Mahlsdorferin will Kinder fürs neue Jahr stärken

Kostenlose Online-Veranstaltung am 30. Dezember um 10 Uhr

Mahlsdorferin will Kinder nachhaltig stärken

Mandy Kempert ist Erzieherin in einer Mahlsdorfer Kita, Selbstbehauptung- und Resilienztrainerin, Kinder- und Jugendcoach, Meditationstrainerin und Mutter von zwei Töchtern.
Mandy Kempert ist Erzieherin in einer Mahlsdorfer Kita, Selbstbehauptung- und Resilienztrainerin, Kinder- und Jugendcoach, Meditationstrainerin und Mutter von zwei Töchtern.

In diesem Jahr ist Kindern und Jugendlichen viel zugemutet und auch genommen worden: Treffen mit Großeltern zum Beispiel, Begegnungen mit Freund*innen und zahlreiche Freizeitaktivitäten. Expert*innen sprechen zudem von hohen Lernverlusten durch Schulschließungen und sie warnen vor einer Zunahme von Konflikten und Mobbing. „Umso mehr möchten wir, dass unsere Kinder glücklich und selbstbewusst ins neue Jahr 2021 kommen“, sagt die Selbstbehauptungs- und Resilienztrainerin Mandy Kempert. 

Gemeinsam mit über 200 anderen Coaches will sie dazu einen Beitrag leisten. Am 30. Dezember um 10 Uhr bietet die Mahlsdorferin einen kostenlosen Online-Kurs für Mädchen und Jungen zwischen fünf und elf Jahren an. Bei der halbstündigen Veranstaltung mit dem Videokonferenzdienst Zoom geht es darum, den jungen Teilnehmenden viel positive Energie mitzugeben, sie zu stärken und dazu zu befähigen, Krisen besser zu bewältigen. Im Interview mit der „Hellersdorfer“ stellt die 38-Jährige das Angebot vor und gibt einen Einblick in ihre Arbeit.

 

Wer steckt hinter der Aktion „Stark ins neue Jahr 2021“, Frau Kempert?

Das Online-Event wurde ehrenamtlich von über 200 Trainerinnen und Trainern, die nach dem Konzept der Initative „Stark auch ohne Muckis“ arbeiten, auf die Beine gestellt. Am 30. Dezember um 10 Uhr brennen wir alle gemeinsam ein Feuerwerk der guten Impulse ab und zeigen den Kindern spielerisch Strategien, mit denen sie sich gegen Mobbing wehren können und souverän, selbstbewusst und glücklich werden. Alle Kinder- und Jugendcoaches bieten den gleichen Kursinhalt an. Das Ziel ist, mindestens 6.000 Mädchen und Jungen mit der großangelegten Veranstaltung zu erreichen.

 

Können Eltern ihre Kinder jetzt noch kurzfristig anmelden?

Ja, klar. Die Anmeldung ist bei mir über Facebook oder direkt über Eventbrite noch möglich. Damit alles reibungslos funktioniert, führe ich einen Tag vor der Veranstaltung, also am 29.12., einen Technik-Check durch. Da können auch noch offene Fragen geklärt werden. Das Event am 30.12. ist dann quasi eine kompakte Version des Selbstbehauptungskurses, den ich sonst mit Kindern und Jugendlichen mache.

 

Seit wann arbeiten Sie schon als Kinder- und Jugendcoach?

Ich arbeite erst seit diesem Jahr nach dem „Stark auch ohne Muckis“-Ansatz und konnte schon mehrere Qualifizierungen erfolgreich absolvieren. Hauptberuflich bin ich Erzieherin in einer Mahlsdorfer Kita. Die ersten beiden Selbstbehauptungskurse habe ich während des ersten Lockdowns in unserer Einrichtung angeboten. Ich hätte nicht gedacht, wie gut das auf Anhieb funktioniert. Alle Kinder waren eine Woche lang täglich für eine Stunde voll bei der Sache und total fokussiert. Es hat allen viel Spaß gemacht. Auch die Eltern waren begeistert.

 

Bieten Sie die Kurse auch in anderen Einrichtungen an?

Wegen Corona wollte ich erst einmal auf weitere Präsenzveranstaltungen verzichten. Deswegen fanden die anderen Kurse bislang online statt. Wenn die Pandemie vorbei ist, würde ich gern mit dem Anti-Mobbing-Training an Marzahn-Hellersdorfer Jugendklubs, Kitas und Schulen gehen und darüber hinaus auch Fortbildungen für Eltern und Pädagog*innen anbieten. Der Bedarf ist auf jeden Fall riesig.

