Das Lehmhaus wird neu verputzt

Freiwilliger Arbeitseinsatz auf dem Abenteuerspielplatz Wicke am 8. Mai

Das Lehmhaus wird neu verputzt

Wind und Wetter haben der Umweltstation Alpha II auf dem Abenteuerspielplatz Wicke in Marzahn-Nord (Schorfheidestraße 52) ziemlich zugesetzt. Nach einem SOS-Ruf der Spielplatzinitiative Marzahn rückte im Februar ein Bauunternehmen aus dem Nachbarbezirk Lichtenberg an, um die kaputte Dachrinne zu reparieren. Jetzt lassen es die Temperaturen zu, dass auch die Sanierung der schwer beschädigten Lehmfassade in Angriff genommen werden kann. Am Samstag, dem 8. Mai, treffen sich Freiwillige und Fachleute von 10 bis 17 Uhr zum Arbeitseinsatz.

„Wie es sich für einen Subbotnik gehört, starten wir erst einmal mit einem Frühstück“, kündigt Matthias Bielor an. Der Vereinsvorsitzende der Spielplatzinitiative hofft auf möglichst viele kleine und große helfende Hände, denn es gibt nach der morgendlichen Stärkung viel zu tun am Alpha II. Ein tragender Balken, der durch den großen Regenwasserschaden im Winter zu viel Feuchtigkeit abbekommen hat, muss ausgetauscht werden. Außerdem klaffen mehrere große Löcher und Risse in der Fassade, die es zu „stopfen“ gilt. Da der Lehmputz ohnehin seine besten Jahre hinter sich hat, soll die erste Schicht komplett heruntergenommen und neu aufgetragen werden. „Wir erneuern die gesamte Fläche, damit es ein schönes einheitliches Bild ergibt“, so Bielor. Thomas Stern, Architekt des futuristischen Baus mit dem auffälligen silbernen Kuppeldach, zeigte sich bei einer Begehung überrascht, wie viele Jahre sich der Naturstoff überhaupt an den Außenwänden gehalten hat. Er verwies auf die Moschee von Djenné in Mali – das größte sakrale Lehmgebäude der Welt. Es muss nach jeder Regenzeit von den Bewohner*innen neu verputzt werden. „Da haben wir hier mit dem Alpha II doch wirklich noch Glück gehabt.“

 

Trotzdem saß der Schock bei den Mitgliedern der Spielplatzinitiative zunächst tief, als sich Anfang des Jahres das ganze Ausmaß der witterungsbedingten Schäden offenbarte. Denn nach einem Jahr Pandemie und ausbleibenden Einnahmen aus der Vermietung des Spiel-, Veranstaltungs- und Begegnungshauses herrscht Ebbe in der Vereinskasse. Glücklicherweise ließ die Unterstützung durch das Bezirksamt in diesem Fall nicht lange auf sich warten. So kann das Alpha II wieder in einen guten Zustand versetzt werden.

 

Spielplatz dicht – Regelfinanzierung dringend benötigt

Was aber nach wie vor fehlt ist eine Regelfinanzierung für das Haus und den Abenteuerspielplatz Marzahn-Nord. Das muss sich ändern, fordert Matthias Bielor. Obwohl der Ort seit 1992 eine beliebte Anlaufstelle und ein wichtiger Anker für Familien und Kinder im Kiez ist, kämpft die Spielplatzinitiative Jahr für Jahr vergeblich um eine gesicherte bezirkliche Förderung für die Einrichtung. Inzwischen gäbe es aber positive Signale seitens der Politik, verrät der Vereinsvorsitzende. Die Corona-Krise hat die Notwendigkeit noch einmal ganz deutlich gemacht: Weil die Betriebskosten weiterlaufen, aber jegliche Einnahmen weggebrochen sind und folglich auch kein Geld für Personal da ist, musste die offene Kinder- und Jugendarbeit am Standort vorerst eingestellt werden. Auch Projekte mit dem Schwerpunkt Umweltbildung finden derzeit nicht statt. Das Gelände ist dicht und der ebenfalls von der Spielplatzinitiative betriebene Abenteuerspielplatz Marzahn-West in Ahrensfelder Chaussee für die meisten Familien dann doch zu weit entfernt. 

 

Ein wenig Normalität am 1. Mai

Entsprechend groß war bei den Anwohner*innen die Freude, als die Anlage, samt Umweltstation Alpha II am Tag der Arbeit von 15 bis 18 Uhr ausnahmsweise geöffnet war. Es gab Bratwurst, Brause und Begegnungen – wenn auch mit Abstand und größtenteils mit Maske. Sogar Schauspielerin Urte Blankenstein, besser bekannt als die DDR-Kultfigur Frau Puppendoktor Pille, schaute vorbei. Und gegen 16 Uhr trafen dann noch Teilnehmende einer 1.-Mai-Fahrraddemo ein, die von der Marzahn-Hellersdorfer Linkspartei organisiert worden war. Gemeinsam hatten sie einige Stunden lang für bessere Arbeit, einen bunten Bezirk, Solidarität in der Krise und bezahlbare Mieten in die Pedale getreten. Mit dabei waren unter anderem Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau, Bezirksstadträtin Juliane Witt, die Linken-Abgeordnete Dr. Manuela Schmidt, der Fraktionschef der Linken in der BVV, Bjoern Tielebein, sowie Jan Lehmann, SPD-Kandidat für das Abgeordnetenhaus in Kaulsdorf-Nord/Hellersdorf-Süd, und seine Frau Grit, ebenfalls SPD-Mitglied und stellvertretende Sprecherin vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Wuhletal. Wo er schon die Politik auf dem Gelände hatte, nutzte Matthias Bielor die Gelegenheit, um erneut auf die schwierige Situation des Abenteuerspielplatzes aufmerksam zu machen.