Am Mittwoch, dem 3. März, um 19.30 Uhr
Ausschuss-Sondersitzung zur Mühle
Die Bockwindmühle Marzahn ist weiterhin ohne Müller oder Müllerin. Während Bootsbauer Simon Rehle im Mai 2020 seinen „Traumjob“ antrat und bereits nach wenigen Monaten verschwunden war, hielt es seine Nachfolgerin lediglich vier Wochen aus. Doch woran liegt es, dass beide den Mühlenberg so schnell wieder verlassen haben? War es einfach nur Pech bei der Auswahl der Kandidaten? Sind es die schwierigen Arbeitsbedingungen oder falsche Vorstellungen der Bewerber? Aufschluss soll eine von der Linksfraktion beantragte Sondersitzung des Wirtschaftsausschusses geben.
Zur Mühle getagt wird am kommenden Mittwoch, dem 3. März, um 19.30 Uhr öffentlich und online via Zoom. „Schon in mehreren Ausschüssen haben wir das Thema aufgerufen, aber keine hinreichenden Antworten auf unsere Fragen erhalten“, erklären Hilka Ehlert, Sprecherin für Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigungsförderung, und der Fraktionsvorsitzende der Linksfraktion in der BVV, Bjoern Tielebein, in einer am Dienstag veröffentlichten Pressemitteilung. Sie wollen sich nun in der Sondersitzung „ein umfassendes Bild von der Situation machen und wirksame Maßnahmen verabreden, die zu einem dauerhaften Arbeitsverhältnis führen“. Immerhin gehe es um die Zukunft eines der bedeutendsten bezirklichen Wahrzeichen: Seit 1994 prägt das markante Bauwerk an der Kreuzung Landsberger Allee und Blumberger Damm das Zentrum Marzahns. Die Mühle ist nicht nur beliebtes Fotomotiv und Ausflugsziel. Hier wird auch Wissen vermittelt und geheiratet.
Viele Fragen an die Stadträtin
Über ein Vierteljahrhundert war Jürgen Wolf Hausherr der Mühle. Mit einem sexuellen Übergriff auf einen Jugendlichen katapultierte er sich selbst aus dem Amt und ruinierte damit sein Lebenswerk. Warum der Betrieb der Mühle anschließend an einen freien Träger ausgelagert wurde, wie sich die Mühle finanziert, wie die Verträge zwischen dem Bezirksamt und dem Verein Agrarbörse Deutschland Ost ausgestaltet sind und ob die Bezahlung für die verantwortungsvollen Aufgaben überhaupt angemessen ist – mit diesen und weiteren Fragen werden die Ausschuss-Mitglieder die zuständige Bezirksstadträtin Nadja Zivkovic am Mittwoch wohl löchern.
„Marzahner Mehl zu mahlen muss sich lohnen“
Zivkovics Partei, die CDU, hat inzwischen unter der Überschrift „Marzahner Mehl zu mahlen muss sich lohnen“ einen Antrag in die BVV eingebracht, in dem die Christdemokraten die Aufstockung des Gehalts für den künftigen Müller oder die Müllerin fordern. In der Begründung wird deutlich, wie anspruchsvoll der Job und vor allem wie vielfältig die Aufgaben des künftigen Mühlenchefs oder der Mühlenchefin sind. Sie gehen weit über das Mehlmachen hinaus und reichen von der Öffentlichkeitsarbeit, der Instandhaltung des Gebäudes und der Begleitung von Mühlenhochzeiten bis hin zu verschiedenen Führungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Neben handwerklichen Fertigkeiten sind also auch kommunikative Kompetenz, pädagogisches Geschick und Kreativität gefragt. Da es sich um keinen klassischen Acht-Stunden-Job handele und man mitunter auch am Wochenende und nach Feierabend im Einsatz sei, müsse diese Arbeit entsprechend vergütet werden, heißt es in dem CDU-Antrag, der ebenfalls in der Wirtschaftsausschuss-Sondersitzung sowie im Hauptausschuss behandelt wird.
Bjoern Tielebein bemerkt dazu, die Stadträtin hätte einst bei der Übertragung der Stelle von vornherein eine angemessene Bezahlung einplanen können, dann bräuchte es diesen Antrag überhaupt nicht.
Ausreichend Bewerbungen eingegangen
Vielleicht zaubert die Agrarbörse aber auch schon in Kürze einen neuen Müller oder eine neue Müllerin aus dem Hut. Ende Januar teilte Nadja Zivkovic mit, sie sei zuversichtlich, dass trotz der bisherigen Fehlschläge bald jemand gefunden werde, der oder die den Job mit dem „notwendigen Engagement und viel Leidenschaft“ ausfüllen werde.
Die letzte Stellenausschreibung ist inzwischen von der Internetseite der Bockwindmühle heruntergenommen worden mit dem Hinweis, es gebe eine Reihe an Bewerbungen, die nun geprüft werden. Solange der Posten noch frei ist, führen Mitarbeitende des benachbarten Tierhofs Pflege- und Instandhaltungsarbeiten auf dem Mühlengelände durch. Jede Menge fachliche Unterstützung kommt vom Mühlenverein Berlin-Marzahn, der sich mit ganzer Kraft für das Kulturdenkmal engagiert, aber dringend Unterstützung braucht. Es werden händeringend neue Mitglieder gesucht. Der Jahresbeitrag liegt bei 40 Euro. Informationen dazu finden Interessierte im Internet: www.marzahner-muehle.de/muehlenverein/
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Öffentliche Ausschuss-Sondersitzung zur Marzahner Mühle:
Mittwoch, 3. März, 19.30 Uhr
Zoom-Meeting beitreten:
Meeting-ID: 930 4614 1581