Baustellen: Darum werden immer mehr Straßen komplett gesperrt

Nachgefragt bei Bezirksstadträtin Nadja Zivkovic (CDU)

Baustellen: Darum werden immer mehr Straßen komplett gesperrt

Ob auf der Pilgramer Straße oder dem Hultschiner Damm, auf der Chemnitzer Straße, der B1 oder ganz aktuell auf der Landsberger Allee und Chaussee: Immer häufiger führen Straßenarbeiten zu Vollsperrungen und Umleitungen. Woran das liegt, haben wir Bezirksstadträtin Nadja Zivkovic (CDU) gefragt.

Baustellen bringen für Verkehrsteilnehmende immer Einschränkungen mit sich, aber wenn eine Straße gleich komplett dichtgemacht wird, ist der Ärger besonders groß. Autofahrerinnen und Autofahrer müssen sich nun allerdings vermehrt auf Vollsperrungen einstellen, verrät die in Marzahn-Hellersdorf für Straßen und Grünflächen zuständige Stadträtin Nadja Zivkovic. In erster Linie sei das auf die gestiegenen Anforderungen an den Arbeitsschutz zurückzuführen. „Während wir früher wenigstens noch eine Spur offenhalten konnten, bleibt uns inzwischen sehr oft gar nichts anderes übrig, als Abschnitte komplett zuzumachen“, so Zivkovic.

 

Deutlich strenger geworden sind die Vorgaben für den Mindestabstand von Bauarbeiterinnen und Bauarbeitern zum fließenden Verkehr – und zwar nicht ohne Grund: Die Menschen dort schuften oft unter Zeitdruck und unter nicht ganz ungefährlichen Bedingungen. „In der Vergangenheit gab es leider viele Unfälle“, weiß Christian Rost, der seit über einem Jahr den Fachbereich Straßen im Bezirk leitet. Vor allem die Baustellen auf Autobahnen stellen ein Risiko dar, aber auch in der Stadt komme es immer wieder zu brenzligen Situationen. „Wenn Straßenarbeiterinnen und Straßenarbeiter in ihre Arbeit vertieft sind, kann es passieren, dass sie in den Fahrbereich hineintreten.“ Mit gegenseitiger Rücksichtnahme der Verkehrsteilnehmenden ließe sich allerdings so mancher Unfall vermeiden, ist sich Rost sicher. 

 

Balanceakt zwischen Sicherheit und Verkehrsfluss

Um das Personal auf den Baustellen besser zu schützen, wurde Ende 2018 die neue Arbeitsstättenregel ASR A5.2 eingeführt. Sie macht konkrete Angaben zu dem erforderlichen Platzbedarf während der Straßenarbeiten. Mehrere Sicherheitsabstände – unter anderem zur Fahrbahnspur und zu Schutzvorrichtungen wie Warnbaken – gilt es dabei einzuhalten. „Daraus ergibt sich schnell mal ein Bereich von 1,30 Meter, den wir zusätzlich rund um die eigentliche Baustelle benötigen“, führt Christian Rost aus. Halbseitige Sperrungen seien mit so einem großen Puffer kaum noch möglich. 

 

Generell begrüßt Nadja Zivkovic den gestiegenen Arbeitsschutz. Doch angesichts der weitreichenden Folgen, die das Regelwerk sowohl für die Planung und Organisation von Baustellen als auch für die Verkehrsteilnehmenden hat, hätte sie sich bei den Vorschriften eine größere Differenzierung zwischen den einzelnen Straßenkategorien gewünscht: „Die Geschwindigkeiten auf einer Autobahn sind einfach sehr viel höher. Damit stellen die Baustellen dort eine wesentlich größere Gefahr dar als Baustellen hier im Wohngebiet.“ 

 

Sommerzeit ist Baustellenzeit

In Sachen Vollsperrungen seien zuletzt die Mahlsdorferinnen und Mahlsdorfer besonders leidgeplagt gewesen, bemerkt die Stadträtin. Aber auch auf den Straßen im restlichen Bezirk wird es in den kommenden Wochen und Monaten an vielen Baustellen nicht weitergehen, weil die Vorgaben der ASR A5.2 eingehalten werden müssen. Betroffen sind unter anderem der Blumberger Damm, die Landsberger Allee und Chaussee sowie die Havemannstraße. Zivkovic bittet die Verkehrsteilnehmenden um Verständnis für die Einschränkungen. „Leider haben wir keine andere Wahl, als die Baustellen zeitlich so geballt anzugehen, weil wir die großen Maßnahmen nun mal zwischen April und November durchbekommen müssen.“

Das sei natürlich lästig, aber immerhin biete das Bauen unter Vollsperrung neben dem Sicherheitsaspekt auch noch paar Vorteile, wirft Christian Rost ein: Die Verkehrsführung muss nicht laufend verändert werden, die Maßnahme geht schneller und wird in der Regel auch günstiger.