Da Ausgrenzung schon im Kindergarten passiert, ist es wichtig, so früh wie möglich Präventionsangebote zu machen und nicht erst zu handeln, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. In der Schule hat bereits jedes dritte Kind Mobbing oder üble Konflikte erfahren. Das muss sich ändern.

 

Umreißen Sie doch mal bitte kurz, was in den Kursen vermittelt wird?

Die Kinder lernen zum Beispiel in Rollenspielen, wie sie reagieren, wenn sie beleidigt werden oder wenn ihnen etwas weggenommen wird. Zum Auftakt der Veranstaltungen dreht sich alles um das Thema Selbstbewusstsein. Ich möchte den Mädchen und Jungen beibringen, auf sich selbst und ihre Gefühle zu achten. Wir Erwachsenen haben das manchmal verlernt, weil wir stark von Glaubenssätzen aus unserer Kindheit geprägt wurden. Jede*r kennt sicher Sprüche wie „Jetzt hab dich nicht so!“, „Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“ oder „Hör auf zu weinen!“ Damit bekommen wir von klein auf Gefühle abgesprochen und das wirkt sich auf unsere Persönlichkeitsentwicklung aus.

 

Welchen Satz haben Sie früher oft von den Erwachsenen gehört?

„Was sollen bloß die Nachbarn denken?“ war so ein Klassiker. Ich bin lange Zeit viel zu sehr darauf bedacht gewesen, gemocht zu werden und habe die Akzeptanz von anderen gesucht. Heute höre ich wieder auf meine Gefühle, denn die zeigen mir wie ein Kompass meinen eigenen Weg. Das wird auch den Kindern in den Kursen vermittelt. 

Sie glauben gar nicht, wie viele Kinder „nein“ antworten, wenn ich in die Runde frage, ob es erlaubt ist, wütend zu sein. Aber natürlich ist das okay. Nur die Handlung, die auf dieses Gefühl folgt, ist manchmal nicht angemessen. Darüber sprechen wir.

 

Welche Strategien empfehlen Sie Kindern, wenn sie beleidigt werden oder ihnen etwas weggenommen wird?

Ganz wichtig sind klare Formulierungen wie „Gib mir mein Kuscheltier zurück!“ oder „Hände weg. Hör auf an meinen Haaren zu ziehen!“ Oft vermeiden Kinder eine so deutliche Sprache. Die ist aber wichtig, um dem oder der anderen klar zu machen, wie ernst es mir damit ist.

Die Kinder lieben das Tiermodell, mit dem wir arbeiten. Da gibt es Mücken, die sich durch Ärgern, Ausgrenzen, Provozieren und Beleidigen Aufmerksamkeit und Beachtung holen wollen. Schafe, die darauf ängstlich oder mit lautem Meckern reagieren – was es noch schlimmer macht, weil die Mücke genau das erreicht, was sie will. Und es gibt Löwen, die über den Dingen stehen. Sie bleiben entspannt, weil in der Ruhe die Kraft liegt und sie wissen, dass die Mücke irgendwann die Lust am Stressen verliert. Die Kinder stellen fest, dass sie sich in manchen Situationen selbst wie Mücken oder Schafe verhalten, aber am liebsten doch alle Löwen wären. 

 

Die Stärkung der kindlichen Resilienz dürfte in Corona-Zeiten wichtiger denn je sein. Wie können Eltern ihren Kindern helfen, emotionalen Stress abzubauen?

Die Pandemie ist sowohl für Kinder als auch für Erwachsene anstrengend und auch belastend. Die Kunst ist es, den Stress in positive Energie umzuwandeln und unnötige Konflikte zu vermeiden. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, weil Eltern gerade einen riesigen Spagat zwischen Kinderbetreuung und Arbeit hinbekommen müssen oder sogar finanzielle Sorgen und andere Ängste haben. Aber wir sollten uns bewusst machen, dass unsere Kinder ganz viel mitbekommen und dass sich unsere negativen Gedanken auf den Nachwuchs übertragen. Ich bin selbst Mama von zwei Töchtern. Uns als Familie entspannen gemeinsame Rituale. Manchmal drehen wir auch unsere Lieblingsmusik ganz laut auf und feiern uns gegenseitig. Das A und O ist gegenseitiges Verständnis und eine achtsame Kommunikation. Gerade wenn an einem Tag gefühlt alles schiefgelaufen ist, bitte ich meine Große darum, abends im Bett drei Dinge zu nennen, die schön waren. So schläft sie mit guten Gedanken ein. Ich möchte, dass unser Zuhause ein sicherer Hafen für meine Mädchen ist. 

 

Kontaktdaten:

Mandy Kempert

T. 0172.316 29 17

mandy.kempert@gmx.de