Standort am Naumburger Ring sollte im Sommer 2022 eröffnet werden
Grundschul-Neubau verzögert sich
Eigentlich sollte in diesem Herbst das Baufeld für die neue Grundschule am Naumburger Ring freigemacht werden, doch es tut sich wenig auf der Fläche unweit des U-Bahnhofs Louis-Lewin-Straße. Wie nun bekannt wurde, hat die für den Bau verantwortliche Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen das Vorhaben später als geplant eingetaktet. Der ursprünglich für August 2022 avisierte Eröffnungstermin gerät somit ernsthaft in Gefahr. Für die Schulplanung des Bezirks wäre das ein herber Rückschlag.
„Der Neubau wird dringend gebraucht, um die umliegenden Schulen zu entlasten“, sagt Schulstadtrat Gordon Lemm (SPD). Denn an einer Reihe von Standorten im Hellersdorfer Nordosten sind die Kapazitätsgrenzen längst überschritten. Schon jetzt können nicht mehr alle Schülerinnen und Schüler in den Bestandsgebäuden ihrer Schulen unterrichtet werden: Die überbelegte Grundschule am Schleipfuhl (Nossener Straße 85) hat im August zwölf mobile Unterrichtsräume erhalten und die Pusteblume-Grundschule (Kastanienallee 118) nutzt Räumlichkeiten im Sartre-Gymnasium. Auch die Kolibri-Grundschule (Schönewalder Straße 9) verfügt über keine Raumreserven mehr. Seit letztem Jahr werden sechs Klassen täglich mit Bussen von Hellersdorf nach Biesdorf an den Dankratweg und wieder zurückgebracht. Dort lernen die Kinder in mobilen Unterrichtsräumen (MUR) der ehemaligen Fuchsberg-Grundschule. Weil in der Region derzeit etliche neue Wohnungen entstehen und Familien hinzuziehen, wird sich die Situation auch nicht so schnell von selbst entspannen.
5 Millionen Euro für Container der Kolibri-Grundschule beantragt
Der belastende Bus-Shuttle für die „Kolibris“ hat im kommenden Schuljahr allerdings ein Ende. Das Bezirksamt plant, die Grundschülerinnen und Grundschüler übergangsweise im Haus 3 des benachbarten Melanchthon-Gymnasiums (Adele-Sandrock-Straße 75) unterzubringen. Weil die Oberschule die Räume eigentlich selbst braucht, kann das aber kein Dauerzustand sein.
Vorgesehen ist daher, auf einer Fläche in der Louis-Lewin-Straße nördlich des Hundeplatzes zwölf mobile Unterrichtsräume plus Mensa, Toiletten, Lagerräumen und Lehrerzimmer aufzustellen. Diese Containeranlage soll der Kolibri-Grundschule möglichst ab Sommer 2022 zur Verfügung stehen. Das Geld dafür – immerhin knapp fünf Millionen Euro – hat das Schulamt Ende letzter Woche bei der Senatsfinanzverwaltung beantragt. „Ich hoffe auf eine wohlwollende Prüfung und schnelle Zusage“, so Lemm. Besorgt sei er allerdings über die Aussagen des Bauamts, die Fertigstellung könne sich unter Umständen bis 2023 hinziehen. Das sei viel zu spät „und bei weitem nicht so schnell wie vergleichbare Projekte“, bemerkt der Stadtrat mit Verweis auf die Schulcontainer für die Fuchsberg-Grundschule, die Schleipfuhl-Grundschule und den Lehnitzplatz.
„Ich denke, der August 2022 ist zu schaffen“, äußert sich Baustadträtin Juliane Witt (Linke) gegenüber der „Hellersdorfer“ optimistischer zur Zeitschiene. Schneller als am Mahlsdorfer Lehnitzplatz, wo die Container voraussichtlich ein Jahr nach der Finanzierungszusage bezugsfertig sind, werde es aber auf keinen Fall gehen, räumt Witt ein. Das Vorhaben in der Louis-Lewin-Straße sei deutlich kniffliger.
Ohne Neubau geht das Löcherstopfen weiter
Allein schon das Beispiel Kolibri-Grundschule zeigt, wie dringend eine nachhaltige Lösung gebraucht wird, um die Schulplatzsituation in Hellersdorf-Nord und -Ost zu verbessern. Andernfalls geht das Löcherstopfen weiter und das kostet nicht nur alle Beteiligten Nerven, sondern auch viel Geld. Eine dauerhafte und spürbare Entlastung, das hat das Schulamt in den vergangenen Jahren immer wieder betont, bringt erst die neue Grundschule am Naumburger Ring. Sie ist vierzügig geplant – also für vier Klassen pro Jahrgangsstufe ausgelegt – und bietet Platz für 576 Mädchen und Jungen.
Ihrem Ärger über die drohende Verzögerung des Schulneubaus machte vergangene Woche die Abgeordnete und Kreisvorsitzende der SPD Marzahn-Hellersdorf, Iris Spranger, in einer Pressemitteilung Luft. Sie fordert in dem Schreiben die Senatsverwaltung auf, dafür Sorge zu tragen, dass der gesetzte Termin 2022 realisiert werden könne. Andernfalls müssten Marzahn-Hellersdorf vorsorglich Übergangskapazitäten zur Verfügung gestellt werden. „Es kann nicht sein, dass Bezirke ihre Planungen über den Haufen werfen müssen, weil Bauabläufe sich verzögern. Noch so eine Situation wie am Schulstandort Elsenstraße kann sich niemand leisten“, so Spranger.
Container als mögliche Zwischenlösung
Gordon Lemm hat angekündigt, beim Senat weiterhin für einen zügigen Baubeginn und die Eröffnung der neuen Grundschule zum Schuljahresbeginn 2022/23 zu werben. Einen Plan B braucht er trotzdem, falls der Bau doch erst 2023 fertig wird. „Wir werden mit der Schulgründung nicht warten können, bis das Gebäude steht.“ Als Interimslösung schwebt ihm eine Containerschule vor. Zwei potenzielle Flächen für die Übergangsschule sollen nun auf ihre Eignung geprüft werden. Dabei handelt es sich um ein Grundstück hinter der Louis-Lewin-Straße 40 und das Gelände nördlich des Drachenspielplatzes in der Zerbster Straße. Da bekanntlich auch temporäre Klassenzimmer nicht von heute auf morgen aufgestellt sind, muss sich der Bezirk schon jetzt mit dieser Alternativplanung ranhalten. Bis August 2022 sind es nur noch gut anderthalb Jahre.