Der Frauentag wird im Bezirk digital gefeiert

"Rosen für Clara" und Anerkennung für Alltagsheld*innen

Der Frauentag wird im Bezirk digital gefeiert

Clara-Zetkin-Denkmal in Marzahn
Clara-Zetkin-Denkmal in Marzahn

Vor 110 Jahren, im März 1911, gingen in Europa und den USA erstmalig rund eine Million Frauen gleichzeitig auf die Straße, um für ihre Rechte zu demonstrieren. Inzwischen gibt es weltweit jedes Jahr am 8. März Proteste und Aktionen – auch in Marzahn-Hellersdorf und auch in diesem Jahr. Pandemiebedingt wird die Traditionsveranstaltung „Rosen für Clara“ allerdings in den digitalen Raum verlegt.

Alltagsheld*innen im Mittelpunkt

Während üblicherweise im Park zwischen Niemegker Straße und Wittenberger Straße am Clara-Zetkin-Denkmal eine große Kundgebung stattfindet, laden das FrauenNetz Marzahn-Hellersdorf und die bezirkliche Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Maja Loeffler am kommenden Montag von 13 bis 14.30 Uhr zu einer Online-Feierstunde mit Grußworten von Politiker*innen, Redebeiträgen von Aktivist*innen und emanzipatorischen Liedern der Künstlerin Sigrid Grajek ein. 

Unter dem Titel „Rosen für Clara – solidarisch aktiv für Frauen*rechte – besonders in der Krise“ soll an Clara Zetkin als Vorkämpferin für die Gleichberechtigung von Frauen erinnert werden. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen aber die Frauen von heute. Denn wieder sind überwiegend sie es, die in der Krise das Land rocken – in Krankenhäusern und Pflegeheimen, im Lebensmitteleinzelhandel, in Drogerien, bei der Kinderbetreuung, im Homeschooling und Homeoffice.

 

Mehr häusliche Gewalt in der Krise

Doch Frauen sind aktuell nicht nur besonders gefordert und belastet, sondern auch zunehmend gefährdet: Die am Mittwoch veröffentlichten Zahlen für das Jahr 2020 deuten klar darauf hin, dass während der Coronakrise häusliche Gewalt in der Hauptstadt stark zugenommen hat. 

Insgesamt wandten sich 1.661 Menschen an die Gewaltschutzambulanz der Charité. Das entspricht einem Anstieg von 8 Prozent. Die Mehrheit der Opfer waren Frauen (900), gefolgt von Kindern und Jugendlichen (405 Fälle), Männern (352) und Personen mit diverser geschlechtlicher Identität (4). Wie Dr. Saskia Etzold, eine der Leiter*innen der Einrichtung, mitteilte, gebe es nicht nur einen Anstieg der Fälle. Auch die Schwere der Verletzungen habe deutlich zugenommen. Bei Frauen und Kindern sei beispielsweise auffällig viel Gewalt gegen den Hals festgestellt worden.

Parallel dazu verzeichneten auch die Strafverfolgungsbehörden rund 7,5 Prozent mehr Verfahren als im Vorjahr. 2019 waren es nach Angaben von Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) noch 14.824 und im Jahr 2020 15.871 Fälle.

 

SPD, CDU und Linke fordern Fachberatungs- und Interventionsstelle

Auch in Marzahn-Hellersdorf sind die Zahlen der Opfer von häuslicher Gewalt in einigen Bezirksregionen seit Jahren auf einem sehr hohen Niveau. Ein entsprechendes Fachberatungs- und Interventionscenter, an das sich Betroffene wenden können, gibt es aber weder hier noch in den Nachbarbezirken Lichtenberg und Treptow-Köpenick. SPD, CDU und Linke fordern nun in einem gemeinsamen Antrag die Einrichtung einer solchen Stelle. Bislang verfügt Berlin über fünf Standorte.

 

„In diesen Zentren steht den betroffenen Frauen ein bedarfsdeckendes Angebot an spezialisierten Fachberatungsstellen zur Verfügung. Ein Team aus Sozialpädagoginnen, Psychologinnen und Therapeutinnen leisten rechtliche, psychosoziale, behördliche und Erziehungshilfe und sind damit breiter aufgestellt als die bezirklichen Beratungsstellen“, heißt es in einer Pressemitteilung der SPD. 

Um professionelle Hilfe dieser Art in Anspruch zu nehmen, müssten von Gewalt betroffene Marzahn-Hellersdorf*innen bisher lange Wege von fast einer Stunde auf sich nehmen. Dies sei nich hinnehmbar, findet Luise Lehmann, gleichstellungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion: „Frauen, die sich in einer solchen Situation befinden, haben meistens noch viele andere Krisensituationen zu bewältigen und/oder die eigenen Kinder zu versorgen.“ 

Mit dem Antrag der drei Parteien wird sich zunächst der Gesundheitsausschuss der Bezirksverordnetenversammlung beschäftigen.

 

Equal Pay Day: Lohnlücke wird minimal kleiner

Ein Problem bleibt auch die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen. Sie ist zwar im Vergleich zu den Vorjahren etwas kleiner geworden, nach wie vor verdienen Frauen hierzulande aber deutlich weniger als Männer. Im Schnitt sind es 19 Prozent. Damit bleibt Deutschland EU-weit eines der traurigen Schlusslichter.

 

Um auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen und gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu fordern, hisst Marzahn-Hellersdorfs Bürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke) gemeinsam mit einigen Kolleg*innen aus dem Bezirksamt am Dienstag, dem 9. März, um 11.30 Uhr die rote Equal-Pay-Day-Fahne vor dem Rathaus in Helle Mitte. 

 

Da der Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern derzeit umgerechnet 69 Tage beträgt, wird der Equal Pay Day in diesem Jahr offiziell am 10. März begangen. Bis zu diesem Tag arbeiten Frauen statistisch gesehen umsonst, während Männer schon seit Jahresbeginn ihr Gehalt bekommen. 

Ziel ist es, mit dem Aktionstag die Debatte über die Gründe der Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern in die Öffentlichkeit zu tragen und ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen. 

 

Veranstaltungshinweis

„Rosen für Clara“

Solidarisch aktiv für Frauen*rechte – besonders in der Krise!

Montag, 8. März 2021

13 bis 14.30 Uhr 

Anmeldung bis 4. März bei:

Kerstin Witte, T. (030) 90293 20 50/51

E-Mail: kerstin.witte@ba-mh.berlin.de