Kassiererin aus Hellersdorf stellte ihrem kriminellen Lover ihr Konto zur Verfügung
Betrug in Sachen Liebe
Zusätzlich zu ihrem Gehalt flossen Beträge zwischen 190 und 900 Euro auf das Konto von Julia K.*. Mit rechten Dingen aber ging das nicht zu. Nun sitzt die Hellersdorferin auf der Anklagebank und lässt den Tränen freien Lauf. „Ich war so blöd! Der Kerl hat mich ausgenutzt“, schluchzt sie. Eine Betrugsserie hat sie vor Gericht gebracht. Hauptakteur: ihr damaliger Freund Lars W.*, der bereits in einem früheren Prozess für diese und weitere Taten eine Gefängnisstrafe erhielt.
Auf einer Online-Auktionsplattform hatte der Mann mehrere Handys, Laptops und eine Spielkonsole angeboten. Immer war der Preis günstig, doch nie so niedrig, dass Interessenten sofort hätten Verdacht schöpfen müssen. Etwa den, dass es sich um Diebesgut handeln könnte. Die Bezahlung lief jeweils per Vorkasse. Doch auf die Ware konnten die Kunden lange warten. Geliefert wurde in keinem Fall. Lars W.* ließ alles über ein Bankkonto von Julia K. laufen.
Die 25-jährige Supermarkt-Kassiererin wusste von den Machenschaften ihres Liebsten, ist der Staatsanwalt überzeugt. Sie habe Lars W. über ihre Konten mit dem erschwindelten Geld versorgt. Es geht um sieben Betrugstaten, bei denen ein Schaden von insgesamt 3.350 Euro entstanden ist.
Die Angeklagte und Lars W. waren fünf Monate lang ein Paar. Sie hatten sich über ein Dating-Portal kennengelernt. Er erzählte ihr, seine Ex hätte ihn aus der Wohnung geworfen und seine Konten geplündert. Julia K. glaubte ihm. Als er fragte, ob er über ihr Konto einige Verkäufe abwickeln könnte, habe sie nicht lange nachgedacht. Dass er ihre E-Mail-Adresse nutzte, habe sie erst nach der dritten Tat bemerkt. „Spätestens nach ersten Mahnungen der Kunden wussten Sie, dass es ein Schwindel ist“, hält ihr der Staatsanwalt vor. Die Angeklagte nickt. „Ich war in Panik, sprach mit Lars.“ Sie hätten die Kunden vertröstet, so lange es ging. W. habe weiter Handys angeboten. Bis sie eines Abends von der Arbeit kam und feststellen musste, dass er verschwunden war. „Als die Polizei kam, war ich schockiert“, schildert Julia K. Ihr Ex-Freund wurde in der Wohnung einer anderen Frau festgenommen.
Der Verteidiger sieht seine Mandantin vor allem als Opfer. Liebe habe Julia K. blind gemacht. „Leichtgläubig ist sie in den Betrug reingerutscht.“ Allenfalls der Beihilfe habe sie sich schuldig gemacht. Er plädiert auf Geldstrafe. Dem folgt der Richter und verhängt 80 Tagessätze zu je 35 Euro.
Kerstin Berg
(*Namen von der Red. geändert)