst kaum Bewerbungen den Weg ins Natur- und Umweltamt fanden, musste Stadträtin Nadja Zivkovic gehörig die Werbetrommel für die Auszeichnung rühren. Letztlich aber sicherte ein starker Schlussspurt die Vergabe. Immerhin zehn Bewerbungen gingen in den drei Kategorien „Unternehmen und Institutionen“, „Kinder und Jugendliche“ und „Private Initiativen und Vereine“ ein. „Es wäre auch schade gewesen, wenn so ein wichtiger Preis nicht hätte verliehen werden können“, sagte eine erleichterte Stadträtin. 

 

Mit der Verleihung wolle der Bezirk zeigen, so Zivkovic, wie viele Menschen sich für CO2-Neutralität engagieren und wie groß die Bandbreite des Engagements in Marzahn-Hellersdorf bereits ist. Matthias Rose ergänzt: „Uns ging es vor allem um Projekte, die Energie einsparen, regenerative Energie erzeugen, Umweltbeeinträchtigungen und vor allem Treibhausgasemissionen vermindern, Naturschutz stärken oder einen Beitrag zur Umweltbildung leisten. Die Jury setzte sich aus dem im Rahmen des European Energy Awards (EEA) ins Leben gerufenen Energieteam zusammen und kürte folgende Gewinner:

 

Kategorie „Unternehmen und Institutionen“: 

Eurabus GmbH mit ihrem Projekt „Nachhaltiges Bürohaus“ 

Die Firma Eurabus mit Sitz im Biesdorfer Getreidelviertel baut und betreibt vollelektrische Stadtbusse. Mit dem Klimaschutzpreis wurde das Unternehmen für sein energieautarkes Bürogebäude ausgezeichnet. „Wir nutzen Elektrobusbatterien, die eigentlich abgeschrieben sind und nicht mehr in den Fahrzeugen eingesetzt werden können als stationäre Energiespeicher“, erläutert Geschäftsführer Christian Seitz das Projekt. Diese sind mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach und den Seitenwänden des Hauses gekoppelt. Über die Solarpaneele und den Energiespeicher kann unter anderem die Wärmepumpenkühlung und -Heizung des Unternehmenssitzes betrieben und die Fahrzeugflotte „getankt“ werden. „Inzwischen erzielen wir einen Energieüberschuss“, berichtet Seitz. Der nicht für den Eigenbedarf benötigte Strom wird ins Berliner Stromnetz eingespeist. Eurobus rechnet mit Einsparungen von 10 bis 12 Tonnen CO2 jährlich. 

 

Kategorie „Kinder und Jugendliche“: 

Bürgergarten Helle Oase des Vereins KIDS & CO g.e.V. mit dem Projekt „Tiny House“ 

Ein komplett aus nachwachsenden Rohstoffen errichtetes „Tiny House“ steht neuerdings im Bürgergarten „Helle Oase“ (Tangermünder Straße 127-129). Projektkoordinatorin Anna Juhnke hat den Mini-Holzbau gemeinsam mit Jugendlichen, jungen Erwachsenen und anderen Interessierten erschaffen. Aktuell läuft der Innenausbau. Künftig sollen hier auf gerade einmal zwölf Quadratmetern kleine Workshops und Kochaktionen stattfinden. „Außerdem wollen wir einen Foodsharing-Standort daraus machen“, kündigt die KIDS-&-CO-Mitarbeiterin an. Gemeint ist damit eine Anlaufstelle für Lebensmittelretter. Essbare Produkte, etwa aus Supermärkten, Bäckereien, Restaurants, aber auch Privathaushalten, die sonst in der Tonne gelandet wären, können hier dann abgegeben, an bestimmten Tagen kostenlos an andere Personen weitergegeben oder auch weiterverarbeitet werden. „Mittelfristig ist angedacht, das Haus auch mit Solarstrom zu betreiben. Das scheitert aber gerade noch am Geld“, verrät Anna Juhnke.

 

 

Kategorie „Private Initiativen und Vereine“: 

„Clean up MaHe“ mit ihrer „Initiative Umwelt und Müllentsorgung“

Ins Leben gerufen wurde „Clean up MaHe“ von Janina Müller und Benjamin Kramer. Sie ist Leiterin des „Lubbi“, einem Kinder- und Jugendklub in Kaulsdorf-Nord. Er arbeitet als Erzieher im internationalen Jugendzentrum „Anna Landsberger“ in Marzahn. Die beiden sind verheiratet und engagieren sich schon seit geraumer Zeit für den Naturschutz. Sogar in den eigenen Flitterwochen auf Rhodos hat das Paar am Strand stundenlang Müll eingesammelt. Aus ihrem privaten Hobby wurde in der Corona-Pandemie fast schon eine kleine Bewegung. Gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen aus ihren Einrichtungen und immer mehr Freiwilligen verabreden sich Janina Müller, Benjamin Kramer und andere Mitstreiter über die sozialen Medien zu gemeinsamen Aufräumaktionen. An verschiedenen Einsatzorten befreit die Truppe dann die Gegend von Scherben, Zigarettenstummeln, Taschentüchern, Verpackungen, Einweg-Masken und anderem Krempel, der dort nichts zu suchen hat. Am Ende des Tages kommt jedes Mal eine erstaunliche Menge zusammen. Das Straßen- und Grünflächenamt ist auch involviert. Es sammelt die vielen Mülltüten nach den Einsätzen ein und transportiert diese ab. Stellvertretend für die Initiative nahmen Darius und Sophia den Klimaschutzpreis entgegen. „Was ich an dem Projekt so toll finde, ist, dass ihr Kinder dabei seid. Denn wenn ihr zu Hause erzählt, was ihr am Tag gemacht habt, dann überlegen wir Erwachsenen uns zweimal, ob wir eine Kippe aus dem Auto schmeißen oder einfach so irgendwo fallen lassen“, lobte Nadja Zivkovic den Umweltbildungscharakter von „Clean up MaHe“.