Das Bezirksmuseum widmet dem Komponisten Kurt Schwaen eine Ausstellung
Wer möchte nicht im Leben bleiben ...?
Kurt Schwaen (1909-2007) war einer der bekanntesten Komponisten der DDR und verbrachte viele Jahre in Mahlsdorf. Mit einer Ausstellung, die noch bis 22. Januar zu sehen ist, würdigt das Bezirksmuseum das Lebenswerk des vielseitigen Musikers.
Der Titel der Ausstellung „Wer möchte nicht im Leben bleiben …?“ ist einem der bekanntesten Lieder Kurt Schwaens entlehnt. Er komponierte es für den DEFA-Streifen„Sie nannten ihn Amigo“ (1958). Schwaen komponierte unter anderem auch die Musik zum Film „Der Fall Gleiwitz“ (1961), in dem die Vorgeschichte des Überfalls der Deutschen Wehrmacht auf Polen thematisiert wird.
Das Komponieren von Filmmusik bildete allerdings nur einen relativ kleinen Teil und kurzen Akt seines umfassenden künstlerischen Schaffens. Schwaen komponierte eine große Zahl von Werken für Orchester, Kammermusik und Klavier, Lieder und Kinderlieder sowie Chöre und Stücke für Zupfinstrumente. „Letztere wurden später in der DDR gar nicht mehr verlegt, aber in der Bundesrepublik waren sie sehr beliebt“, erzählt seine Witwe Ina Iske-Schwaen, die im gemeinsamen Wohnhaus in Mahlsdorf das Kurt-Schwaen-Archiv (Wacholderheide 31) betreut.
Die Ausstellungsmacher*innen konnten auf den umfangreichen Bestand zurückgreifen, der von der Musikwissenschaftlerin sorgsam aufbewahrt und gepflegt wird. So ließen sich die drei großen Räume im Haupthaus des Bezirksmuseums in Alt-Marzahn gut bestücken. Die Fotos, Textpassagen, Notizen, Drucke und Instrumente leuchten kaleidoskopartig in das Leben und Schaffen des Komponisten hinein. Aufnahmen von Schwaen-Kompositionen können über Kopfhörer angehört werden.
Der Weg des Kaufmannssohns aus Kattowitz zu einem der namhaftesten und meistgespielten Komponisten der DDR lässt sich anhand der Ausstellungsstücke und ihrer Ordnung gut nachvollziehen. Das betrifft auch sein politisches Engagement. Einschneidend war Schwaens Studium in Breslau und Berlin. Er wurde Mitglied der Roten Studentengruppe, besuchte Seminare von Hanns Eisler und trat 1932 der KPD bei. Wegen seiner Tätigkeit im Widerstand wurde er 1936 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte sich der Komponist am Aufbau der Volksmusikschulen, arbeitete mit Ernst Busch und Bertolt Brecht zusammen. Später vertonte er zahlreiche Texte von Günter Kunert und schrieb mit ihm die Kantate „König Midas“. 1973 gründete Schwaen, der sich Zeit seines Lebens auch für die musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen einsetzte, die Arbeitsgemeinschaft für Musiktheater und leitete diese zehn Jahre.
Neben seinem umfangreichen kompositorischen Schaffen nahm er eine Reihe von Ehrenämtern und Ämtern wahr, darunter im Verband der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR. Er wurde 1961 Mitglied der Akademie der Künste und 1986 Vizepräsident des Musikrates der DDR. Zu der Reihe von staatlichen Ehrungen gehören der Karl-Marx-Orden (1984) und das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse (1999).
Nicht nur mit seinem vielseitigen Schaffen sticht Schwaen unter den zeitgenössischen Komponisten hervor. Seine Vorbilder waren unter anderem Igor Strawinski und Béla Bártok. Zeitlebens blieb er diesen neoklassizistischen Ansätzen treu, scheute sich aber nicht, Tonalität mit kräftigen Dissonanzen zu verbinden. Dabei kennzeichnet ihn ein Hang zu Prägnanz und Kürze. „Schwaen ist leicht anzuhören, aber schwer zu spielen“, sagt der Cellist Douglas Vistel.
Der Wahl-Mahlsdorfer gilt als ein „Klassiker der Moderne“. In Konzerthäusern ist er, wie so viele Komponisten aus der DDR, allerdings nur noch äußerst selten zu hören.
Harald Ritter
„Wer möchte nicht im Leben bleiben …?“
Ausstellung im Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf
über das Leben und Werk des Komponisten Kurt Schwaen
Haus 1, Alt-Marzahn 51
Öffnungszeiten: Mo-Fr: 10-18 Uhr