Junge Mutter aus Mahlsdorf kämpft gegen den Blutkrebs
Noch kein Lebensretter für Laura gefunden
Für Laura, die junge an Leukämie erkrankte Mama aus Mahlsdorf (wir berichteten), wurde weltweit noch kein passender Stammzellspender gefunden. Den braucht die 33-Jährige aber dringend, um zu überleben und ihren wenige Monate alten Sohn aufwachsen zu sehen. Viele Menschen hat Lauras Schicksal bewegt. 3.600 Menschen registrierten sich bereits über ihre Aktionsseite bei der DKMS. Aber da muss noch mehr gehen! Wer noch Fragen zur Registrierung und Typisierung hat, findet die Antworten vielleicht im folgenden Interview. Darin kommt Annika Schirmacher zu Wort. Sie betreut Lauras Registrierungsaktion.
Frau Schirmacher, wer kommt als Spender infrage und wer nicht?
Grundsätzlich kommt jeder gesunde Mensch zwischen 17 und 55 Jahren, der mindestens 50 Kilogramm wiegt, als Spender in Frage. Ausschlussgründe sind beispielsweise schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Erkrankungen wie beispielsweise Rheuma, fast alle Krebserkrankungen, Hepatitis B, C oder D.
Wie läuft die Registrierung ab?
Das geht einfach und schnell: Mithilfe von drei medizinischen Wattestäbchen und einer genauen Anleitung sowie einer Einverständniserklärung kann jeder nach Erhalt des Sets selbst einen Wangenschleimhautabstrich vornehmen. Besonders wichtig ist es, dass die Wattestäbchen nach dem Abstrich zeitnah zurückgesendet werden. Damit ist der erste Schritt getan, um einem Menschen das Leben retten zu können.
Wenn die Gewebemerkmale im Labor bestimmt wurden, stehen Spender für den weltweiten Suchlauf zur Verfügung.
Wonach wird der Wangenabstrich im Labor untersucht?
Bei einer Typisierung werden die Gewebemerkmale bestimmt. Die Befunde werden anschließend anonymisiert an das Zentrale Knochenmarkspender Register (ZKRD) in Ulm weitergeleitet, wo sie für Patientenanfragen aus dem In- und Ausland zur Verfügung stehen.
Der DKMS entstehen für die Neuaufnahme eines jeden Spenders Kosten in Höhe von 35 Euro. Wie das?
Die Bestimmung der Gewebemerkmale ist eine sehr aufwendige und damit teure Laboruntersuchung. Neben der Typisierung kosten Material, Logistik und Personal Geld. Die Krankenkassen übernehmen diese Kosten nicht. Nach einer anfänglichen Förderung durch das Bundesministerium für Gesundheit und die Deutsche Krebshilfe ist die DKMS seit Ende 1994 für den Ausbau der Datei finanziell auf sich gestellt. Die Spenderneugewinnung wird seitdem über Privat- und Firmenspenden finanziert. Jeder Euro, der an die DKMS gespendet wird, trägt dazu bei, die Überlebenschancen für Patienten zu erhöhen.
Was muss für eine Stammzellspende zusammenpassen?
Die Gewebemerkmale von Empfänger und Spender müssen nahezu hundertprozentig übereinstimmen, damit eine Transplantation erfolgreich durchgeführt werden kann. Das ist allerdings äußerst selten. Deshalb ist es ja so wichtig, dass möglichst viele Menschen als potenzielle Stammzellspender registriert sind. Nur so können „genetische Zwillinge“ auch tatsächlich gefunden werden.
Können Sie die Chance, einen passenden Spender zu finden, beziffern?
Bei häufigen Merkmalskombinationen kann ein Spender unter 20.000 gefunden werden. Bei seltenen Gewebemerkmalen findet sich eventuell unter mehreren Millionen kein passender Spender.
Was geschieht mit den Proben, die abgegeben werden?
