„Sie malen ja wie Antje Püpke!“

Die Kaulsdorfer Illustratorin hat in der Region einen guten Ruf

„Sie malen ja wie Antje Püpke!“

In unserer Serie „Einfach machen!“ stellen wir Menschen vor, die sich in besonderer Weise für den Bezirk engagieren. Wenn Antje Püpke (53) am Künstlertisch den Stift ansetzt, ist sie mit Fantasie und Charme voll dabei, und garantiert sitzt ihr auch der berühmte Schelm im Nacken. Schon in Kindertagen entwickelte sie eine Vorliebe für Karikaturen. Breiter aufgestellt als Illustratorin und Grafikdesignerin, wurde die Kaulsdorferin besonders in den letzten Jahren bekannt. Auch im Bezirk weiß man ihre Vielseitigkeit, Zuverlässigkeit und nicht zuletzt ihr Engagement für das lokale Kulturleben zu schätzen. 

In einer „Hellersdorfer“ Ausgabe faszinierten Ihre schelmischen Zeichnungen von Sternzeichen zusätzlich mit lokalem Bezug. Sie wohnen ja auch im Bezirk und man schätzt Sie als Künstlerin.

Ich nenne mich nicht Künstlerin, sondern lieber Illustratorin und Grafikdesignerin. Denn ich male, zeichne, karikiere, layoute, beteilige mich an Projekten und Aktionen, pflege Webseiten und so weiter. Eine meiner großen Leidenschaften ist das Bodypainting, hoffentlich kann es bald wieder stattfinden.

 

Sie sind breit aufgestellt.

Der Musikkabarettist Bodo Wartke sagte letztens sinngemäß: Wenn Sie mich in eine Schublade stecken wollen, dann brauchen Sie eine Kommode!

 

Und doch ist Ihr Stil gut zu erkennen, wie eine Episode beweist ...

... An einem Marktstand hatte ich einige meiner Bilder ausgestellt und eine Frau sagte zu mir: „Sie malen ja wie Antje Püpke!“ (lacht). 

 

Sie waren für die Stadtteilbibliothek Kaulsdorf als „Fenstergestalterin“ aktiv. – Ging das gut?

Absolut! Die Glasfront im Obergeschoss am neuen Bibliotheks-Standort im Forum Kienberg, ehemals „Corso“, gibt wunderbar was her. Ich konnte dafür eigene Ideen­ entwickeln und umsetzen und würde so etwas gerne wieder machen. Beim Thema Bibliotheken spielt bei mir beides zusammen: Ich liebe Bücher über alles und ich liebe den pointierten Bildausdruck. Und noch mal zum Thema Einkaufs­center: In Malls wollen die Neuenhagener Künstlerin Viola Rau und ich künftig Kreativ-Workshops für Erwachsene anbieten. 

 

Sie haben sich einen Namen gemacht, Frau Püpke! 

Es freut mich sehr, dass ich mittlerweile vielen Leuten im Gedächtnis bleibe und sie mich letztlich auch ansprechen, wenn meine Arbeit ganz konkret gebraucht wird – natürlich immer als individuelle Arbeit und projektbezogen – sei es ein Buch für Kinder oder Erwachsene, allgemeine Werbekampagnen mit Flyern und Plakaten oder zum Beispiel auch eine Wandgestaltung. Um regional bekannt zu werden, brauchte es aber über zehn Jahre, und oft war es schwierig. Ich habe sehr viel ausprobiert, von zeitlich eng getakteten Malkursen in unseren Wohnräumen bis hin zu Entwürfen für ein Kaspertheater.

 

Bieten Sie noch Malkurse an?

