Intensivstation hat zwölf neue Beatmungsgeräte

Versorgung schwerkranker Patientinnen und Patienten in Kaulsdorf

Intensivstation hat 12 neue Beatmungsgeräte

Das Corona-Reservekrankenhaus auf dem Messegelände wird abgebaut. Doch was passiert eigentlich mit dem ganzen Inventar? Es wandert zum Teil an andere Klinik­standorte in der Stadt. In Kaulsdorf sind jetzt zwölf neue Beatmungsgeräte aus dem Behandlungszentrum in der Jafféstraße eingetroffen und in Betrieb gegangen.

Die Pop-up-Klinik war im Frühjahr 2020 in Windeseile für den Fall hochgezogen worden, dass Berlins Krankenhäuser im Laufe der Pandemie an ihre Belastungsgrenzen stoßen. Obwohl sich zwischenzeitlich die Lage auf den Intensivstationen zugespitzt hatte und die Corona-Ampel wochenlang auf Rot stand, blieben die 500 Betten auf dem Messegelände leer. In Kaulsdorf am Vivantes Klinikum freuen sich nun Chefarzt Dr. Martin Franz und das ganze Team der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin über die Ausstattung aller zwölf Intensivbetten mit den hochmodernen Geräten. Um diese lückenlos in die Patient*innenversorgung zu integrieren, wurde das gesamte Personal – immerhin gut 20 Ärzt*innen und 43 Pflegekräfte – im Umgang mit den Respiratoren geschult. „Prinzipiell funktioniert Beatmung ja überall gleich, aber das Medizinproduktebetreibergesetz schreibt vor, dass jeder Mensch, der damit arbeitet, im Vorfeld eingewiesen wird“, erklärt die leitende Intensivschwester Wencke Kursawe. Dokumentiert wird das in einem Gerätepass. Wie eine Art Führerschein berechtigt dieser zur Arbeit mit dem Apparat.

 

Künstliche Beatmung: häufigster Grund COPD

Künstliche Beatmung wird immer dann erforderlich, wenn die Lungenfunktion von Patient*innen stark eingeschränkt ist. Das kann verschiedene Ursachen haben. Der häufigste Grund ist eine fortgeschrittene chronisch obstruktive Lungenerkrankung, besser bekannt unter dem Kürzel COPD. „Betroffen sind größtenteils Menschen, die jahrelang geraucht haben“, berichtet Dr. Franz.

Auch viele Corona-Patient*innen mit schweren Verläufen sind in den vergangenen anderthalb Jahren am Beatmungsgerät gelandet – jedoch nicht in Kaulsdorf. Entsprechend dem Notfallkonzept des Senats soll sich das Kiezkrankenhaus als sogenannte Level-3-Klinik auf die Versorgung anderer Intensivpatient*innen konzentrieren und beatmungspflichtige Covid-19-Fälle in die Level-1- und Level-2-Kliniken verlegen lassen. Das habe bislang gut funktioniert, so Franz. „Im Gegenzug haben wir unserer Vivantes-Partnerklinik in Friedrichshain andere Intensivpatienten abgenommen, wenn dort die Betten knapp wurden.“

 

Intensivstation in Kaulsdorf wird digitaler

Die Beatmungsgeräte sind aber nicht die einzige Neuanschaffung. Die Intensivstation in Kaulsdorf macht sich fit für die Zukunft. Ein Meilenstein ist die Umstellung der Patientendokumentation von analog auf digital. In dem Zuge wurden zwölf neue Monitore für die ITS und 15 für den OP-Bereich angeschafft. Sie zeigen Herzrhythmus, Puls, Blutdruck und andere Parameter an, übermitteln diese in die digitale Patientenakte und schlagen bei verdächtigen Werten Alarm. „Außerdem kommen die neuen Geräte in doppelter Ausführung daher. Es gibt einen großen Bildschirm und zusätzlich einen mobilen Minimonitor“, erläutert Dr. Franz. Stehen Transporte zum Röntgen oder in den OP an, wird der kleine Bildschirm einfach aus der Kerneinheit des Geräts gehoben und beim Patienten oder der Patientin platziert. Ohne Unterbrechung überwacht er die Vitaldaten während der gesamten Beförderung, die für kritisch kranke Personen ja immer auch eine potenzielle Gefährdung darstellen kann. „Früher mussten wir auf einen Transportmonitor zurückgreifen und alle Kabel mühsam umstecken“, bemerkt der Intensivmediziner. Das ist nun Vergangenheit.

 

Weniger Papierkram, mehr Zeit für Menschlichkeit

Wencke Kursawe hat aber auch die zeitintensiven Vorbereitungen auf die Einführung der digitalen Patienten*innendokumentation nicht vergessen. Für das neue System mussten die Mitarbeiter*innen erneut geschult und zudem bauliche Veränderungen auf der Station vorgenommen werden. Drei Monate zogen sich die Arbeiten bei laufendem Betrieb hin. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Laut Dr. Franz trauere niemand mehr im Team dem Papier nach. Auch die leitende Intensivschwester ist froh, dass nun ein großer Batzen Dokumentationsarbeit wegfällt: „Das verschafft uns wertvolle Zeit, die wir unseren Patient*innen widmen können.“ Darüber hinaus verspricht sich der Chefarzt von der Digitalisierung ein Plus an Behandlungsqualität. „Wir haben alle Werte nun viel besser im Blick.“ Dadurch ließen sich kritische Zustandsbilder frühzeitig erkennen. Eine Fieberkurve der letzten zwei Wochen zum Beispiel bekomme er nun mit einem Knopfdruck angezeigt, wo vorher ewig geblättert werden musste. Ganz klar: die Zukunft auf der ITS ist digital.

Und die Modernisierung will gar kein Ende nehmen. Für Herbst sind zwei neue Dialyse-Maschinen angekündigt. „Man spürt schon, dass die Intensivstationen im Zuge der Pandemie gestärkt werden.“ Dr. Martin Franz begrüßt diese Entwicklung sehr: „Denn letztlich profitieren davon vor allem unsere Patient*innen.“