Lehrlinge kochen für den Take-Away-Service

Alt-Marzahn: Das "grips" hat wieder ein Ausbildungsrestaurant mit Mittagstisch

Lehrlinge kochen für den Take-Away-Service

Professionell kochen lernen ist in Pandemiezeiten problematisch, denn viele Hotels und Restaurants sind momentan geschlossen und kämpfen ums Überleben. Bei der Akademie für Berufsförderung und Umschulung, kurz ABU gGmbH, aber dürfen die Azubis noch in der Küche stehen und an den Töpfen beweisen, was sie drauf haben. Ihr Arbeitsplatz ist das „grips“ im alten Marzahn. Für den Mittagstisch, der dort seit Februar immer montags bis freitags angeboten wird, bereiten die angehenden Köchinnen und Köche alle Speisen frisch zu. Corona-bedingt gibt es die Gerichte erst mal nur zum Mitnehmen.

Revival für Café-Restaurant

Für süße Kreationen, Backkunst und Kaffeegenuss im hauseigenen Café ist das „grips“ mit der deutschlandweit einzigen überbetrieblichen Konditoren-Umschulungsmöglichkeit ja schon länger bekannt. Der (Ausbildungs-)Restaurantbetrieb hingegen befand sich seit 2015 im Dornröschenschlaf, weil Arbeitsagentur und Jobcenter immer weniger Stellen jenseits des ersten Ausbildungsmarktes förderten und dadurch Lehrlinge fehlten. Nun kehrt aber wieder ganz viel Leben in das modern gestaltete und direkt an der Straßenbahnhaltestelle „Alt-Marzahn“ gelegene Haus ein. 

 

Seit Oktober partizipiert die ABU an dem Berliner Ausbildungsprogramm (BAPP) des Senats und gibt jungen Menschen, die keinen Ausbildungsplatz finden oder ihren verloren haben, eine berufliche Perspektive. Wer einen Mittleren Schulabschluss (MSA) besitzt und sich vorstellen kann, später als Fachkraft im Gastgewerbe zu arbeiten, Restaurantfachmann/-frau zu werden oder aber als Koch/Köchin Karriere zu machen, hat gute Karten, vom Jobcenter vermittelt zu werden. Für jeden der drei staatlich anerkannten Ausbildungsberufe stehen 15 Plätze zur Verfügung. Bisher seien noch nicht alle besetzt, verrät René Gisbert Rommeiß (Foto rechts). 

 

Alles frisch und selbstgemacht

Für den ABU-Geschäftsführer ist das „grips“ eine Herzensangelegenheit. Er ist selbst gelernter Koch, kennt die Branche bestens und bemängelt, dass in immer mehr Betrieben Handwerk und Kreativität bei der Ausbildung zu kurz kommen. Als Beispiel führt Rommeiß den unter Profiköchen heiß diskutierten Einsatz von Convenience-Produkten an. Für die Gäste seien diese geschmacklich kaum noch von Selbstgemachtem zu unterscheiden, weil die Qualität mittlerweile sehr gut ist. „Trotzdem finde ich, dass die Auszubildenden ihr Handwerk von der Pike auf lernen sollten.“ Deswegen wird in der Lehrküche des „grips“ auch alles frisch zubereitet und selbst gemacht – ob Pasta, Paella oder Pommes, Buttergemüse oder Rotkohl, Sellerieschnitzel oder Roulade. Weil das Essen auf keinen Fall für die Tonne produziert werden soll, lag es nahe, das Restaurant wieder zu öffnen und einen Mittagstisch anzubieten, erläutert der ABU-Chef.

 

Qualität spricht sich rum

Dass es im „grips“ jetzt auch leckere Mahlzeiten zum Mitnehmen gibt, hat sich im Dorf längst herumgesprochen. Immer mehr Nachbarn und Berufstätige aus der Umgebung kommen regelmäßig vorbei. Sie schätzen nicht nur die abwechslungsreiche Menükarte im „grips“, sondern auch die fairen und verlässlichen Preise: Ausnahmslos jedes vegetarische Gericht kostet 4,50 Euro, jedes Fisch- oder Fleischgericht 5 Euro. Das Ganze ist eine Mischkalkulation, bei der sozusagen der eher günstigere Milchreis mit Apfelmus das teurere Seelachsfilet mit Bratkartoffeln und Dillsauce querfinanziert.

 

Los geht es mit dem Außer-Haus-Verkauf immer um 11 Uhr. Vorher herrscht Hochbetrieb in der Ausbildungsküche. „Wir haben so im Schnitt drei Stunden Zeit, um alles fertigzustellen. Das ist ein gutes Training für die Lehrlinge“, sagt Ausbilder Daniel Heise (Foto links), denn später in der freien Wirtschaft müssen die jungen Leute auch unter Stress arbeiten können. Dem gelernten Koch bereitet die Arbeit mit dem „Nachwuchs“ große Freude. Die Teilnehmenden sind zwischen 17 und 20 Jahre alt und bringen ganz unterschiedliche Bildungsbiografien, Hintergründe und Vorerfahrungen mit. Halbjährlich können neue Azubis hinzukommen. Alle immer dort abzuholen, wo sie stehen, sei eine große Herausforderung und hohe Kunst, würdigt René Gisbert Rommeiß die Arbeit von Daniel Heise. Der freut sich darüber, dass seine Truppe in relativ kurzer Zeit als Einheit zusammengewachsen ist und einen super Job in der Küche macht. Wer sich davon selbst überzeugen möchte, kann werktags immer zwischen 11 und 13.30 Uhr vorbeikommen und ein Essen ordern.    

 

„grips“ 

Alt-Marzahn 69 A

www.grips.abu-ggmbh.de

T. 44 03 42 57 oder 54 43 18 18

Mittagstisch: Mo-Fr: 11-13.30 Uhr

Konditorei: Mi-So, 12-18 Uhr

Aktuell nur Außer-Haus-Verkauf