Meine Malkurse fanden einige Jahren lang im Atelier und zu Hause in kleinen Gruppen von drei oder vier Teilnehmern statt. Ich ermögliche eine Situation der freien Entfaltung und arbeite dabei mehr im Hintergrund und wenig lehrhaft vermittelnd. Seit etwa einem Jahr gibt es nur noch privaten Einzelunterricht nach Bedarf und die Workshops mit Viola Rau. Wir starteten 2020 erfolgreich mit „clexxia - ein Kunst-Event“ im Café Mahlsdorf, wurden aber durch die Corona-Pandemie ausgebremst.

 

Wie steht es um die Organisation der Marzahn-Hellersdorfer „Lesenacht an der M8“ ?

Sie hätte im Januar zum fünften Mal stattgefunden. Wir Organisatoren waren so stolz! Acht Leseorte sowie 24 Autorinnen und Autoren hatten zugesagt. Geplant waren Ausstellungen, Tanz, Buchverkauf … Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf wollte dieses Mal sogar finanziell unterstützen, denn bisher arbeiteten wir ehrenamtlich und die Räumlichkeiten der Leseorte wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

 

Und was nun?

Nun haben wir die Veranstaltung eins zu eins ins Jahr 2022 übertragen und hoffen, dass der Bezirk die bereits zugesagten Mittel auch noch bereitstellt. 

 

Woran arbeiten Sie aktuell?

Es sind Karikaturen und Cartoons zu den Auswirkungen von Corona auf den Alltag der Menschen. Dazu gibt es 2021 auch wieder ein in der Auflage limitiertes Buch. Meine Postkarten zu verschiedenen Themen werden auch in Geschäften des Bezirkes angeboten.

Zuletzt beschäftigten mich „Die Geheimnisse meiner Frau“, ein sehr freundlich-unterhaltsames Buch des bekannten Moderators und Gartenfreundes Hellmuth Henneberg. Es ist insgesamt mein zweites Buch, das ich bisher illustrieren durfte und das in den Buchhandel kommt. Es ist also noch Luft nach oben für weitere Aufträge.

 

Wie schaffen Sie es, so vielseitig und charmant dranzubleiben?

Die Arbeit macht mir einfach Spaß und die Spontanideen scheinen irgendwie in einer Warteschleife zu stehen, wo sie bei passender Anregung einen Geistesblitz auslösen (lacht).

 

Begleitet Sie eine Leitfigur? Vielleicht ein frecher Rabe, eine mollige Käferfrau, eine Biene ... ?

Meine Arbeiten sind tatsächlich einzigartig, das heißt, Zweit- oder Mehrfachverwertungen kommen selten infrage. Ich hasse Serien, und das nicht nur im Fernsehen, wobei wir gar keinen Fernseher haben.

 

Mit bunten Haaren zeigen Sie sich der Öffentlichkeit. Warum?

Es ist mein Markenzeichen und es zeigt, dass es im Grunde gar nicht um mich persönlich geht, sondern um einen fantasievollen Themenbezug mit Schwung und Pep. Was immer ich auch mache, es ist für mich eine kreative Reise zum nächsten Abenteuer.

 

War Ihre Begabung schon früh zu erkennen? Erinnern Sie sich vielleicht an etwas Besonderes?

Ziemlich genau sogar. Das Bild verwahre ich noch in einer Mappe. Es ist ein Hahn, der eine Zitrone legt und statt der Schwanzfedern erwuchs ihm hinten ein bunter Blumenstrauß. Da war ich zwölf. 

 

Gibt es für Sie einen Meister des Bildhaften, ein Vorbild?

Ja! Als Kind kannte ich praktisch alle Bildgeschichten des Karikaturisten Erich Schmitt. Das Buch „Der dicke Schmitt“ aus DDR-Zeiten habe ich immer noch. Mir gefielen besonders seine Krankenschwester Monika und die Meerjungfrau Nixi. Karikaturisten waren immer meine besten Begleiter. Außerdem bin ich eine „Bücherwürmin“. Ich sammle seit meiner Kindheit schön illustrierte Kinderliteratur und lese besonders gerne Märchenhaftes, Surreales und Biografien.

 

Gespräch: Ute Bekeschus