Trauer um Dichterin Barbara Köhler

Die Trägerin des Alice-Salomon-Poetik-Preises wurde nur 61 Jahre alt

Trauer um Dichterin Barbara Köhler

Sie hat 2017 den Alice-Salomon-Poetik-Preis gewonnen und mit ihren Versen das umstrittene Werk „avenidas“ an der Fassade der Hellersdorfer Hochschule abgelöst. Gestern wurde bekannt, dass die deutsche Essayistin und Lyrikerin Barbara Köhler gestorben ist. 

In einem Nachruf, den die Kunststiftung NRW gemeinsam mit dem Verlag Edition Korrespondenzen, dem Lilienfeld Verlag, der Galerie m in Bochum und dem Museum DKM in Duisburg veröffentlichte, heißt es, die Dichterin habe am 8. Januar 2021 „nach einem lange geduldig bekämpften Leiden“ die Augen für immer geschlossen. Damit sei „eine der bedeutenden Stimmen der deutschsprachigen Wortkunst zu früh verstummt“. Köhler (1959-2021) wurde nur 61 Jahre alt.

 

Die Wortkünstlerin wuchs in Sachsen auf. Ihren ersten Gedichtband „Deutsches Roulette“ veröffentlichte sie 1991. Vor ihrem Literatur-Studium in Leipzig hatte Barbara Köhler eine Ausbildung mit Abitur zur Facharbeiterin für textile Flächenherstellung gemacht, dann aber als Altenpflegerin und Beleuchterin gearbeitet. Anfang der 1990er Jahre wurde das Ruhrgebiet zu ihrer Heimat.

 

Ihre lyrischen und essayistische Werke erschienen unter anderem bei den Verlagen Suhrkamp, Dörlemann und Lilienfeld, zuletzt vor allem in der Edition Korrespondenzen. Sie übersetzte unter anderem Gertrude Stein und Samuel Beckett und erhielt zahlreiche Preise, darunter den Clemens-Brentano-Preis (1996), den Joachim-Ringelnatz-Preis (2008) und den Peter-Huchel-Preis (2016).

 

Über die Debatten um das als sexistisch kritisierte Gedicht „avenidas“ von Eugen Gomringer, das 2018 von der Südfassade der Alice-Salomon-Hochschule in Hellersdorf entfernt und durch einem Köhler-Text ersetzt wurde, heißt es im Nachruf der Kunststiftung NRW:

 

„Die Verhärtungen in der Diskussion über die Gründe für die Entfernung des Gedichtes waren nicht aufzulösen, aber die Lösung, die Barbara Köhler schließlich erfand, zeigt ganz beispielhaft ihren Charakter und den Charakter ihrer Kunst: das vormalig auf der Wand befindliche Gedicht scheint weiterhin durch, und der neue, darüberliegende Text zieht freundlich beharrend und zur Versöhnlichkeit einladend die Bilanz – „WÜNSCHEN SIE IHNEN / BON DIA GOOD LUCK“.

 

Zitiert werden hier die letzten beiden Verse des Achtzeilers, der sowohl formal als auch inhaltlich auf das Gomringer-Gedicht und die Diskussionen darüber Bezug nimmt.