Alle Proben werden ins Labor gebracht und analysiert. Entscheidend für eine erfolgreiche Übertragung der Stammzellen ist die Übereinstimmung von mindestens acht Gewebemerkmalen zwischen Patient und Spender. In unserem Labor werden bei allen neu aufgenommenen Spendern zwölf Gewebemerkmale bestimmt. Durch diese hochauflösende Typisierung wird der Spendersuchlauf deutlich verkürzt.
Gesetzt den Fall, die Gewebemerkmale eines Spenders stimmen mit denen eines Patienten überein. Was geschieht danach?
Kommt man als Spender für einen Patienten infrage, ist der nächste Schritt eine Bestätigungstypisierung. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem sich der potenzielle Spender endgültig entscheiden muss, ob er dem Patienten helfen will. Wenn er zustimmt, wird bei ihm ein gründlicher Gesundheits-Check-up durchgeführt.
Annika Schirmacher ist bei der DKMS für die Spender-Neugewinnung zuständig. Sie betreut auch Lauras Fall.
Hier die ganze Geschichte: www.mediacenter.dkms.de/patientenaktion/lauras-leben/
Auch Geldspenden helfen Leben retten, da der DKMS für die Neuaufnahme eines jeden Spenders Kosten in Höhe von 35 Euro entstehen:
DKMS-Spendenkonto
Kreissparkasse Tübingen
IBAN: DE64 6415 0020 0000 2555 56
Verwendungszweck: LPS 631
Wird nun eigentlich Knochenmark oder werden Stammzellen entnommen?
Es gibt zwei verschiedene Entnahmeverfahren: Die wesentlich häufigere Methode (80 %) ist die periphere Stammzellentnahme: Dem Spender wird über mehrere Tage ein Medikament verabreicht, welches die Produktion der Stammzellen im Knochenmark anregt und diese in die Blutbahn ausschwemmt. Nach dieser Vorbehandlung werden die Stammzellen über ein spezielles Verfahren aus dem Blut gesammelt.
Wesentlich seltener (20 %) erfolgt eine Knochenmarkentnahme, bei der dem Spender das Blut-Knochenmarkgemisch unter Vollnarkose direkt aus dem Beckenkamm – nicht (!!!) etwa aus dem Rückenmark – entnommen wird. Es bildet sich übrigens nach zwei Wochen wieder vollständig nach.
Welche Risiken gibt es bei der Stammzellentnahme?
Bei der peripheren Stammzellspende können während der Vorbereitungsphase grippeähnliche Symptome auftreten. Langzeitnebenwirkungen sind nach heutigem Forschungsstand nicht bekannt.
Bei der Knochenmarkentnahme besteht für ein paar Tage ein lokaler Wundschmerz. Das Risiko beschränkt sich auf das übliche Narkoserisiko.
Muss sich der Spender auf einen längeren Krankenhausaufenthalt gefasst machen?
Nur bei der Knochenmarkentnahme ist ein Krankenhausaufenthalt nötig. Der dauert etwa zwei bis drei Tage. Die periphere Stammzellspende wird ambulant durchgeführt und dauert in der Regel vier Stunden.
Welches Krankenhaus entnimmt dem Spender Stammzellen?
Die DKMS kooperiert mit ausgesuchten und routinierten Entnahmezentren. Die gesamte Reiseabwicklung inklusive Unterkunft übernimmt die DKMS für ihre Spender. Dem Spender entstehen keine Kosten.
Was sind die Anzeichen für eine erfolgreiche Stammzelltransplantation?
Nach etwa zwei bis vier Wochen gibt der Anstieg der weißen Blutkörperchen erste Hinweise darauf, ob die neuen Stammzellen ihre Aufgabe aufgenommen haben und wie gewünscht gesunde Blutzellen bilden. Ist beim Patienten ein stetiger Anstieg weißer Blutkörperchen nachweisbar ist, steigt auch seine Chance auf ein zweites Leben.