Ausstellungszentrum Pyramide zeigt Arbeiten von 15 Kunstlehrenden
Angenehm ruhig und viel zu sehen
Dass Lehrende der Jugendkunstschule Marzahn-Hellersdorf anspruchsvoll Eigenes erschaffen, offenbart das Ausstellungszentrum Pyramide. Während des aktuellen Shutdowns sind einige Arbeiten im Internet zu sehen. Zur Wiedereröffnung nach Corona-Entspannung kann man sich auf den realen Rundgang freuen. Bis weit in das neue Jahr hinein bleibt die Ausstellung dem Publikum erhalten.
Die gläserne Pyramide am großen Verwaltungsgebäude in der Riesaer Straße 94 ist sehr leicht zu erreichen. Auf sechs Ebenen und 500 Quadratmetern entfaltet sie ihr Potenzial für Kurzweil und knisternde Spannung. Vom Ausstellungskeller bis zur Pyramidenspitze sind die verschiedenen Räumlichkeiten sogar für Coronazeiten tauglich (außer natürlich bei angeordneter Schließung, wie es zurzeit der Fall ist). Das Konzept der Ausstellung „Interaktionen“ erarbeiteten Carolina Winkler von der Pyramide (Foto) und Thomas Theus, Leiter der Jugendkunstschule. Sie stellten die unterschiedlichsten Kunstrichtungen von 15 frei arbeitenden Künstler*innen und Kunstlehrer*innen zusammen.
Es überraschen effektvolle Fotografien, Installationen in Klang und Bild, Grafiken und Skulpturen, Kunstwerke aus bemalten Palmblättern, Blau bedruckte Textilien und Arbeiten aus formenreichem Papier – Was hier gesehen werden will, wirkt mal anregend, mal geradezu berauschend, mal beruhigend, mal meditativ, mal bietet es Stoff zum Nachdenken und mal zum Schmunzeln. Eintretende begrüßt eine schmal hochstrebende Bausatz-Skulptur, deren Teile in alle Richtungen bewegt werden können. Auf diese Weise veranschaulicht die Mahlsdorfer Freischaffende Birgit Schöne: Stehst du hier, schaust hierhin. Stehst du ein wenig daneben, nimmst du etwas anderes wahr.
Gleich links vom Eingang lädt die Enkaustik-Künstlerin Anette Ladig zum Sinnenfest herrlicher Farben ein. Besonders fasziniert ihre „Schlummernde Venus“. Interessante Hintergründe gab Thomas Theus seinen Porträts in Acryl auf Leinwand. Lesbar sind junge männliche Zerbrechlichkeit hier, die Power weiblicher Exotik dort und die Auseinandersetzung mit dem Älterwerden.
In der sogenannten „Schatzkammer“, einem der kleineren Räume in der Pyramide, animiert eine Videoinstallation zu Genuss in Muße.
An anderer Stelle sind Fotografien von Mathis Much zu sehen. Sandra Bergemann ging einen Schritt weiter und bearbeitete Fotografien derart, dass sie nun dreidimensional und wie gemalt wirken. Unmittelbar zum Mitmachen lädt die Künstlerin Sandra Schmidt ein. Ihre „Schattenmobile“ bestehen aus verschiedenen, kleinen Gebäuden, von denen Besucher eines auswählen und dazu eine Geschichte schreiben können.
Nach dem Rundgang wieder an der Pyramiden-Tür angelangt, wartet noch ein kleines Zelt auf Entdeckung, verziert mit Gegenständen und Zetteln. Der Kunstschaffende Peter Möller gibt Denkanstöße, warum wohl Menschen hier ihr Lager hatten.
Ute Bekeschus